Sind deutsche Bundesanleihen "einem gefährlichen Cocktail" ausgesetzt?

Deutsche Bundesanleihen sind möglicherweise mit einer bedrohlichen Mischung aus wiederauflebender Inflation und Lohnanhebungen konfrontiert, welche sich im Laufe des Jahres negativ auswirken könnte, warnt David Roberts von Kames Capital. Aegon Asset Management | 07.04.2015 10:24 Uhr
David Roberts, Head of Fixed Income, Kames Capital
David Roberts, Head of Fixed Income, Kames Capital
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Roberts, Leiter Fixed Income bei Kames Capital und Co-Manager mehrerer Fonds, darunter der Kames Strategic Global Bond Fund mit einem Volumen von € 881.4 Millionen (USD 988.6 Mio.)*, ist der Ansicht, dass die Renditen deutscher Bundesanleihen in nächster Zeit zwar weiter gegen Null tendieren könnten, die Anleihen jedoch auch innerhalb eines überschaubaren zeitlichen Rahmens ernsthaftem Gegenwind ausgesetzt seien. 

„Das Risiko offenbart sich deutlich, sobald man Bundesanleihen über den kürzest möglichen Zeitraum hinweg betrachtet‟, sagt Roberts. „Bundesanleihen sind während der kommenden sechs Monate potenziell starken Risiken ausgesetzt, etwa dann, wenn der kurzfristige Deflationsdruck nachlässt. Wir sehen vermehrte Anzeichen dafür, dass sich in Kerneuropa allmählich ein Lohndruck aufbaut. Ohne das Eingreifen der EZB würden sich die Kurse der Anleihen von EU-Kernländern auf deutlich höherem Niveau bewegen.‟ 

Die Renditen von Bundesanleihen sanken innerhalb eines Jahres von über 1.5% auf derzeit unter 0.3%, da die Gefahr einer Deflation und mangelndes Wachstum Anleger von der Notwendigkeit überzeugten, sich zum Schutz ihrer Portfolios auf deutsche Staatspapiere als sicheren Hafen zu fokussieren. Nun, da die EZB im Begriff ist, ihr eigenes quantitatives Lockerungsprogramm umzusetzen, haben sich Anleger mit dem Gedanken angefreundet, dass Renditen noch tiefer sinken können. 

Roberts ist jedoch der Ansicht, dass der Erwerb dieser Wertpapiere für Investoren inzwischen zu viele Risiken birgt. Er weist darauf hin, dass EZB-Mitarbeiter in einzelnen internen Prognosen davon ausgehen, dass die Inflation der Verbraucherpreise in Europa im Jahr 2017 über Plan liegen werde, während ein schwächerer Euro und die leichte Erholung der Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen die Inflation schneller als erwartet ansteigen lassen könnten. 

„In Europa braut sich ein für Bundesanleihen möglicherweise gefährlicher Cocktail zusammen und Anleger sollten sich dessen bewusst sein“, so Roberts. „Sollten die Anzeichen einer strukturellen Verbesserung in Teilen der Eurozone anhalten, werden die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen unseres Erachtens binnen sechs Monaten wieder auf über 0,5 Prozent ansteigen und bis Jahresende möglicherweise sogar bei fast ein Prozent liegen, wenn die US-Notenbank oder andere Zentralbanken erste Zinsanhebungen vornehmen.‟ 

Während Roberts erklärt, dass Anleger sich dem europäischen QE-Programm nicht verwehren sollten, weist er darauf hin, wie die Anleiherenditen in anderen sicheren Häfen mit Einleitung eines QE-Programms und anschließend wiederkehrendem Wachstum nachgaben. Vor allem angesichts derart niedriger Renditen für deutsche Bundesanleihen gibt er zu verstehen, dass jeder weitere Renditerückgang vom derzeitigen Niveau genutzt werden sollte, um Gewinne mitzunehmen und Positionen zu schließen: „Bundesanleihen eignen sich bei den derzeitigen Kursen ganz klar als Short-Positionen. Anleger sollten einen weiteren Rückgang der Rendite in nächster Zeit für Gewinnmitnahmen bei dieser Trading-Idee nutzen, die mittlerweile weitestgehend ausgereizt ist“, so Roberts. 

Sein Resümee: „Während die EZB vorerst mit ihren Anleihekäufen zufrieden ist, wird Mario Draghi die Käufe einstellen, sobald sich erste Anzeichen eines strukturellen Wandels in Spanien, Portugal und Italien mehren und so die konjunkturelle Erholung vorantreiben, woraufhin die Renditen auf realistischere Niveaus klettern werden.“

*Quelle: Kames Capital per 27. Februar 2015

** Quelle: Kames Capital per 31 Dezember 2014

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