Der steigende Dollar sorgt dafür, dass andere Länder mit noch mehr Inflationsdruck konfrontiert werden, da sie mehr für auf Dollar denominierte Waren, insbesondere Rohstoffe, bezahlen. Effektiv exportieren die USA nun sowohl die steigende Inflation als auch die Zinserhöhungen in die ganze Welt, was für Länder mit einer schwachen Finanzlage und/oder einer schwachen Handelsbilanz zu Problemen führt.
Frühere Straffungszyklen der Fed haben in den Schwellenländern für Chaos gesorgt, das wird in diesem Zyklus wahrscheinlich nicht anders sein. Die Zentralbanken der Schwellenländer in Lateinamerika und Mittelosteuropa haben letztes Jahr mit einem der aggressivsten geldpolitischen Straffungszyklen der Geschichte begonnen, und ein Ende ist nicht in Sicht. Sie müssen die Geldpolitik nicht nur weiter anheben, um dem Inflationsdruck zuvorzukommen, sondern auch, um sicherzustellen, dass ausländische Investoren ihre Investitionen in den Schwellenländern nicht abziehen.
Die westlichen Zentralbanken stehen vor ähnlichen Problemen, jetzt, da die Fed die geldpolitischen Zügel anzieht. Jede Zentralbank, die nicht mit dem von der Fed vorgegebenen Tempo der Straffung Schritt hält, wird erleben, dass ihre Währung schwächer wird und sich ihre Inflationsaussichten weiter verschlechtern."
Der Euro ist seit Jahresbeginn um mehr als 10 % gefallen. Eine weitere Schwäche ist zu erwarten, wenn die EZB an einem langsamen Zinserhöhungszyklus festhält. Die europäische Wirtschaft ist bereits durch die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine geschwächt worden und wird weiter leiden, wenn Russland beschließt, seine Gaslieferungen einzustellen. Die Finanzmärkte sind einfach nicht davon überzeugt, dass die EZB willens und in der Lage ist, den offiziellen Refinanzierungssatz in den nächsten Quartalen deutlich anzuheben.
Der letzte Zyklus hat das globale Bankensystem fast zum Erliegen gebracht. In diesem Zyklus werden die gleichzeitige Verringerung der Zentralbankbilanzen und eine Reihe starker Zinserhöhungen Druck auf alle Finanzanlagen ausüben, wie wir in der ersten Jahreshälfte gesehen haben. Solange die Fed die Zinsen weiter anhebt und der Dollar weiter aufwertet, wird es schwierig sein, eine dauerhafte Trendwende bei der derzeitigen Baisse-Stimmung an den Märkten zu erreichen.
Hendrik Tuch, Head of Fixed Income NL bei Aegon Asset Management