Mehrere Länder haben nun erneut einen gewissen Grad von Lockdown verhängt. Der wirtschaftliche Schaden, der durch diese Lockdowns verursacht wird, hängt von der Dauer und von der Strenge der Maßnahmen ab. Diese wiederum hängen weitgehend davon ab, ob sie die Ausbreitung des Virus und den daraus resultierenden Druck auf die Gesundheitssysteme wirksam begrenzen können.
Zweiter Lockdown wirtschaftlich nicht so schädlich wie der erste
Die Beschränkungen, die derzeit verhängt werden, sind für die Wirtschaft weniger schädlich als die der ersten Phase, da sich viele Sektoren an die veränderten Bedingungen angepasst haben. Zudem herrschen weniger Unsicherheit und Angst als während der ersten Welle. Da mehrere asiatische Länder bei der Eindämmung des Virus und der Begrenzung der wirtschaftlichen Auswirkungen erfolgreicher waren, wird auch eine gewisse Unterstützung durch wachsende Exporte nach China und in andere asiatische Länder erwartet.
Dennoch ist jetzt ein so genanntes W-Szenario sehr wahrscheinlich, da wir mit einem zweiten Rückgang der Wirtschaft rechnen. Im Sommer gingen wir noch davon aus, dass ein zweiter Einbruch abgewendet werden könnte. Die von uns erwarteten Auswirkungen auf das BIP der Eurozone sind in der nachstehenden Grafik dargestellt. Der anfängliche Rückgang in der ersten Hälfte des Jahres 2020 betrug rund 15% des BIP, gefolgt von einer starken Erholung im dritten Quartal, so dass die Wirtschaft derzeit um rund 4% schwächer ist als im vergangenen Jahr.
Einschränkungen führen zu einer verschobenen Erholung der Wirtschaft
Wir gehen davon aus, dass die Gesamtauswirkungen der derzeitigen Lockdowns etwa 2% des BIP ausmachen werden. Die meisten Länder sind dabei, große Teile des Hotel- und Gaststättengewerbes zu schließen und in einigen Ländern wird der nicht lebensnotwendige Einzelhandel geschlossen. Ein Teil dieser Verkäufe wird sich online verlagern, aber die Gesamtaktivität wird wahrscheinlich zurückgehen. Es wird auch indirekte Auswirkungen geben, da Unternehmen und Verbraucher ihre Ausgaben zurückstellen. Die Sparquoten der Haushalte werden daher voraussichtlich länger auf hohem Niveau bleiben. Die finanzielle Unterstützung durch den Staat wird diese Auswirkungen teilweise ausgleichen, allerdings sind die Regierungen aufgrund von Bedenken über steigende Staatsschulden weniger großzügig geworden.
Diese zweite Welle wird aufgrund länger anhaltender Schäden am Wirtschaftsgefüge auch zu einer verschobenen vollständigen Erholung führen, da ein Anstieg der Zahlungsausfälle und der Langzeitarbeitslosigkeit einen Teil der Wirtschaft ins Abseits drängen wird. Daher erwarten wir nicht, dass sich die Wirtschaft der Eurozone vor Ende 2022 auf das Niveau vor der Pandemie erholt.