Ein Bericht der Financial Times hat zu Spekulationen geführt, die italienische Großbank Unicredit ziehe ein Angebot für einen "bedeutenden" Anteil an der Commerzbank in Betracht. Die Gerüchte sind aus unserer Sicht aus mehreren Gründen schlüssig:
Die Unicredit kaufte bereits 2005 mit der Hypovereinsbank die damals viertgrößte deutsche Bank und könnte mit einer Beteiligung an der Commerzbank ein hohes Synergiepotenzial freilegen – wobei die kolportierten 500 Millionen Euro deutlich weniger wären, als bei einem Zusammenschluss mit der Deutschen Bank. Bereits vor zwei Jahren hatte es Berichte gegeben, dass die italienische Bank in Berlin Interesse an der Commerzbank angemeldet habe. Hinzu kommt: Die Bankaufsichtsbehörde der EU befürwortet angeblich grenzüberschreitende Aktivitäten, um einigen der schwächeren Akteure mit Blick auf die Kapitalbasis und die notleidenden Vermögenswerte unter die Arme zu greifen.
Gleichwohl wären wir extrem überrascht, wenn ein solcher Deal zustande käme, da es unseren Erachtens vier sehr große Hürden zu überwinden gilt:
- Die Bundesregierung würde unter massive Kritik seitens populistischer Strömungen geraten, wenn offensichtlich würde, dass ein italienischer „nationaler Champion" einen einheimischen „nationalen Champion" übernimmt.
- Die Situation für die Deutsche Bank würde noch prekärer, als sie jetzt schon ist.
- Ein solcher Deal wäre vor dem Hintergrund des Dreijahresplans des Unicredit-CEOs (der zugegebenermaßen Ende dieses Jahres durch einen Neuen ersetzt werden wird) völlig undenkbar, weil er keine großen, grenzüberschreitenden M&A-Aktivitäten vorsieht.
- Die Finanzierung könnte sich angesichts der Tatsache, dass der Börsenwert der Commerzbank bei einem Drittel der Marktkapitalisierung von Unicredit liegt – natürlich abhängig von der Höhe der Beteiligung – als unerschwinglich erweisen.