Haben Sie in letzter Zeit Studien über ESG-Investments gelesen? Wenn ja, dann wissen Sie, dass akademische Studien das positive Potenzial zur Alphagenerierung von ESG-Faktoren auf breiter Front betonen. Die Forschung zeigt, dass es positive Verbindungen zwischen allen drei Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren gibt. Die Lösung ist somit also klar. Überprüfen Sie Ihr Portfolio anhand von ESG-Werten zu Beginn Ihres Anlageprozesses....richtig? Falsch.
ESG-Screening-Tools liefern uns viele Daten, die für die akademische Forschung und allgemeine Bewertungen nützlich sind, aber in der Praxis ist Vorsicht geboten. Weit davon entfernt, perfekt zu sein, kann die breite Palette der Screening Tools für uns nachhaltige Investoren auch oftmals problematisch werden. Hier ist Eigeninitiative gefragt.
Die Probleme bei der Verwendung von ESG-Screenings als einzige Bewertung sind unter anderem:
- Welche Auswirkungen hat das Investment? – Das Screening Instrument bietet eine begrenzte oder gar keine Bewertung der Auswirkungen der Anlage.
- Woher kommen die Daten? - Die Qualität der ESG-Daten kann schlichtweg ungenügend sein - inkonsistent und aus Eigenangaben bestehend.
- Eine Standardlösung für alle? - Die Screening Tools folgen einer standardisierten Herangehensweise (jedes Unternehmen ist anders, wird aber gleich behandelt).
- Tendenz zu Large Cap - Kleine und mittlere Unternehmen sind nicht abgedeckt oder werden strenger untersucht.
- Geografische Präferenzen - Unternehmen aus Schwellenländern werden nicht erfasst oder strenger untersucht.
- Nicht umkehrbar – Es handelt sich um punktuelle und rückwärts gerichtete Messungen.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ESG Überprüfungen sind nützlich, um potenzielle Risiken zu erkennen. Die erzielten Ergebnisse werden sich höchstwahrscheinlich mit unserer Bottom-up Bewertung decken, wenn es sich um ein etabliertes, großes, entwickeltes Marktunternehmen handelt. Aber eine ESG Überprüfung sollte NIE unser alleiniger Entscheidungsfaktor sein. Wir können sie benutzen sie, aber darauf basiert nicht unsere Entscheidung.
Und genau das ist der Punkt. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, unser Angebot nicht vorab auf ESG-Faktoren zu überprüfen. Für uns ist es wichtig, zuerst eine Bottom-up-Analyse durchzuführen.
Unsere eigene Nachhaltigkeitsanalyse konzentriert sich auf zwei Schlüsselkomponenten – das Vorhandene und Absichten. Was ist diesem Unternehmen wichtig und hat das Management Ambitionen, etwas zu verbessern? Was bekommt man mit dieser eher offenen Herangehensweise? Erkenntnisse, die Anleger ohne eine eigene, menschlich durchgeführte Analyse nicht hätten. Unsere wertvollsten Erkenntnisse werden in der Regel von einer üblichen ESG Überprüfung aufgrund der oben genannten Faktoren nicht erfasst.
Wir finden es immer wieder spannend, Unternehmen zu identifizieren, die eine nachhaltige Denkweise in ihre strategische Vision eingebettet haben.... nicht nur um Risiken zu reduzieren, sondern auch um Ertragschancen zu schaffen und Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
Interessanterweise zeigen jüngste Untersuchungen, dass ESG tatsächlich schlagkräftiger ist, wenn es mit traditionellen fundamentalen Faktoren kombiniert wird (und nicht isoliert), und dieser Effekt wird in "riskanten" Marktbereichen verstärkt.
Also, was ist die Schlussfolgerung? Small Caps, Mid Caps und Schwellenländer sind am besten für detaillierte Nachhaltigkeitsanalysen geeignet in Kombination mit einer traditionellen ESG Überprüfung.
Unsere repräsentativen, nachhaltigen Anlageportfolios gehen dorthin, wo die meisten anderen nachhaltigen Strategien nicht hinkommen. Es kann folglich sein, dass unsere nachhaltigen Portfolios bei ESG Überprüfungen schlecht abschneiden - aber das ist auch nicht unser Hauptanliegen. Wir sind quasi eine Art Einzelkämpfer für nachhaltige Strategien. Wir laufen nicht mit der Masse, aber vielleicht braucht es das manchmal, um gut zu sein.