Die K-förmige Erholung – starkes Wachstum oder strukturelle Defizite?

Nach einem höchst ungewöhnlichen Anlagejahr 2020 dürfte sich auch das Jahr 2021 ungewöhnlich gestalten. In der Anlegergemeinde ist ein zyklischer Optimismus zu verspüren, der durch die Einführung von Corona-Impfstoffen ausgelöst und die Erwartung weiterer Lockerungen genährt wird. Comgest | 15.04.2021 10:05 Uhr
Wolfgang Fickus, Mitglied des Investmentkomitees bei Comgest / © Comgest
Wolfgang Fickus, Mitglied des Investmentkomitees bei Comgest / © Comgest
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

So ist zu erwarten, dass die Menschen, sobald die Geschäfte, Restaurants und Theater wieder öffnen und in der Annahme einer breiten Verfügbarkeit von Impfstoffen, wieder in die Realwirtschaft strömen und das genießen, was sie schon immer gerne getan haben: einkaufen, essen gehen, Kinos und Theater besuchen und wieder reisen. Der kurzfristige Wiedereinstieg in die Realwirtschaft könnte daher sehr steil sein, weil die Verbraucher so lange abgeschnitten waren und es einen regelrechten Konsumstau gibt.

Längerfristig betrachtet ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die kommenden Jahre eine typische zyklische Erholung mit Mean-Reversion-Charakter sein werden. Im Gegenteil ist es sehr wahrscheinlich, dass die Erholung so untypisch sein wird wie die Gründe für ihren Ausbruch, die Pandemie, und die Form eines „K“ mit zwei auseinander laufenden Entwicklungen annehmen dürfte: Während einige Wachstumsunternehmen zu neuen Horizonten aufbrechen, kämpfen andere, die mit strukturellen Problemen belastet sind, gegen den Niedergang. Auf welchem Arm des „K“ sich ein Unternehmen wiederfindet, wird unserer Meinung nach maßgeblich davon bestimmt, ob es in die technologische Transformation investiert.

Der obere Arm des K’s wird bestimmt durch Trends, die durch die Covid-19-Pandemie bereits weit vorangetrieben worden. Beispielsweise internetbezogene Aktivitäten und die ihnen zugrunde liegende Technologieplattform, die Cloud, oder auch das Bestreben, auf ökologische Herausforderungen zu reagieren, was durch ein großes europäisches Investitionsbudget alimentiert wird. Diese Trends könnten auch nach der Pandemie noch Rückenwind haben, da sich die Gewohnheiten geändert haben und die Menschen etwa die Bequemlichkeit des Arbeitens und Konsumierens von zu Hause aus entdeckt haben. Auf dem unteren Arm des K’s hingegen könnten einige Branchen langfristig sogar vor größeren strukturellen Herausforderungen stehen als zuvor. Etwa der Automobilsektor, der sich bereits mitten in der technologischen Disruption der Ablösung des Verbrennungsmotors von der E-Mobilität befindet, sowie dem rasant steigenden Softwareanteil, der das Auto intelligenter machen soll. Oder die europäischen Banken, die sich mit strenger Regulierung, einem feindlichen Zinsumfeld und konkurrierenden Fintechs konfrontiert sehen, die mit Unterstützung einer gut kapitalisierten Private-Equity-Branche Zug um Zug Marktanteile in den weniger regulierten und profitableren Bereichen der elektronischen Zahlungsdienste erobern. 

Die Pandemie hat zu einer erheblichen Veränderung beim Verbraucherverhalten geführt, die sich auch in den Unternehmensstrategien niederschlägt. Die Entwicklung des E-Commerce ist dafür ein anschauliches Beispiel: L’Oreal brauchte drei Jahre, um den Anteil seines E-Commerce-Geschäfts am Gesamtumsatz von 8 Prozent (2017) auf 16 Prozent (2019) zu steigern. In den vier Monaten von Februar bis März 2020 konnte es diesen Wert auf 34 Prozent dann glatt verdoppeln. Nach Einschätzung von Morgan Stanley erhöhte sich die E-Commerce-Akzeptanz der Verbraucher im Pandemiejahr 2020 um das Doppelte des langjährigen Mittels. Zugleich erzeugt die wachsende Digitalwirtschaft neue technologische Erfordernisse. So benötigen Online-Kundenkanäle beispielsweise neue Funktionalitäten wie Apps und Chatbots sowie neue Arten des Lieferkettenmanagements. 

Für Anleger wird es darauf ankommen, am oberen Arm des K zu investieren, sei es in IT- und Online-Anbieter oder auch in Real Economy-Unternehmen wie L’Oreal oder Fast Retailing, die frühzeitig und umfangreich in die Digitalisierung investiert haben. Dem gegenüber wird das Meiden von strukturell herausgeforderten Unternehmen und Sektoren auf dem unteren Arm des K, die Gefahr laufen, weiter zurückzufallen, das zweite Standbein für eine langfristig erfolgreiche Aktienauswahl sein. Die „Cloud“ ist ein guter Gradmesser für die zu erwartende Wachstumsdynamik entlang des oberen Arms des K, des langfristigen Digitalisierungstrends der Wirtschaft. Sie ist die IT-Infrastruktur für die Zukunft. Man kann sich die Cloud als eine Art Stromnetz für die digitale Wirtschaft vorstellen. Finanziell und technologisch starke Cloud-Unternehmen wie Amazon, Microsoft, SAP, Alibaba oder Tencent investieren in eine skalierbare Infrastruktur, die es anderen Unternehmen rund um den Globus – vom Großunternehmen bis hin zum Lebensmittelladen um die Ecke – ermöglicht, diese anzuzapfen, wann sie wollen und wofür sie es brauchen, und zwar per Knopfdruck auf die Internettaste, um ihr Geschäft zu digitalisieren. Unternehmen wie Accenture, Intuit, OBIC, Adyen oder GMO Payment, die digitale Dienste anbieten, sind ebenfalls am oberen Arm des K positioniert.

Es gibt weitere Unternehmen, die gut positioniert und für künftige Erfordernisse gewappnet sind. Beispielhaft zu nennen wären hier Unternehmen der Realwirtschaft und etablierte Marken, die als starke Renditequelle für unsere Portfolios weder ihre Attraktivität während der Pandemie verloren haben noch strukturell herausgefordert sind. Es gibt Dinge, die sich einfach nicht ändern, wie der Wunsch nach Schönheit und Mode, auf denen Unternehmen wie Inditex, Uniqlo oder L'Oréal langfristige Geschäftsstrategien aufbauen können. Wenn sie obendrein die Chancen des Internets nutzen, über einen starken Burggraben verfügen und in der Lage sind, Marktanteile zu gewinnen, sehen wir sie ebenfalls am oberen Arm des K fest positioniert. 

Den vollständigen Marktkommentar finden Sie hier als PDF-Datei.

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