Ist die flachere US-Renditekurve wirklich ein Warnsignal für eine erneute Phase des Abschwungs?

Sollten sich die aktuellen Trends an den Rentenmärkten fortsetzen, könnte sich die Renditekurve in naher Zukunft umkehren. Dennoch wäre das nach Einschätzung von Adrian Hull von Kames Capital dieses Mal nicht unbedingt ein Signal für eine Rezession. Aegon Asset Management | 28.09.2018 09:59 Uhr
Adrian Hull, Co-Head of Fixed Income, Kames Capital / © Kames Capital
Adrian Hull, Co-Head of Fixed Income, Kames Capital / © Kames Capital
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Die kurzfristigen Zinsen in den USA steigen derzeit schneller als die langfristigen. Folglich flacht sich die Renditekurve ab. Die Marktteilnehmer erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. In den letzten hundert Jahren galt eine solche Inversion der Renditekurve als Warnsignal für einen bevorstehenden Abschwung. Nach Ansicht von Adrian Hull ist dieses Mal jedoch nicht unbedingt mit diesem Szenario zu rechnen. 

„Die US-Notenbank Fed zerbricht sich seit Langem den Kopf darüber, welche Auswirkungen eine Inversion der Renditekurve auf die Erwartungen und auf die wirtschaftliche Realität haben könnte“, erläutert Hull. 

„Die fein abgestimmte Politik der Zentralbanken und das allgemeine Inflationsziel von 2% sorgen aktuell für Stabilität. Aber mit dem Ende der quantitativen Lockerung gelangen Anleihen in großem Stil wieder zurück auf den offenen Markt und wir bewegen uns dabei auf völlig unbekanntem Terrain.“ 

Nach Ansicht von Hull, Co-Head of Fixed Income bei Kames, müssen Anleger dann weit in die Vergangenheit zurückblicken, um Hinweise auf die Folgen einer umgekehrten Renditekurve zu finden. 

„Analysen der BNP Paribas belegen, dass die Renditekurve bis in die 1930er Jahre fast immer invers war. Damals wurden unbefristete britische Staatsanleihen (Gilts) mit einem Aufschlag (sprich einer tieferen Rendite) gegenüber kurzfristigem Tagesgeld gehandelt“, so Hull.  

„Die meisten vermögenden Anleger waren nicht bereit, den mit der Jagd nach höheren Renditen innerhalb des kaum regulierten Bankensystems verbundenen Stress auf sich zu nehmen. Sie gaben sich mit den sicheren Gilts zufrieden und überließen es denjenigen, die dringend Geld benötigten, sich auf dünnes Eis zu begeben, um höhere Renditen zu erzielen.  

„Das ist zweifellos eine stark vereinfachte Darstellung des deutlich weniger regulierten Umfelds der Rentenmärkte Ende des 19. Jahrhunderts, aber dennoch gibt es Parallelen zur aktuellen Situation. Gemäß den geltenden Regulierungsvorschriften muss ein großer Teil der Gelder von Pensionsfonds langfristig in sicheren Anlagen aufbewahrt werden, wobei die Kosten für Tagesgeld nahezu keine Rolle spielen. Das Ergebnis ist eine inverse Renditekurve (wie bereits häufig gesehen und wie wir bei lang laufenden Gilts auch weiter beobachten).“  

Aufgrund der außergewöhnlichen Politik der Zentralbanken und der dadurch veränderten Dynamik wird die sich anbahnende Inversion möglicherweise keine derart starke Abkühlung signalisieren. 

„Was, wenn die Muster der letzten knapp hundert Jahre falsch sind? Was, wenn dieses Mal alles anders ist?“ so die Fragen von Hull.  

„Vielleicht ist es zu einfach, einfach anzunehmen, dass eine inverse Renditekurve auch dieses Mal einen bevorstehenden Abschwung ankündigt.“   

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