Gilt für 2020 die Börsenweisheit „Sell in May“?
Das alte Sprichwort „Sell in May and go away, don’t come back till St. Leger Day” – der Rat, im Mai globale Aktien zu verkaufen und erst wieder Mitte September aktiv zu werden, hat sich in nur für 17 der letzten 50 Jahre und nur zweimal seit der globalen Finanzkrise als die richtige Strategie für Investoren erwiesen. Angesichts der Covid-19-Pandemie wirft Stephen Jones, Global CIO Multi-Asset & Solutions and Equities bei Aegon Asset Management, die Frage auf, ob 2020 das dritte Jahr seit der Finanzkrise sein könnte.
„Das Sprichwort stammt aus einer Zeit, als britische Börsenmakler ihren Arbeitsplatz verließen, um die Sommer-Saison“ zu genießen. Diese endete Mitte September mit dem St. Leger Flachrennen auf der Rennstrecke von Doncaster. Jetzt, da der Mai vor der Tür steht, ist wieder die Zeit gekommen, in der sich Anleger fragen, ob es sich lohnt, ihre Anlagen auch in den „Sommerurlaub“ zu schicken“, so Stephen Jones.
„Die globalen Aktienmärkte sind kräftig gestiegen, +26% seit ihrem Tiefstand Mitte März, getragen von der Aussicht auf eine wirtschaftliche Erholung und angeheizt durch eine beispiellose Unterstützung der Geld- und Fiskalpolitik. So beeindruckend dies auch war, die Märkte liegen immer noch 16% unter den im Februar erreichten Niveaus. Es ist dann vielleicht nicht allzu schwierig zu glauben, dass die Unterstützung der Politik andauern wird, während Covid-19 vorübergeht. Wenn dem so ist, könnte diese Rallye durchaus anhalten - schließlich träumen Aktienanleger gerne.“
„Leider hat sich der Markt von der Realwirtschaft abgekoppelt. Während die Wiedereröffnung im Gange ist, wird sich der Prozess der wirtschaftlichen Erholung vermutlich als langwierig und herausfordernd erweisen. Diejenigen Unternehmen, die die Schließung überleben - nicht allen wird dies gelingen - werden feststellen, dass die Kosten für die Geschäftstätigkeit erheblich gestiegen sein werden. Viele werden zudem feststellen, dass ihre Fixkosten eine zu hohe Hürde sind, um sie zu stemmen. Es wird daher vermutlich mehrere Jahre dauern, bis sich Unternehmensgewinne insgesamt erholen. Dadurch wird die Bewertung von Aktien gestreckt, mit nur wenig Spielraum, um Enttäuschungen abzufedern. Mit Blick auf die Sommermonate ist es unvermeidlich, dass Herausforderungen auftauchen werden, und in den letzten Jahren haben sich die aufeinander folgenden Marktbereinigungen jedes Mal schneller und schärfer vollzogen.“
„Wir können vielleicht nicht so in Urlaub fahren, wie wir es uns diesen Sommer gewünscht hätten. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie Ihren Ersparnissen nicht eine dringend benötigte Auszeit anbieten können.“