"Seit Atatürk hat das türkische Militär gewährleistet, dass die Trennung von Religion und Staat in einem gewissen Maß aufrechterhalten wird. Es sieht sich als Überwacher der Verfassung von 1928 in welcher die Festlegung des Islam als Staatsreligion eliminiert wurde. Das Militär war bis anhin der Vertreter aller sozialen Gruppen, Klassen und Religionen und wurde allgemein als Retter der Türkei betrachtet. Die Ereignisse von letzter Woche waren weitgehend eine Reaktion auf die schleichende Islamisierung der türkischen Regierung und türkischer Institutionen und folgte auf eine Warnung, die das Militär 2007 an die AKP richtete.
Wir betrachten die Maßnahmen der Regierung seit dem gescheiterten Putschversuch als bedeutendes Vertrauensmanko Schlüsselinstitutionen wie Justiz, Medien und der Bildungssektor haben in der letzten Woche eine Beschränkung ihrer Unabhängigkeit erfahren. Als Folge davon riskiert die Türkei ein Staat zu werden, in dem Politik und Institutionen extraktiv wirken anstatt integratives Wachstum zu unterstützt. Zusammen mit der Abhängigkeit der Türkei von kurzfristiger Fremdfinanzierung könnte dies das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit des Landes untergraben und wir können Anfänge von Widerstand gegen die Erneuerung von einem Teil der Konsortialkredite feststellen, zum Beispiel im türkischen Bankensektor. Zum Mindesten wird dies teurer. Wir sind ebenfalls darüber besorgt, dass diese Entwicklung ein politisches Vakuum in Syrien erzeugen könnte und schließlich Auswirkungen auf den Rest von Europa hat.
Bis heute war die Türkei fiskalisch ziemlich zurückhaltend, das Haushaltsdefizit betrug im vergangenen Jahr knapp über 1% des BIP und die Staatsverschuldung war auf einem niedrigen Niveau. Sollte die Türkei diesen steuerlichen Anker lichten, wird sich das Bild aus Anleihensicht weiter verschlechtern. Dies könnte der Preis sein, den man unter einer veränderten Verfassung bereitwillig bezahlt, um die Popularität eines Präsidenten mit neu erweiterten Befugnisse zu steigern.
Im Lichte dieser Anleihen-Nachteile gewichten wir im Kames Emerging Market Bond Fund Positionen in der Türkei unter. Diese Einschätzung wurde bereits vor dem Putschversuch von letzter Woche umgesetzt, da wir Bedenken hatten bezüglich der Auswirkung eines Schlages gegen den türkischen Tourismus-Sektor auf das aktuelle Leistungsbilanzdefizit. Wir betrachteten das als erhöhte Abhängigkeit von Fremdfinanzierung des Portfolios."
Scott Fleming, CFA, Investment-Manager - Fixed Income, Kames Kapital