Angetrieben durch die rasanten Fortschritte hinsichtlich Entwicklung und Kosteneffizienz der Gensequenzierungstechnologie durchläuft die Welt des Gesundheitswesens derzeit einen tiefgreifenden Wandel.
Die Arzneimittelentwicklung beruhte in der Vergangenheit auf der Prämisse, dass alle Patienten mit einer bestimmten Erkrankung in weitgehend ähnlicher Weise auf das gleiche Medikament ansprechen würden. Leider hat sich dieser zentrale Grundsatz der Arzneimittelentwicklung in der Praxis selten, wenn überhaupt, bewahrheitet. Das hat dazu geführt, dass zwar alle Patienten mit der gleichen Erkrankung eine identische Erstlinienbehandlung erhielten, diese aber nur zeitweise Wirksamkeit zeigte.
Schlimmer noch, in vielen Fällen ist die Behandlung mit schwerwiegenden Nebenwirkungen für den Patienten sowie potenziell hohen Kosten für das Gesundheitssystem verbunden. Um sinnvolle Fortschritte bei schweren Krankheiten mit hoher Häufigkeit wie Krebs zu erzielen, ist ein gezielterer Ansatz bei der Entwicklung und Anwendung von Medikamenten erforderlich. Hier kommt die Präzisionsmedizin ins Spiel.
Abkehr vom einheitlichen Behandlungsansatz
Die Präzisionsmedizin ist ein Ansatz zur Behandlung und Prävention von Krankheiten, der die individuelle Variabilität der Gene, der Umwelt und des Lebensstils berücksichtigt. Es handelt sich um eine Abkehr vom Einheitsansatz, der es den Ärzten erlaubt, Patienten in Untergruppen mit unterschiedlichen Krankheitsuntertypen und wahrscheinlichen Behandlungsreaktionen zu unterteilen.
Das Herzstück dieses Ansatzes sind ständig wachsende Sätze von Gesundheitsdaten auf individueller Ebene, die den Ärzten neben den klinischen Details einer Krankheit umfassende Informationen darüber liefern, was mit den Zellen des Patienten in allen Stadien geschieht. Das hilft den Ärzten bei der Entscheidung über die beste Art der Behandlung. Je nach genetischer Mutation sprechen zum Beispiel einige Krebspatienten besser auf eine Chemotherapie an als andere.
Schnelligkeit und Kosteneffizienz des medizinischen Fortschritts
Während es 13 Jahre dauerte, bis das erste menschliche Genom mit geschätzten Kosten von 2,7 Milliarden Dollar vollständig entschlüsselt war, ist das heutige Tempo des Fortschritts dramatisch. Zudem sind die Kosten für die Sequenzierung der notwendigen Teile des menschlichen Genoms (des Exoms) unter 1000 Dollar gefallen, so dass es sich im Wesentlichen um einen Routinetest handelt.
Da die Präzisionsmedizin erhebliche gesellschaftliche Vorteile sowie hohe Anlagerenditen bietet, investiert Kames Capital in diesem Bereich über seinen Fonds Global Sustainable Equity sowie über andere Aktienstrategien von Kames.
Zu den bevorzugten Aktien gehören Illumina, das auf dem Gebiet der Gensequenzierung an der Spitze der Innovation steht; Veracyte, dessen genomische Diagnosetests Ärzten bei der Entscheidung über die beste Behandlungsmethode für verschiedene Krebsarten helfen; und Exact Sciences, das ein Präzisions-Onkologiegeschäft zusammen mit einem Best-in-Class-Test für Darmkrebs betreibt.
Überdimensionale Renditen für langfristige Investoren
Wenn man die Geldsumme anschaut, die jährlich für die Entwicklung von Medikamenten, klinischen Studien, nicht eingesetzten Rezepten und für falsch diagnostizierte Krankheiten ausgegeben wird, kann man erkennen, dass die Präzisionsmedizin ein mächtiger, mehrere Jahrzehnte andauernder Trend sein wird, der das Potenzial hat, für langfristige Investoren überdimensionierte Renditen zu erzielen.
Was die Auswirkungen auf die Qualität der Gesundheitsversorgung betrifft, hat die Präzisionsmedizin das Potenzial, langfristig so transformativ zu sein wie die Entdeckung des Penicillins für die Behandlung von Infektionen oder die Entdeckung von Mikroben für unser Verständnis der Biologie. Sie ist jedoch viel weniger binärer Natur - man könnte argumentieren, dass die Medizin immer versucht hat, so präzise wie möglich zu sein. Moderne Werkzeuge haben den Umfang dieser Präzision enorm vergrößert.
Andrei Kiselev, Co-Manager des Kames Global Sustainable Equity Fund