ESG-Experte Smith kommentiert #flightshame

#flightshame macht gerade die Runde. Was ist dran, auf das Fliegen zu verzichten? Das Fliegen verursacht derzeit 17% der Treibhausgasemissionen eines durchschnittlichen Haushalts, aber das eigentliche Problem liegt bei den 10% von uns, die jedes Jahr vier oder mehr Flüge machen. Der Flugverkehr ist auf dem besten Weg, innerhalb von drei Jahrzehnten zur neuen Kohle zu werden, wenn die prognostizierten Kürzungen in anderen Sektoren eintreten. Lesen Sie in weiterer Folge einen Kommentar von Ryan Smith, Leiter ESG-Forschung bei Kames Capital zu #flightshame. Aegon Asset Management | 20.11.2019 10:32 Uhr
Ryan Smith, Leiter ESG-Forschung bei Kames Capital / © Kames Capital
Ryan Smith, Leiter ESG-Forschung bei Kames Capital / © Kames Capital
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Ein Kommentar von Ryan Smith, Leiter ESG-Forschung bei Kames Capital:

Die Luftfahrtindustrie hat nicht wirklich einen Plan oder eine sofortige technologische Lösung parat, um ihre Klimaauswirkungen zu bekämpfen. Derzeit macht der Flugverkehr zwar nur 2,4% der weltweiten CO2-Emissionen aus. Doch das Problem ist, dass sich die Passagierzahlen bis 2037 auf 8,2 Milliarden verdoppeln werden. Bei dieser Zahl könnte ein Viertel des CO2-Budgets verbraucht werden, mit dem der globale Temperaturanstieg auf 1,5°C bis 2050 zu begrenzt werden soll[1].

Faktoren, die die Emissionsintensität einer Fluggesellschaft beeinflussen, sind das Flottenalter, die Sitzdichte/Passagierlast (Ryanair war 2018 der zehntgrößte Umweltverschmutzer in Europa) und der Mix aus Langstrecken- und Kurzstreckenflügen. Kraftstoff macht typischerweise 25% der Betriebskosten einer Fluggesellschaft aus, so dass ein massiver Anreiz besteht, die Kraftstoffeffizienz zu erhöhen. Die Fluggesellschaften haben durch die Steigerung der Effizienz ihrer Flugzeuge erhebliche Fortschritte hinsichtlich der Emissionsreduzierung erzielt, was jedoch durch die steigende Nachfrage in den Hintergrund gerät. 

Ab vier Flügen pro Jahr ist die Klimabilanz negativ

Es ist bequem, 'flygskam' oder #flightshame als eine Tugend abzulehnen. Doch auch die gesellschaftlichen Bedenken bezüglich Kunststoff haben sich in kürzester Zeit radikal verändert. Der Flugverkehr ist auf dem besten Weg, innerhalb von drei Jahrzehnten zur neuen Kohle zu werden, wenn die prognostizierten Kürzungen in anderen Sektoren eintreten. Das Fliegen verursacht derzeit 17% der Treibhausgasemissionen eines durchschnittlichen Haushalts, aber das eigentliche Problem liegt bei den 10% von uns, die jedes Jahr vier oder mehr Flüge machen.

Verpflichtende Emissions-Kompensationen ab 2021

Die Branche stellt CO2-Kompensationen mittelfristig als Teillösung vor. Doch ab 2021 wird CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) die Teilnehmer verpflichten, ihre Emissionen zu kompensieren. Alle Fluggesellschaften, die zwischen zwei Freiwilligenstaaten operieren, unterliegen Ausgleichsanforderungen. Insgesamt haben sich 78 Länder freiwillig gemeldet (Stand Januar 2019), darunter die USA, Großbritannien und Saudi-Arabien. Es fehlen jedoch große Länder wie China, Brasilien oder Indien. Das Klimaschutzgeschäft ist wahrscheinlich gerade jetzt ein guter Ansatzpunkt, obwohl der wissenschaftliche Nutzen des Ansatzes oft in Frage gestellt wird.

Innovationen und höhere Besteuerung für den Klimaschutz

Materialtechnologische Lösungen sind noch weit entfernt. Alternative Kraftstoffe können Teil der Lösung sein - kraftstoff-elektrische Hybridtechnologien erscheinen am nächsten (Ende der 2020er Jahre). Die UBS schätzt, dass die Treibstoffkosten im Vergleich zu einem konventionellen Flugzeug um bis zu 40% gesenkt werden könnten, was sogar höhere Batteriekosten und Bodenabfertigungsgebühren ermöglichen würde. 

Die Branche riskiert, immer mehr in den Fokus zu geraten, da andere Branchen ihre Emissionen bereits reduzieren. Wahrscheinlich wird der Flugverkehr höher besteuert werden, eine schnelle und einfache Lösung, die Regierungen lieben. Frankreich hat kürzlich eine neue Ökosteuer auf Flugtickets für Flüge, die von französischen Großflughäfen abgehen bis 2020 eingeführt. Der Luftverkehr ist entscheidend für die Förderung des Wirtschaftswachstums, die Verbindung von Unternehmen und Reisenden, für den Tourismus und die Unterstützung humanitärer Missionen. Aber wie Richard Gustafson, CEO von Scandinavian Airlines (SAS), kürzlich sagte, stellt der Klimawandel zweifellos eine "existenzielle Frage" dar.

[1] https://www.carbonbrief.org/in-depth-the-uk-should-reach-net-zero-climate-goal-by-2050-says-ccc 

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