Anlagen in globale Bankaktien waren schon immer eine heikle Angelegenheit. Der Beinah-Kollaps des Finanzsystems vor etwa zehn Jahren hat die Situation in letzter Zeit zusätzlich erschwert. Die Kurse von Bankaktien beinhalten unzählige Faktoren, und in den meisten Ländern werden Bankaktien gern als Barometer für die Konjunkturlage im Inland, in der Region oder auch weltweit gewertet. Aber wir wollen dennoch versuchen, den Investment Case vereinfacht darzustellen. Die Erträge im Bankensektor resultieren aus einer Kombination von Zinsen, Regulierung und Rivalen. Vor diesem Hintergrund schneiden sie unter zwei Aspekten deutlich besser, unter einem jedoch deutlich schlechter ab. Das erklärt wahrscheinlich, weshalb Anleger sich seit Kurzem auf den Sektor zurückbesinnen. Steigende Zinsen sind gut für die Kreditmargen und bilden die Grundlage für höhere Wiederanlagerenditen, sprich Erlöse. Die notwendigen Regulierungsauflagen werden, nachdem sie einen Höhepunkt erreicht hatten, inzwischen langsam wieder gelockert und bescheren höhere Dividenden und verstärkte Aktienrückkäufe. Angesichts der niedrigen Eintrittsbarrieren insbesondere im Kernbankgeschäft ist und bleibt der Wettbewerb, vor allem durch kostengünstige Rivalen, eine ständige Bedrohung für etablierte Institute, die versuchen, sich in einer zunehmend digitalisierten Bankenwelt zu behaupten.
Anlagen in europäische Bankaktien waren in letzter Zeit gleichwohl sicher keine besonders erfolgreiche Anlagestrategie. Die Zinskurven in Europa wehen dem Sektor weiter kräftig ins Gesicht und ersticken jede Margensteigerung im Keim, obwohl es Anzeichen für eine Belebung der Kreditnachfrage gibt. In einigen Kreisen wird nach wie vor ein Kapitalengpass wahrgenommen, und die börsenbezogenen Geschäftsaktivitäten vieler Banken verlieren weltweit Marktanteile. Die jüngsten politischen Entwicklungen, vor allem in Italien, haben zu einer aggressiven Weitung der Anleihespreads in Peripherieländern geführt. Gleichzeitig weisen die Kurse von Bankaktien in der Regel eine negative Korrelation zur Spreadentwicklung auf. Daher zählen italienische Banken in letzter Zeit zu den Schlusslichtern. Trotz einiger gravierender politischer Fehltritte der neuen Regierung in Rom beurteilen wir die beiden führenden börsennotierten Banken des Landes, Intesa San Paolo (ISP) und Unicredit, recht optimistisch. Bei der Sanierung der Bilanzen wurden, gemessen am Abbau von Portfolios notleidender Kredite, gute Fortschritte erzielt und die Gebühreneinnahmen sprudeln, da die Sparer auf anspruchsvollere Produkte umsteigen. Zudem wurden zur Sicherung der Gewinne wirksame Kostensenkungsprogramme umgesetzt. Und last but not least sind die Bewertungen sicherlich günstig, wenn man berücksichtigt, dass ISP derzeit eine Bardividendenrendite von 8 % ausschüttet. Sollte aber die Marktstimmung plötzlich umschlagen und nur ein winziges reales Risiko für einen Austritt Italiens aus der Währungsunion, also einen „Italexit“, gesehen werden, wäre die Ausgangslage eine völlig andere.
Die Deutsche Bank stand in letzter Zeit ebenfalls im Mittelpunkt des Interesses. Sie befindet sich zweifellos in einer Zwickmühle. Die für das Geldhaus immens wichtige Investmentsparte erwirtschaftet nur noch katastrophal niedrige Erträge und die neue Unternehmensführung steht vor der Herkulesaufgabe, trotz des drohenden weiteren Rückgangs des Anteils der Sparte an den Umsatzerlösen eine angemessene Rentabilität zu erzielen. Der neue Firmenchef Christian Sewing hat zweifellos den härtesten Job im europäischen Bankensektor. Erneut kursieren Gerüchte über eine Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank, von der die Institute sich Skalen- und Synergieeffekte versprechen. Aber was würde der Schulterschluss letztendlich bringen? Ich vermute, nicht viel. Börsennotierte deutsche Banken haben sicher eine Menge Probleme (so waren sie im Bankensektor dieses Jahr bislang die größten Verlierer), während in der Schweiz die Giganten UBS und Credit Suisse offensichtlich weitaus besser aufgestellt sind. Sie haben in den Jahren nach der Finanzkrise die Chance genutzt, ihre Aktivitäten am Kapitalmarkt neu auszurichten und präsentieren sich daher nach wie vor als die beiden größten Vermögensverwalter der Welt. Ihr Geschäftsmix ist dementsprechend stärker auf die Anhäufung von Vermögen ausgerichtet. Das verleiht ihnen einen klaren strategischen Wettbewerbsvorteil, da die Aussichten für ein anhaltendes Vermögenswachstum im Privatkundengeschäft ausgezeichnet sind.
Banken gelten allgemein als die letzte Bastion, wenn es um die Erzielung von Wertzuwachs mit globalen Aktien geht. Sie werden mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 gehandelt bzw. 30 % billiger als der Gesamtmarkt, während der historische Abschlag bei ca. 15 % lag. Angesichts eines Kurs-Buchwert-Verhältnisses von 1,1 und einer Dividendenrendite von 3,7 % für eine zweistellige Eigenkapitalrendite von 10,4 % kann anders als in anderen, begehrteren Marktsegmenten von teuer wohl keine Rede sein. Wir haben in unserem Global Equity Income Fund drei Favoriten im Bankensektor. Erstens die australische Macquarie Group mit ihren diversen Einnahmequellen und einer Rendite von 5,5 %, die seit Langem beständig wachsende Dividenden ausschüttet. Zweitens die französische Natixis, deren Geschäftsmodell als Vermögensverwalter vor allem auf der Expertise im Bereich ihres Multi-Boutique-Ansatzes basiert und die ebenfalls eine ansehnliche Barrendite bietet. Und drittens DBS Group, der Bankenriese aus Singapur, der extrem gut aufgestellt ist, um von der noch niedrigen, aber rasant steigenden Durchdringungsrate von Banken in vielen asiatischen Schwellenländern zu profitieren.
Mark Peden, Investment Manager International Equities, Kames Capital