Im Oktober 2022 und im April dieses Jahres kündigte die OPEC Kürzungen der Ölproduktion an. Anfang Juni folgte eine weitere Ankündigung von Saudi-Arabien, eine zusätzliche Produktionskürzung um 1 Million Barrel vorzunehmen.
Trotz des klaren Signals der OPEC setzten die Ölpreise ihren leichten Abwärtstrend in den letzten zwei Monaten fort. Darüber hinaus ist die Terminstruktur des Öl-Terminmarktes rückläufig. Dies lässt darauf schließen, dass die Marktteilnehmer die Nachfrageseite des Ölmarktes in der kommenden Zeit als führend ansehen. Der erwarteten Konjunkturabschwächung und der geringeren Nachfrage wird mehr Gewicht beigemessen als angebotsseitigen Faktoren.
Die Wirtschaftstätigkeit in China kommt nur langsam in Gang, während die Konjunkturerwartungen für die EU und die USA weiterhin auf eine Verlangsamung der Tätigkeit in der zweiten Jahreshälfte hindeuten. Der Rückgang der Ölnachfrage scheint bereits vollständig eingepreist zu sein.
In den letzten Jahren hat die OPEC gezeigt, dass sie in der Lage ist, die Angebotsseite ausreichend anzupassen und erforderlichenfalls weitaus größere Produktionskürzungen vorzunehmen, um ihre Ziele zu erreichen. Ein Blick auf die jüngste Vergangenheit deutet auch darauf hin, dass sie noch viel Spielraum für weitere Produktionskürzungen hat.
Die Kombination aus der eingepreisten Wachstumsverlangsamung und dem Spielraum für die OPEC, einzugreifen, stimmt uns optimistischer für den Ölpreis, da wir die Risiken eher auf der Nachfrageseite sehen. Kurzfristig denken wir, dass der Ölpreis zwischen 70 und 80 $ liegen wird. In Anbetracht des fragilen Marktgleichgewichts könnten zunehmende geopolitische Spannungen jedoch zu kurzfristigen Preisspitzen von 100 $ pro Barrel führen.
Von Robert-Jan van der Mark, Co-Manager des Aegon Global Sustainable Diversified Growth Fund, Aegon Asset Management