Europäische Aktien
Europäische Aktien haben sich nach dem Brexit wieder einigermaßen erholt, vor allem dank einer recht erfreulichen Berichtssaison. Dennoch fallen Wirtschaftswachstum und Inflationsdruck weiterhin verhalten aus. Und auch die Probleme, mit denen die Banken der europäischen Peripherie zu kämpfen haben, dürften sich so schnell nicht lösen lassen, da ein weiterer Rückgang der Anleiherenditen den Druck auf Finanzwerte erhöht. Als wichtige Performancetreiber sehen wir in diesem Umfeld in Zukunft die durch Cash-Generierung gestützten gewinnbezogenen Fundamentaldaten. Unser Fokus gilt daher Aktien mit positiver Gewinndynamik. Deshalb halten wir gegenwärtig Positionen in Allianz, Anheuser-Busch Inbev, Roche und Swedbank.
Britische Aktien
Seit der Brexit beschlossene Sache ist, erweisen sich die Unternehmensgewinne in Großbritannien notierter Firmen als Kurstreiber. Das schwache Pfund Sterling hat die KGV-Schätzungen für 2017 begünstigt und verleiht den Unternehmen kräftigen Rückenwind, die den Großteil ihrer Gewinne im Ausland generieren. Hingegen haben binnenmarktorientierte Unternehmen unter den niedrigeren Wirtschaftswachstums-prognosen nach dem Votum gelitten. Wir sind der Meinung, dass seit der Brexit-Entscheidung noch nicht genügend harte Daten vorgelegt wurden, die das Ausmaß dieser Einbußen rechtfertigt. In Anbetracht sinkender Renditen stufen wir die Aussichten für Finanztitel weiterhin vorsichtig ein und bevorzugen Aktien mit starker Fähigkeit zur Cash-Generierung, die ihre Gewinne noch steigern können.
US-Aktien
Die Volatilität an den US-Märkten impliziert angesichts der politischen und wirtschaftlichen Risiken, die sich am Horizont abzeichnen, einen zu freundlichen Ausblick. Diese Risiken sind vor dem Hintergrund eines schwachen Unternehmensvertrauens und niedriger Kapitalausgaben zu betrachten. In Anbetracht dessen haben wir den Eindruck, dass die derzeitigen Bewertungen auf hohen Erwartungen beim Gewinnwachstum oder irgendeiner Art der Intervention beruhen. Wir glauben nicht, dass das erwartete Gewinnwachstum erzielt wird. Denn die Gewinnprognosen der Unternehmen für das dritte Quartal 2016 fallen überwiegend negativ aus. Zudem beeinträchtigen die Auswirkungen niedriger Zinsen auf die betriebliche Altersversorgung die Investitionsfähigkeit der Unternehmen zusätzlich.
Schwellenländeraktien
Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern hat sich stabilisiert und Aktien werden mit einem attraktiven Abschlag gegenüber ihren Pendants aus den Industrienationen gehandelt. Dynamik prägte die jüngste Entwicklung der Schwellenmärkte. So übertrafen die Unternehmensgewinne dank steigender Margen und sich abzeichnender Umsatzsteigerungen die Erwartungen. Damit diese Dynamik jedoch anhält, müssen sich die Preise von Vermögenswerten und das globale Wachstum weiterhin positiv entwickeln. Und das birgt ein Risiko: Ein zu starkes Wachstum wird die Dynamik voraussichtlich abwürgen, da eine Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Umfeld günstigere Rahmenbedingungen für eine Anhebung der US-Zinsen schafft. Unter den Schwellenländern ist Asien in unseren Augen am besten aufgestellt, da dortige Unternehmen durch stärkere Bilanzen und bessere Cashflows überzeugen.
Immobilien
Die Immobilienpreise in Großbritannien sind in Folge des Brexit-Votums gesunken, zum Teil aufgrund von Zwangsverkäufen im Bereich der Einzelhandelsimmobilien wegen Rücknahmen von Fondsanteilen. Auf kurze Sicht können Anleger derzeit qualitativ hochwertige Immobilien zu attraktiven Preisen erstehen. Der börsennotierte Immobiliensektor bietet gegenwärtig zahlreiche Chancen außerhalb Großbritanniens, sowohl in den Industrienationen als auch in den Schwellenländern. Der Markt zeichnete sich zuletzt durch starke Renditen aus. Das dürfte sich in einem für noch längere Zeit niedrigen Zinsumfeld zunächst auch nicht ändern.
Festverzinsliche
Die Bewertungen von Staatsanleihen erscheinen weiterhin überzogen. Weltweit verharren ihre Renditen auf historischen Tiefständen oder in deren Nähe. Getrieben wurden sie durch technische Faktoren. Die Bank of England kündigte nach dem Brexit ein neues geldpolitisches Stimulusprogramm an und die Eurozone und Japan setzen ihre lockere Geldpolitik fort. Auch Unternehmensanleihen erscheinen recht hoch bewertet in Anbetracht der möglichen Verschlechterung der Fundamentaldaten. Da die Notenbanken in nächster Zeit voraussichtlich an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten werden, dürften die technischen Rahmenbedingungen künftig die Renditen an den Rentenmärkten bestimmen und antreiben.
Anleihen und Anleihen-Proxies haben Anlegern 2016 starke Renditen beschert. Dieser Trend könnte anhalten, solange uns eine negative Überraschung beim globalen Wachstum erspart bleibt und sich die US-Notenbank weiterhin falkenhaft äußert, jedoch taubenhaft handelt. Zudem kommt festverzinslichen Anlagen zugute, dass immer mehr Anleger akzeptieren, dass das natürliche Zinsniveau weltweit gesunken ist. Wohin die Reise an den Märkten nun geht, ist ungewiss. Wir fokussieren uns darauf, Gewinne in Relative-Value-Chancen zu reinvestieren, ohne das Gesamtrisiko zu erhöhen.
Vincent McEntegarts Einschätzungen als innovative Infografik: