Die Befürchtung wirtschaftlicher Schäden von Unternehmen durch das Coronavirus führte Anfang des Jahres zum großen Ausverkauf von Corporate Bonds. Doch Unternehmensanleihen haben in den letzten Wochen ein starkes Comeback erlebt, welches durch Zinssenkungen der Zentralbanken zur Eindämmung der wirtschaftlichen Schäden von Covid-19 begünstigt wurde. Die Maßnahmen der Zentralbanken in Verbindung mit der Aufrechterhaltung der Stabilität an den Kreditmärkten könnten die gegenwärtige Anleihen-Rallye bis zum Jahresende und darüber hinaus aufrechterhalten.
Bis zum Jahresende potentiell zweistellige Renditen zu erwarten
2020 könnte das Jahr der Unternehmensanleihen sein – die einmalige Kaufgelegenheit einer Generation, um Gewinne zu erzielen auch über dieses Jahr hinaus. Die anfänglichen Rückschläge der Anleihekurse wurde durch überverkaufte Bewertungen sowie eine außergewöhnliche politische Reaktion angeheizt, die die Maßnahmen der globalen Finanzkrise von 2009 in den Schatten stellte. Bisher haben Zentralbanken konsequent auf die Stabilität der Kreditmärkte gesetzt, um die Liquidität des Unternehmenssektors aufrechtzuerhalten. Und dieses Mal werfen sie die Rettungsleine auch zu schwachen Emittenten mit wenig bis gar keinem Zugang zu den Kreditmärkten. Dies ist ein echter Kurswechsel der Zentralbanken und könnte einen ganz neuen Kreditzyklus in Gang setzen, der mittel- bis langfristig positiven Rückenwind für die gesamte Anlageklasse mit sich bringt. Aktuell gibt es in der EU, in Großbritannien und in den USA eine Kombination von Möglichkeiten, die bis zum Jahresende potenziell zweistellige Renditen abwerfen könnten.
Derzeit gibt es viele Gelegenheiten für zyklische Werte und für als "risikoreicher" empfundene Anleihen. Und obwohl es immer noch Chancen bei A-gerateten Anleihen gibt, könnte diese Chance weit weniger interessant sein als noch vor einigen Wochen.
Finanzpolitische Maßnahmen als Katalysator für die weitere wirtschaftliche Integration der EU
Die Entschlossenheit, mit der Politiker und Zentralbanker die Krise angegangen sind, ermutigte dazu die aktuelle Situation als Katalysator für die weitere wirtschaftliche Integration der Europäischen Union zu sehen, die zu einem finanziell kohärenteren Block führt. Dies könnte "transformatorisch" für Risikoprämien sein. Die Debatte um die gemeinsam ausgegebenen
Anleihen der Europäischen Union hat die Mitgliedsstaaten während der Corona-Krise gespalten, und die Feinheiten eines vorgeschlagenen Rettungspakets in Höhe von 750 Milliarden Euro werden noch immer ausgearbeitet.
Verschiebung der Kräfteverhältnisse
Die Krise führte auch zu einer globalen Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen Gläubigern und Anteilseignern, zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt. Nach Jahren beispielloser schuldengetriebener Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe hat sich das Blatt nun gewendet. Die Finanzverwalter der Unternehmen sind sehr darauf bedacht, so viel Liquidität wie möglich zu beschaffen, um ihre Geschäftstätigkeit zu sichern, falls die Märkte wieder anziehen sollten. Gleichzeitig werden die Renditen für die Aktionäre teilweise gekürzt oder ganz gestrichen.