Im Rentenmarktteam von Kames Capital sind die steilen Renditekurven der Staatsanleihen schon seit geraumer Zeit ein Thema. Entsprechend haben wir unsere Portfolios so ausgelegt, daß sie von einer Abflachung der Renditekurven profitieren. In den vergangenen Wochen gewährte die amerikanische Notenbankchefin Janet Yellen unseren Kunden unabsichtlich Schützenhilfe, als sie sagte, daß die Zinsen in den USA rund sechs Monate nach einem Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik in die Höhe gehen dürften. Als Folge dieser Äußerung stiegen die Renditen der fünfjährigen US-Staatsanleihe markant von 1.5% auf 1.7%, während die Anleihen mit längeren Laufzeiten in einer gewissen Handelsspanne verharrten. Mit anderen Worten: Die Renditekurve flachte ab. Unseres Erachtens dürfte diese Bewegung noch viel weitergehen.
Derweil spricht man in Europa überall vom Beginn der quantitativen Lockerung seitens der EZB. Wenngleich die Bundesbank etwas von ihrer starren Haltung abgekommen ist, dürften kaum Maßnahmen ergriffen werden, bevor die EZB die Prüfung der Aktiva-Qualität (AQR) abgeschlossen hat. Mario Draghi und seine Kollegen von der EZB werden sich auf kurze Sicht weiterhin mit „verbaler Lockerung“ begnügen müssen.
Unsere strategischen Anleiheportfolios bergen ein minimales Durationsrisiko. Investment-Grade-Anleihen sind nach wie vor unsere bevorzugte Anlageklasse, wobei Papiere mit attraktivem Wertsteigerungspotenzial immer seltener werden. Wir haben aus taktischen Überlegungen diverse Handelstransaktionen in Additional-Tier-1(AT1)-Anleihen getätigt. Da es sich dabei um Anleihen mit einem sehr hohen Beta handelt, sind wir bezüglich Risiko und Wahl der Emittenten äußerst vorsichtig.
Bei den hochverzinslichen Anleihen besteht nur begrenztes Aufwärtspotenzial. In dieser Kategorie bevorzugen wir aufgrund der höheren Rendite und der stärkeren Wirtschaft die hochverzinslichen US-Anleihen. Wir halten eine kleine Anzahl von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (EM), beabsichtigen aber nicht, der Kursrally der EM-Schuldpapiere nachzujagen. Am attraktivsten erscheinen uns die hypothekenbesicherten Wertpapiere (Mortgage-backed Securities) des US-amerikanischen Wohnungsmarkts. Hier sehen wir ein hervorragendes Entwicklungspotenzial mit einem möglichen Wertzuwachs. Allerdings sind die Anleihen äußerst schwer zu finden.
Insgesamt gehen wir davon aus, daß die Renditen der Staatsanleihen im weiteren Verlauf des Jahres leicht steigen werden. Unseren Schätzungen zufolge wird die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe Ende 2014 bei rund 3.25% liegen, was gegenüber dem aktuellen Niveau einem Anstieg von 60 Basispunkten entspricht. Zwar teilen wir die Ansicht des Marktes bezüglich fehlendem Betapotenzial in den Anleihemärkten, doch auch an diesen Märkten kann man unseres Erachtens immer noch Alpha erzielen. Entsprechend sehen wir den Sommermonaten mit Gelassenheit entgegen.