In einem Niedrigzinsumfeld, in dem Absolute-Value eine Seltenheit und passives Exposure im Fixed-Income-Bereich wenig sinnvoll ist, sollten Anleger auf der Suche nach einer Alternative zu Barmitteln laut McNeill folgende drei Zinsstrategien in Erwägung ziehen: Cross-Market-Positionen, Renditekurvenpositionierung und Inflations-Breakeven.
„Was die Cross-Market-Strategie anbelangt, so war der Abstand zwischen fünfjährigen US-Papieren und äquivalenten deutschen Anleihen in neuerer Zeit mit rund 2,5% niemals größer“, berichtet der Manager. „Wir versuchen, genau diese extremen Bewertungen ausfindig zu machen und auszunutzen, wobei wir recht vorsichtig vorgehen: Denn was auf den ersten Blick wie ein attraktiver Spread aussieht, kann sich als Trugbild erweisen, sobald die Währungsabsicherung berücksichtigt wird.“
In Bezug auf die Renditekurvenpositionierung dürften McNeill zufolge die voneinander abweichenden Maßnahmen der Notenbanken Anlegern attraktive Chancen bieten: „Der Spread zwischen fünf- und dreißigjährigen US-Treasuries liegt momentan bei rund 1,1%“, so der Co-Manager. „Wenn die US-Notenbank ihre Ziele weniger offensiv verfolgt als vom Markt derzeit eingepreist, erscheint uns eine Bewegung in Richtung 1,4% wahrscheinlich. Sollten relevante US-Makrodaten jedoch besser als erwartet ausfallen und die Fed ihre geldpolitische Straffung vorzeitig forcieren, wäre eine Abflachung diese Kurve auf 0,8% oder tiefer durchaus möglich.“
In punkto Inflation-Breakeven könnte eine falkenhaftere Haltung der Bank of England Anleger im laufenden Jahr für eine Überraschung sorgen. „Nach dem UK-Referendum sind die Inflationserwartungen, die sich an indexgebundenen Gilts ablesen ließen, deutlich gestiegen“, sagt McNeill. „Wir sind der Meinung, dass die aktuellen Preise das düstere Bild einer anhaltend hohen Inflation in Großbritannien vermitteln. Die zuständigen Behörden werden eine galoppierende Inflation in unseren Augen jedoch nicht so leicht hinnehmen, wie von vielen angenommen. Sie dürften die Beibehaltung der finanziellen Stabilität und des Vertrauens in Großbritannien als Investitionsstandort in den Mittelpunkt stellen. Aus diesem Grund halten wir Ausschau nach Kaufgelegenheiten, um von den unseres Erachtens übermäßig pessimistischen Bewertungen zu profitieren.“
McNeill glaubt, dass die Entscheidungsträger in den USA voraussichtlich den entgegengesetzten fiskalpolitischen Weg einschlagen werden. „Die neue Regierung wird voraussichtlich einen wachstumsfreundlichen und protektionistischen Politikmix verfolgen, der höhere Inflationserwartungen nach sich ziehen könnte“, sagt er.
McNeill berichtet darüber hinaus, dass dem Fixed Income-Team von Kames bewusst ist, dass sich der Kreditzyklus in einem reifen Stadium befindet und die Unternehmensverschuldung in den USA gestiegen ist. Das Team sieht laut McNeill keine Anzeichen von Euphorie, weist jedoch darauf hin, dass der Zinsdeckungsgrad gesunken ist (sich aber angesichts der niedrigen Finanzierungskosten immer noch auf einem gesunden Niveau bewegt).
„Die Spreads unterschiedlicher Anlagekategorien verengen sich weiter und der Renditeaufschlag beim Kauf von Unternehmensanleihen geringerer Bonität rentiert sich nur dann, wenn Anleger eine Fortsetzung dieses Trends erwarten“, so McNeill. „Die Jagd nach Rendite und die Bereitschaft, ein größeres Kreditrisiko bei geringerer Spread-Kompensation einzugehen, kann auf einen Verlust an Marktdisziplin hindeuten.“ Auf Sektorebene bieten McNeill zufolge Finanztitel im Vergleich zu Industrie- und Versorgertiteln attraktives Wertpotenzial, vor allem seit der geringeren Verschuldung und besseren Kapitalisierung der Banken infolge schärferer regulatorischer Bestimmungen. „Die Anlageklassen- und Länderauswahl sind sonstige Themen, mit denen wir Wert schöpfen können“, erklärt McNeill. Die verzerrende Wirkung der EZB-Lockerungsmaßnahmen lässt den europäischen Kreditmarkt gegenüber seinem US-Pendant teuer erscheinen. Um daraus resultierende Chancen zu nutzen, könnten Anleger Relative-Value-Positionen eingehen, anstatt sich dem allgemeinen Beta des Marktes auszusetzen.“
Obwohl der verfügbare Excess-Spread kurzlaufender Unternehmensanleihen unterhalb des historischen Durchschnitts liegt, lohnt es sich laut McNeill, Anleihen bis zur Fälligkeit zu halten und Couponzahlungen mitzunehmen, da diese Erträge ohnehin unter ihren historischen Normbestand verharren.
Der Kames Absolute Return Bond Global Fund strebt über einen rollierenden Zeitraum von drei Jahren positive absolute Renditen ungeachtet der Marktbedingungen an. Der Fonds feiert im April 2017 sein zweijähriges Bestehen.