"Turbulenzen gehören im „COVID-19-Jahr“ 2020 auch an den Aktienmärkten zum Alltag. Im dritten Quartal kletterte der S&P-Index parallel zur Erholung der Wirtschaft weiter nach oben. Dann fiel er zurück, als der Anstieg der Neuinfektionen in Europa eine ähnliche Entwicklung wie in den USA befürchten ließ. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Vorhersagen zum Ende der Pandemie riskant und hängen nicht zuletzt von einem wirksamen Impfstoff ab.
Seit März steigt in den USA die Sparquote der Haushalte. Die Wiedereröffnung der Restaurants und Geschäfte könnte mit einer raschen Erholung des Konsums einhergehen. Diese Entwicklungen sprechen für eine rasche Erholung der Wirtschaft. Unabhängig davon gibt die mächtigste Wirtschaftsnation der Welt mit beispiellosen Konjunkturstimuli während der Corona-Pandemie den weitaus stärksten Impuls für die heimischen Unternehmen. Weitere fiskalpolitische Unterstützungsmaßnahmen vor oder nach den US-Präsidentschaftswahlen in Umfang von bis zu einer Billion US-Dollar sind möglich. Doch welche Sektoren in der neuen Regierungsperiode profitieren, hängt stark von der künftigen Ausrichtung der US-Politik ab. Der Blick richtet sich nun auf die Wahlen in den USA am 3. November, dessen Gewinner den Märkten neue Impulse geben könnte.
Infrastruktur- und Healthcare-Werte im Vorteil
Aus unserer Sicht ist besonders die Zusammensetzung des Kongresses für die künftige Ausrichtung der US-Politik entscheidend. Das derzeit wahrscheinlichste Szenario scheint ein von den Demokraten dominierter Kongress unter der Führung von Joe Biden. Dieser dürfte die von der Trump-Administration 2018 in Kraft gesetzte Senkung der Körperschaftssteuer wieder zurücknehmen und den bisherigen Ankündigungen zufolge sogar um einige Prozentpunkte erhöhen. Es ist davon auszugehen, dass dies Nutznießer der Steuersenkung wie den Einzelhandel, Versorger und Banken empfindlich trifft. Doch auch gegenüber den „Plattform-Unternehmen“ des Tech-Sektors dürften die Demokraten eine deutlich härtere Gangart einschlagen. Aufgrund des von den Demokraten angekündigten „Green New Deal“ winken dem Sektor der alternativen Energien viele Vorteile, wenn mehr Nachhaltigkeit in die US-Energiewirtschaft einkehrt. Darüber hinaus könnte eine allgemeine Krankenversicherung den gesamten Healthcare-Sektor stark begünstigen. Zum demokratischen Wahlprogramm gehört zudem die Verabschiedung eines Infrastrukturpakets. Beide Sektoren sollten aber auch bei einer republikanisch geführten Regierung unter Amtsinhaber Donald Trump profitieren.
IT-Sektor bleibt übergewichtet
Für den Technologiesektor sehen wir abseits möglicher regulatorischer Einschränkungen für einige FAANG-Titel noch viel Potenzial. Die Krise hat zudem einige Trends im Tech-Sektor beschleunigt. Dazu gehören: Home-Office, E-Commerce-Dienstleistungen und Automatisierung von Arbeitsabläufen bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Dementsprechend hoch ist auch unsere Gewichtung. Zu den aussichtsreichen Titeln gehört weiterhin Microsoft, dessen Betriebssoftware eine Milliarde Nutzer verzeichnet und die Arbeit im Home-Office erst möglich macht. Zusätzliche 50 Prozent Marktanteil sind für den Konzern vor dem Hintergrund seiner Online-Angebote noch möglich, denn nur die Hälfte der Nutzer weltweit verfügt über eine Internetverbindung. Krisenfestigkeit bei gleichzeitigem Wachstum haben neben Amazon auch der Lebensmittelriese Walmart sowie der Finanz- und Buchhaltungsdienstleister Intuit bewiesen, dessen adressierbarer Markt noch nicht voll erschlossen ist. Neben Amazon und Facebook trug dieser Titel am meisten zur Performance des Comgest Growth America (ISIN: IE0004791160) bei. Die Corona-Pandemie war zwar ein Stresstest für unser US-Portfolio, dennoch ist uns bei niedriger Volatilität eine gute Performance gelungen. Als Langfrist-Investoren haben wir ohnehin weittragende Entwicklungen im Blick. Diesem Vorhaben haben wir mit weiteren Zukäufen aussichtsreicher US-Qualitätswachstumsunternehmen wie dem Kosmetikanbieter Estée Lauder, dem Elektronikunternehmen Analog Devices (ADI) oder dem Aufzug-Hersteller Otis Rechnung getragen.
Unsere Anlagephilosophie, bei der wir uns auf Qualitäts- und Wachstumsaktien mit starken Geschäftsmodellen und soliden Wettbewerbsvorteilen konzentrieren, hat sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert. Nicht nur in der aktuellen Krise, sondern auch in allen anderen Marktphasen, die wir seit der Rezession von 2009 erlebt haben, hat sich der Qualitätswachstumsansatz bewährt. Wir sind uns daher sicher, dass er seinen Wert auch in diesen schwierigen Zeiten unter Beweis stellen wird. Der US-Markt bleibt für Investoren auf lange Sicht hochattraktiv."
Christophe Nagy, Portfoliomanager des Comgest Growth America
Über Christophe Nagy:
Christophe Nagy trat 2009 als Analyst und Portfoliomanager mit Schwerpunkt US-Aktien bei Comgest ein. Als Leader der US-Aktienstrategie kommt ihm eine entscheidende Rolle beim Aufbau des US Equity-Teams und der Ausrichtung der Research-Aktivitäten zu. Vor Comgest war er ab 1991 bei Mercer Consulting tätig. 1998 wechselte er mit Zuständigkeit für globale Wachstumsportfolios zu Carmignac Gestion, und 2002 übernahm er bei Edmond de Rothschild Asset Management die Aufgabe eines Senior-Portfoliomanagers. Christophe Nagy hat einen Masterabschluss der Ingenieurswissenschaften der Ecole des Mines in St-Etienne, Frankreich und erhielt 1991 einen MBA der INSEAD Graduate Business School bei Paris.