Japan - Rückkehr zur Nullrendite

Laut Scott Jamieson, Head of Multi-Asset Investing bei Kames Capital, sollte man sich bereits jetzt an die Abkürzung „YCC“ gewöhnen, die für die sogenannte „Renditekurvenkontrolle“ (yield curve control) steht. Dahinter verbirgt sich schlicht und ergreifend das Ziel der Bank of Japan (BoJ), das Bankensystem zu stützen. Aegon Asset Management | 06.10.2016 12:32 Uhr
Scott Jamieson, Head of Multi-Asset Investing, Kames Capital / ©  Kames Capital
Scott Jamieson, Head of Multi-Asset Investing, Kames Capital / © Kames Capital
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"Die Geldpolitik hat seit der Kreditklemme eine lange Liste obskurer Abkürzungen zu Tage gefördert, und die japanische Notenbank Bank of Japan (BoJ) hat diese unlängst um eine weitere ergänzt. Daher sollte man sich bereits jetzt an die Abkürzung „YCC“ gewöhnen, die für die sogenannte „Renditekurvenkontrolle“ (yield curve control) steht. Dahinter steht schlicht und ergreifend das Ziel, das Bankensystem zu stützen.


Die Renditekurve in Japan ist inzwischen negativ, was die Fähigkeit der Banken gefährdet, normal zu funktionieren, und einen Schatten auf die wirtschaftlichen Aussichten des Landes wirft. Die BoJ ist an einem Punkt angelangt, an dem diese außergewöhnliche Geldpolitik mehr Probleme verursacht als sie löst. Denn es macht keinen Sinn, die Kreditkosten zu senken, wenn dadurch der Mechanismus zur Weitergabe von Krediten, sprich das Bankensystem, geschwächt wird. 

In Zukunft wird die BoJ die laufende quantitative Lockerung bewusst anpassen, mit dem Ziel, eine steilere Renditekurve zu erreichen. Wie steil, ist bisher unklar. Gleichwohl ist die japanische Notenbank bemüht sicherzustellen, dass die Rendite auf die zehnjährige Staatsanleihe nicht unter null sinkt. Zuletzt markierte sie Ende Juli einen Tiefstand von minus 0,3%. Hierzu wird die BoJ möglicherweise zehnjährige Anleihen verkaufen und Anleihen aus dem kürzeren Laufzeitenspektrum kaufen müssen. Das würde eine Umkehr der Operation Twist seitens der US-Notenbank Fed 1961 und 2011 bedeuten und wahrscheinlich zu einem Ende des jahrzehntelangen Abwärtstrends der Renditen im zehnjährigen Spektrum führen.


Die Währungshüter, die eine schwächere Währung herbeisehnen, stehen vor der Herausforderung, dass Japan nach einer ausgeglichen Außenwirtschaftsbilanz 2014 inzwischen wieder einen erheblichen Außenhandelsüberschuss aufweist, der den Yen ohne Weiteres um zusätzliche 20% nach oben schicken könnte.  Damit würde, sofern nicht bereits geschehen, das Ziel verfehlt, die Wirtschaftstätigkeit durch einen Abwertungswettlauf anzukurbeln. Die Einführung der YCC verdeutlicht möglicherweise zum ersten Mal, wie teuer das Festhalten an einer expansiven Lockerung und einer Nullzinspolitik über einen längeren Zeitraum zu stehen kommt. Daher ist davon auszugehen, dass sich die außergewöhnliche Geldpolitik zumindest in Japan ihrem Ende zuneigt.  

Außerdem spricht einiges dafür, dass die YCC letztendlich scheitern wird - genau wie jede andere vorangegangene politische Maßnahme in Japan. Japan steht vor zahlreichen Herausforderungen, nicht zuletzt dem demographischen Druck einer alternden Bevölkerung, die kürzlich für Schlagzeilen sorgte: 27% der Japaner sind über 65. Die wirtschaftlichen Aussichten für Arbeitnehmer in Japan sind äußerst erfreulich und besser als in den meisten anderen Industrieländern. Die Zahl der Arbeitnehmer entwickelt sich jedoch leider rückläufig (minus 9% in den letzten zehn Jahren). Die Herbeiführung einer Rendite von unter null Prozent für zehnjährige Anleihen entspricht bei Weitem nicht dem, was an Abhilfemaßnahmen erforderlich ist. Für Anleger war der Yen in schwierigen Zeiten ein sicherer Hafen. Daran wird die Kontrolle der Renditekurve nichts ändern."

Scott Jamieson, Head of Multi-Asset Investing, Kames Capital

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