Mittlerweile sind die ersten zwei Monate des neuen Jahres fast vergangen. Was hat sich seit Jahresbeginn getan?
Der Start ins neue Jahr ähnelt einer beschleunigten Variante des abgeschlossenen Jahres 2014. Gerade dachte man noch, die Märkte könnten keine weiteren Überraschungen mehr bereithalten, da tritt bereits wieder eine Reihe von Ereignissen ein, die in ihrer Gesamtheit selbst langjährige Konstrukte auf die Probe stellt: die Verabschiedung eines quantitativen Lockerungsprogramms seitens der EZB, wo doch die Wirtschaftsdaten für die Eurozone gerade wieder nach oben tendierten; der Rückgang der Renditen 10-jähriger Schweizer Staatsanleihen auf -0.30%, was bei wichtigen Währungen Schwankungen von 15% an einem Tag auslöste; und die merkwürdige Bande zwischen Griechenland und Russland.
Sie erwähnten, dass die Eurozone vor Einführung des QE-Programms der EZB scheinbar wieder Fahrt aufgenommen hatte. Könnten Sie das bitte ausführlicher erklären?
Wir sind nicht der Meinung, dass in Europa alles rund läuft. Aber wir sollten beispielsweise auch die folgenden Statistiken beachten: In Deutschland sinkt die Arbeitslosenquote weiter und befindet sich derzeit bei knapp über 6% und damit auf dem tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung des Landes. In Spanien stiegen die Einzelhandelsumsätze im Dezember gegenüber dem Vorjahresmonat um 6.6%.
Und Stimulusmaßnahmen bringen auch Komplikationen mit sich.
Richtig. In Nordamerika flossen indirekt QE-Mittel in Höhe von etwa USD 500 Milliarden in die Ölförderung und -produktion. Dieses „billige“ Geld, das freundlicherweise von der US-Notenbank zur Verfügung gestellt wurde, hätte Wachstum und Preisstabilität unterstützen sollen. Da die günstigen Mittel jedoch über einen zu langen Zeitraum bereitgestellt wurden, bildete sich eine Produktionsblase bei Erdöl und verwandten Rohstoffen – daraus wiederum eine mittelfristige Bedrohung für die Preisstabilität, die eine Headline-Deflation hervorrief. Die entsprechenden Auswirkungen bekommen wir derzeit im Energiesektor zu spüren.
Welche Strategie wird Kames Capital mit Blick auf dieses Umfeld für seine globalen Anleihen verfolgen?
Unsere Strategie bleibt einfach: Wir werden den Markt nicht shorten. Andererseits wollen wir unsere Kundengelder keinem leichtfertigen Risiko durch aggressive Long-Positionen aussetzen. Wir halten daher Ausschau nach Relative-Value-Chancen, die der Markt glücklicherweise noch in Hülle und Fülle bereithält. Unsere Long-Positionen in kanadischen und australischen Anleihen zahlten sich im Vergleich zu US-Papieren aus. Außerdem profitierten wir von der Volatilität langfristiger US-amerikanischer und deutscher Wertschriften, zum Teil dank unserer langfristigen strategischen Ausrichtung auf eine "Kurvenabflachung".
Welchen Ansatz verfolgt der Fonds für Investitionen im Hochzinsbereich?
Wir bauten Positionen in Unternehmen aus dem US-Ölsektor weiterhin gezielt aus, als die Rohölpreise unter die 50-USD-Marke pro Barrel sanken. Wir bleiben der Ansicht, dass viele Emittenten von Hochzinsanleihen auf lange Sicht attraktives Wertpotenzial bieten. In einigen Fällen dürften die Renditen sogar wieder auf über 10% steigen.
Stellen Anleihen aus dem Investment-Grade-Bereich eine Alternative für 2015 dar?
IG-Anleihen stellen normalerweise solange eine gute Option dar, bis die monetären Zügel deutlich angezogen werden, womit in naher Zukunft nicht zu rechnen ist. Im Augenblick halten wir angesichts der Tatsache, dass Kreditausfälle lediglich als kleiner Punkt in der Ferne auszumachen sind, an unserer starken Gewichtung von IG-Anleihen fest. Sollte ich unbedingt einen Zeitpunkt nennen müssen, ab dem sich dies ändern könnte, würde ich das 2. Quartal 2016 anführen.
Wie haben Sie den Fonds positioniert, um von diesem Umfeld im Jahr 2015 zu profitieren?
Der Kames Strategic Global Bond Fund zeichnet sich durch seine flexible Ausrichtung aus. Wir streben eine Maximierung der Gesamtrendite an. Dazu nutzen wir Anlagechancen an den weltweiten Anleihenmärkten, die uns angemessen erscheinen. Wir investieren ausschließlich in Anleihen – wir tätigen keine Investments in Aktien, Wandelanleihen, Währungen oder sonstige Anlageklassen, die nicht in einen Anleihenfonds gehören. Darüber hinaus verfolgen wir einen flexiblen Ansatz bei der Vermögensallokation, indem wir Anlageentscheidungen treffen, die es uns ermöglichen, das Potenzial sich bietender Marktchancen für unsere Kunden zu heben. Dank der Beständigkeit unseres Teams und unseres Anlageprozesses weist der Fonds seit seiner Lancierung im Jahre 2007 eine ausgezeichnete Erfolgsbilanz aus.