Vor vielen Jahren drehte sich bei den Dividendenstrategien alles um Zigaretten, Alkohol, Versorgungsunternehmen und Öl. Inzwischen hat sich viel verändert. Die strukturellen Veränderungen bedeuten, dass viele Unternehmen und Sektoren, die bisher aus der Ertragsperspektive als zentral galten, vor großen Herausforderungen stehen, die die Tragfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle gefährden - und damit auch ihre Fähigkeit, Dividenden zu zahlen. Die Tabakindustrie beispielsweise musste sich auf eine immer stärkere Regulierung einstellen und wird gleichzeitig mit Rechtsfällen bombardiert. Im gesamten Sektor haben sich die Dividenden inzwischen von extrem gut gesichert zu eher instabil entwickelt. Gleichzeitig sind die Renditen deutlich gestiegen, was darauf hindeutet, dass der Markt weiß, dass die Partystimmung wahrscheinlich irgendwann aufhören wird.
Das große Ölgeschäft ist ein weiterer Sektor, der in der Vergangenheit keine Schwierigkeiten zu bewältigen hatte. Ein toxischer Cocktail aus schwachen Ölpreisen und einem Übergang zu saubereren Energiequellen hat sich jedoch als große Herausforderung aufgetan. In der Tat kam die jüngste Kürzung der Dividenden durch Unternehmen wie BP und Shell (einst der größte Dividendenzahler der Welt) wenig überraschend. Dies ging auch mit Kürzungen bei den Investitionen einher, was bei der Suche nach einem Unternehmen, das sich weiterentwickeln und an der Spitze bleiben kann, eher eine rote Flagge bedeutet.
Bedeutung der institutionellen Anlegern wächst
Eine weitere wichtige Betrachtung ist die der Einstellung der Investoren. Große institutionelle Anleger versuchen zunehmend, sich von den mit diesen Sektoren verbundenen negativen Auswirkungen zu distanzieren. Dadurch wird Verkaufsdruck auf die Aktien der beteiligten Unternehmen ausgeübt.
Nachdem wir über das "Schlechte" berichtet haben, wollen wir uns nun dem "Guten" zuwenden. Der Übergang zu saubereren Energiequellen mag gegen das große Öl wirken, aber er kann sich zugunsten von Unternehmen auswirken, die den Übergang erleichtern, wie die Hersteller von Wasserstoff oder Lithium, die beide Schlüsselfaktoren für saubere Verkehrslösungen sind. Obwohl die Hersteller selbst natürlich einen nicht unbedeutenden direkten Umweltfußabdruck haben werden, ist ihr Nettoeffekt viel günstiger, betrachtet man die Endverwendung ihrer Produkte. Viele der großen Akteure in diesen Bereichen erwirtschaften einen reichlichen Free Cash Flow und verfügen über wachsende und abgesicherte Dividenden.
In ähnlicher Weise wandeln sich auch die Versorgungsunternehmen, die traditionell für ihre stetigen und zuverlässigen Einkommensströme bekannt sind, von der schmutzigen, mit fossilen Brennstoffen belasteten Stromerzeugung hin zu erneuerbaren Energiequellen. Dies bietet eine weitere Möglichkeit für Investoren, Zugang zu Dividenden mit positiven ESG-Auswirkungen zu erhalten.
Unterschied zwischen „nachhaltigen Aktien“ und „high impact“
Zweifellos gibt es heute mehr dividendenzahlende Unternehmen mit positiven ESG-Referenzen als je zuvor. Wir müssen jedoch auch anerkennen, dass wir auf diesem Weg noch weiter vorankommen müssen. Unterscheidet man zwischen "nachhaltigen" Aktien und solchen, die wirklich "high impact" sind, so sind letztere immer noch eher disruptiv. Letztere befinden sich in einem frühen Stadium, die ihren Free Cash Flow reinvestieren, um ihre Branchen zu verändern und ihr Geschäft auszubauen, anstatt ihn an die Aktionäre zurückzugeben. Insgesamt hat sich die Landschaft der Aktieneinkommen jedoch definitiv zum Besseren gewandelt und es gibt nun reichlich Möglichkeiten, einen soliden Einkommensstrom zu erzielen, der sowohl in seiner zeitlichen Entwicklung als auch in der Art und Weise, wie er generiert wird, nachhaltig ist.
Iain Snedden, Equity Investment Specialist bei Aegon Asset Management