Auch im November erzielte der Markt wie fast das ganze Jahr über weiterhin positive Renditen, befeuert durch die unersättliche Nachfrage nach jeglicher Anlageform mit Rendite. Die Preise von Vermögenswerten stiegen infolge der andauernden und vorausgesagten Lockerung der Geldpolitik in Japan und Europa. Mit anderen Worten: Es bleibt mehr oder weniger alles beim Alten.
Die Märkte für Staatsanleihen haben sich 2014 gut entwickelt – besser als von uns erwartet. Der Großteil des europäischen Anleihemarktes wirft eine Rendite von weniger als 1% ab, ein beträchtlicher Teil wird sogar mit einer negativen Rendite gehandelt. Japans weitere Lockerung der monetären Zügel schürte Erwartungen, dass die Europäische Zentralbank dem Beispiel der BoJ folgen werde, was niedrigere Bund-Renditen begünstigte. Der Trend zu niedrigeren Renditen wurde durch eine unerwartete Leitzinskürzung der chinesischen Notenbank unterbrochen. Der Markt interpretierte dies voreilig als Hinweis auf einen bevorstehenden Konjunktureinbruch.
Aber dann brachte das OPEC-Treffen Ende November trotz des Ölpreisverfalls nicht die von vielen Marktbeobachtern vorausgesagte Fördermengensenkung. Andererseits dürften niedrige Inputkosten und mehr Geld in den Taschen der Verbraucher das globale Wirtschaftswachstum wieder hochtreiben. Unseres Erachtens ist jedoch Vorsicht geboten hinsichtlich einer Abwärtsspirale beim Preisdruck auf Waren und Dienstleistungen, die Konsum und Investitionen abwürgen würde. Sollte dieser Fall eintreten, würde es sich im Zinsbereich möglicherweise lohnen, in kurzlaufende Bundesanleihen mit negativer Rendite zu investieren.
Unter den Unternehmensanleihen stehen Investment-Grade-Papiere gegenwärtig gut da, und Rückzahlungen und Veränderungen bei den Laufzeiten haben einen leichten Anstieg des Bruttoangebots neutralisiert. IG-Anleihen weisen jedoch eine gewisse Korrelation mit der makroökonomischen Entwicklung auf. So wurde das BIP-Wachstum in den USA im dritten Quartal annualisiert auf 3.9% angehoben, also eine Rate, die engere Spreads und die Gewinnausweise und Bilanzen von Unternehmen begünstigen dürfte. Hingegen haben die Hochzinsanleihen im November aufgrund eines gestiegenen Angebots in den USA eine negative Rendite abgeworfen. Schwächer entwickelten sich auch Anleihen, die direkt oder indirekt mit dem Öl- und Energiesektor in Zusammenhang stehen, aber wir sind zuversichtlich, dass es sich hierbei um eine vorübergehende Erscheinung handelt. Angesichts unseres begrenzten Engagements in dem Sektor erörtern wir gerade, ob und wann wir hier gegebenenfalls unsere Gewichtung anheben sollen. Anstatt uns blindlings auf eine Prognose der Ölpreise in 12 Monaten zu verlassen, greifen wir lieber auf unser Research zurück, das uns bei der Bestimmung der geeigneten Einstiegschancen unterstützt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich dieser Sektor in den kommenden 12 Monaten als einer der besten Performer erweisen wird.
An unseren konservativen Ansatz – vor allem gegenüber dem Zinsrisiko – werden wir auch zu Beginn des neuen Jahres festhalten. Es besteht die Hoffnung, dass wir im Zinsbereich auch 2015 wieder ansprechende Erträge erzielen, sofern Wachstum und Inflation einen überraschenden Sprung nach oben machen und die Zinsmärkte mit sich ziehen.
Noch im alten Jahr sei daran erinnert, dass die G7-Staaten allgemein einen hohen Finanzierungsbedarf haben und alles daran setzen, die weiteren indirekten Kosten im Zusammenhang mit der Schuldenrückführung zu minimieren. Es besteht die Notwendigkeit „den Schuldenberg zu sozialisieren”. Dies lässt sich auf nutzbringende Weise erreichen, indem Kleinanlegern, Pensionskassen und Lebensversicherern der Kauf von Anleihen mit langer Duration und niedrigen Zinsen schmackhaft gemacht wird. Ein weiterer Grund für den Kauf von Anleihen!
David Roberts, Head of Fixed Income, Kames Capital