Kames Capital: Abschottung von Volkswirtschaften könnten zum Normalfall werden

Werden wir uns auch nach überstandener COVID-19 Pandemie an abgeschottete Volkswirtschaften gewöhnen müssen? Ein Kommentar von Stephen Jones, Chief Investment Officer bei Kames Capital: Aegon Asset Management | 13.05.2020 12:35 Uhr
Stephen Jones, CIO, Kames Capital / ©  Kames Capital
Stephen Jones, CIO, Kames Capital / © Kames Capital
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Lehren aus der Vergangenheit

Vergleiche zwischen dem Covid-Schock und der Spanischen Grippepandemie gibt es im Überfluss. Weniger häufig erwähnt wird die Hongkong-Grippe von 1968/69. Die Hongkong-Grippe, die ihren Ursprung ebenfalls in China hatte, führte in Großbritannien allein zum Tod von 80.000 Menschen (weltweit eine Million). Ihr Höhepunkt erstreckte sich zudem über zwei Winter und sie ist auch heute noch als saisonale Grippe im Umlauf. Es ist unwahrscheinlich, dass Covid-19 heute hier und morgen wieder verschwunden ist. Im Gegensatz zu den Jahren 1968/69, als vielleicht noch die meisten Menschen in glückseliger Unwissenheit über die harten Realitäten einer ernsthaften Infektion waren, verwehrt uns unser digitales Zeitalter diese Unwissenheit und die Abschottung von Volkswirtschaften könnte zur Norm werden.    

Gedämpfter Optimismus

Unabhängig davon liegt es in der Natur des Menschen zu glauben, dass harte Zeiten nicht von Dauer sind und dass die Dinge bald besser werden. Diese Perspektive wurde sicherlich auch von vielen während der globalen Finanzkrise eingenommen. Der Optimismus im Hinblick auf eine baldige Rückkehr zur Normalität in diesem Jahr sollte durch die Erkenntnis gedämpft werden, dass eine Normalisierung nach der Kreditkrise noch aussteht. Für Anleger gilt dies nirgendwo mehr als an den Anleihemärkten, wo die durchschnittliche Rendite von 4,5% für 30-jährige Staatsanleihen in den zehn Jahren vor der globalen Finanzkrise mit Sicherheit in die Geschichte eingegangen ist (der Durchschnitt nach dieser Krise lag bei 2,6%). Angesichts der beginnenden Diskussion, dass die Zentralbanken die Renditen langfristiger Anleihen auf ein extrem niedriges, nahe Null liegendes Niveau (laut Bank of Japan) festlegen werden, ist die unbequeme Wahrheit für die angeschlagenen Pensionsfonds, dass sie von den höheren Diskontsätzen der vergangenen Jahre keine Entspannung erfahren werden. 

Wird die Erholung V-förmig sein?

Nach jedem größeren Schock fixieren sich Marktakteure auf die Form des wirtschaftlichen Profils, das sie erwartet. Ist die Kurve V-, W-, U- oder L-förmig oder vielleicht umgekehrt?  

In fast allen dieser Szenarien ist die Erholung zunächst V-förmig, bis die Zeit das Gegenteil beweist. Dies gilt insbesondere dann, wenn die meisten Frühindikatoren sentimentaler Natur sind und somit die emotionalen Extreme der Befragten den Schwenk von Euphorie zu Verzweiflung erfassen. Dies ist auch dieses Mal der Fall. Ermutigt durch die mächtige (und im Verhältnis zur Finanzkrise) schnelle geld- und finanzpolitische Reaktion, zudem ohne Alternativen, wo sie ihr Geld anlegen können, jagen die Anleger die Aktien nach oben. Dies wird solange funktionieren, bis es nicht mehr geht.  

Sich für die Zukunft wappnen vs. rascher Aufschwung

Angesichts der schlechten Zukunftsaussichten ist es vielleicht am besten, über unser eigenes Verhalten nachzudenken. Wie lange werden wir noch Menschenmengen meiden? Wann werden Reisende und Londoner das nächste Mal froh sein, wieder wie Sardinen in der Dose mit der Londoner U-Bahn zu fahren? Haben Sie Lust auf eine Kreuzfahrt mit einer Gruppe älterer Menschen in nächster Zeit? Das Wetter während des Lock-downs war nicht schlecht. Wie viele werden sich angesichts der Aussicht, draußen im Regen Schlange stehen zu müssen, gegen einen Must-Have-Kauf entscheiden? Die Geschichte zeigt, dass Einzelpersonen nach einer Pandemie vorsichtshalber ihre Ersparnisse erhöhen. Fühlt es sich nicht besser an, lieber etwas mehr für einen Regentag zurückgelegt zu haben? All diese Fragen stellen die Hoffnung auf einen raschen und nachhaltigen Aufschwung in Frage. 

Verkürzte Lieferketten

Auswertungen, die noch ausstehen, werden unweigerlich zu dem Schluss führen, dass für einige nationale Prioritäten komplizierte globale Lieferketten durch "made here" ersetzt werden müssen. Der Druck, die Selbstversorgung zu erhöhen, während die Regierungen versuchen, die Beschäftigung wiederaufzubauen, wird sich sicherlich als unwiderruflich erweisen, selbst wenn dies bedeutet, dass die Preise steigen. In der Tat denken viele im Moment, dass ein bisschen Inflation nicht schaden würde. Die Verkürzung der Lieferketten lässt sich auch gut mit der Forderung nach einer Verringerung unseres Kohlenstoff-Fußabdrucks vereinbaren. Diese und viele weitere Fragen weisen auf eine Welt hin, die sich von der von vor drei Monaten unterscheidet. 

Ausmaß der Rettungsaktionen über alle Krisen nimmt zu

Schlussendlich sind tiefgreifende Veränderungen notwendig. Eine Analyse der Krisen der letzten vierzig Jahre durch die Deutsche Bank zeigt, dass die Verschuldung im Verhältnis zur Realwirtschaft zugenommen hat und dass die aufeinander folgenden Krisen immer größere Rettungsaktionen erforderlich machten. Der Betrag der für die Bekämpfung von Covid-19 aufgewendeten Gelder ist über Telefonnummern hinausgegangen. Es gibt zahlreiche Vorhersagen, dass sich die Bilanz der US-Notenbank auf mindestens 15 Billionen Dollar aufblähen wird. Eine weitere Krise ist so sicher wie Regen während der Messe in Glasgow. Die vielleicht größte Frage, mit der wir es zu tun haben, lautet: Was machen wir das nächste Mal?

Stephen Jones, CIO, Kames Capital

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