Aegon AM Fixed Income Chef über die "weltweite Explosion" des nominalen BIP

Aegon Asset Management | 24.06.2021 14:19 Uhr
Hendrik Tuch, Head of Fixed Income NL bei Aegon Asset Management / © e-fundresearch.com / Aegon Asset Management
Hendrik Tuch, Head of Fixed Income NL bei Aegon Asset Management / © e-fundresearch.com / Aegon Asset Management
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Die jüngsten US-Arbeitsmarktstatistiken haben die Finanzmärkte etwas beruhigt. Sie zeigten, dass sich die Beschäftigung weiter verbessert hat, aber nicht zu sehr, um ein schnelles Taper zu riskieren. Dies könnte der letzte Datenwert nach dem Prinzip von nicht zu heiß und nicht zu kalt sein, den wir in nächster Zeit sehen werden. Denn die US-Wirtschaft wird sich im Laufe des Sommers weiter erholen, da die meisten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus aufgehoben werden. Andere Länder werden schnell folgen und ihre Wirtschaftssysteme öffnen, mit einem Haufen überschüssiger Ersparnisse, die für Urlaub und andere Annehmlichkeiten ausgegeben werden wollen. Die Entwicklung kommentiert Hendrik Tuch, Head of Fixed Income bei Aegon Asset Management:

„Im Grunde genommen werden wir in diesem Jahr einen synchronisierten globalen Wirtschaftsboom haben, der die Wachstumszahlen auf Rekordniveau ansteigen lassen wird. In seinem jüngsten Wirtschaftsausblick erwartet der IWF, dass die globale Weltwirtschaft in diesem Jahr um 6 % wachsen wird, gefolgt von weiteren 4,5 % im nächsten Jahr. Die Zahl für das globale nominale BIP-Wachstum dürfte in diesem Jahr bei fast 10 % und im Jahr 2022 bei weiteren 7-8 % liegen. Das sind fast zwanzig Billionen USD an zusätzlichem globalem BIP in nur zwei Jahren, eine Zahl, die das jährliche BIP der gesamten Eurozone übersteigt. Zwei wichtige Merkmale der durch die von Corona ausgelösten BIP-Rezession im letzten Jahr werden diese Wachstumszahlen stützen: Normalerweise werden Rezessionen durch Ungleichgewichte verursacht, die Zeit brauchen, um sich zu bereinigen, während diese Rezession "selbst-induziert" war. Der zweite Grund ist, dass die westlichen Regierungen im Gegensatz zu früheren Rezessionen entschlossen sind, ihre üppigen Ausgabenprogramme fortzusetzen und die langfristigen staatlichen Investitionen zu erhöhen, was die Produktivität steigert und einen relativ hohen Multiplikatoreffekt hat.

Wachstum in Schwellenländern

In den letzten zwei Jahrzehnten haben Ökonomen versucht, uns davon zu überzeugen, dass sich die westlichen Wirtschaftssysteme in einer Art Dauerflaute befinden, mit einem unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum und einer ähnlichen Inflationsentwicklung. Doch diese Analyse vernachlässigt, dass sich die Zusammensetzung des Weltwachstums in diesem Zeitraum erheblich verändert hat, da die Schwellenländer inzwischen einen viel höheren Anteil an der Weltwirtschaft ausmachen. Aus globaler Sicht lag das Wirtschaftswachstum im Durchschnitt also tatsächlich auf einem höheren Niveau als in den achtziger und neunziger Jahren, eine Statistik, die kaum zitiert wird. Mehr Zeit wird darauf verwendet, die problematische Lage der westlichen Mittelschicht zu beklagen, während es schwierig ist, Quellen über die 50 Millionen Weltbürger zu finden, die jährlich zur globalen Mittelschicht hinzukommen. Zwar hat das Corona-Jahr auch dieser Statistik einen Dämpfer verpasst. Aber auch in Zukunft wird der Trend von 50 Millionen zusätzlichen Konsumenten pro Jahr mit ordentlichem verfügbarem Einkommen anhalten. Während die meisten Schwellenländer ihre Entwicklung in Richtung unseres Lebensstandards fortsetzen, haben die westlichen Länder nun erkannt, dass sie die wirtschaftliche Lage ihrer Bürger, die nicht von den Globalisierungstrends profitiert haben, verbessern müssen. Die fiskalischen Maßnahmen, die sowohl die europäische als auch die US-amerikanische Regierung angekündigt haben, werden sicherlich dazu beitragen, den "trickle down"-Effekt in ihren Ökonomien zu verbessern.

Die Wirtschaft ankurbeln

Ein weltweit synchronisierter Wachstumsboom bringt auch Probleme mit sich. Wir haben bereits einen starken Anstieg der Rohstoffpreise erlebt und sehen uns auch zu Beginn dieses Aufschwungs einer Fülle von angebotsbedingten Engpässen gegenüber. Wir könnten durch eine Reihe von Faktoren, wie z. B. ein Wiederaufflammen des Handelskriegs zwischen den USA und China oder einen neuen Stamm des Coronavirus, an Schwung verlieren. Aber abgesehen von solchen Risiken sind wir dabei, die Weltwirtschaft in einem Tempo "aufzublähen", wie wir es praktisch noch nie gesehen haben. Vielleicht wird endlich all das Geld, das die Zentralbanken im letzten Jahrzehnt geschaffen haben, genutzt und beginnt ernsthaft zu zirkulieren. Da die meisten Zentralbanken den aufkommenden Inflationsdruck ignorieren, wird der globale Wirtschaftsboom nicht durch eine straffe Geldpolitik behindert werden. Wir finden viele Analogien zwischen dem Ende der Coronavirus-Krise und den "Roaring Twenties". Meiner Ansicht nach ist die Öffnung der Weltwirtschaft nach der Pandemie möglicherweise vergleichbar mit der Öffnung der chinesischen Wirtschaft zu Beginn der achtziger Jahre, auf die eine längere Periode beispiellosen Wirtschaftswachstums folgte.“

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