Die Erwartung von Zinssenkungen in diesem Jahr ist mittlerweile durch die Erwartung weiterer Zinserhöhungen ersetzt worden. Vor diesem Hintergrund müssten die Märkte aufgrund von Überbewertungen und einer drohenden Rezession korrigiert werden. Die Zentralbanken, insbesondere die US-Notenbank und die EZB, werden nach unserer Einschätzung nicht in der Lage sein, eine weiche Landung zu erzielen. Die globalen Aktienmärkte ignorieren aktuell die Verschärfung der Finanzbedingungen, die Verschlechterung der Verbraucherstimmung und den Rückgang der Wirtschaftsaktivität, der sich in den globalen PMI-Daten widerspiegelt.
Beibehaltung der restriktiven Haltung der Zentralbanken
Die Zentralbanken in den USA, in Europa und in Großbritannien werden ihren jeweiligen Zinserhöhungszyklus nicht beenden, solange die Inflation nicht deutlich näher an die 2%-Marke herankommt oder eine tiefer als erwartete Rezession eintritt. Beides halten wir für das nächste Quartal für unwahrscheinlich, so dass die Zentralbanken ihre restriktive Haltung beibehalten werden und die Renditen weiter steigen.
Im zweiten Quartal trotzte der S&P 500 den Prognosen und erholte sich. Selbst die Rhetorik, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik bevorstehe, hat die US-Aktienmärkte kaum abgeschreckt. Abgesehen von der kleinen Gruppe der Technologiewerte, die vom Boom der künstlichen Intelligenz profitieren, sinken die Gewinnerwartungen, so dass die Aktienmärkte in diesem Jahr wahrscheinlich eine Korrektur erfahren werden.
Der plötzliche Stimmungswechsel an den Märkten im zweiten Quartal nach der Lösung der regionalen Bankenkrise in den USA hat bei vielen Anlegern verständlicherweise Kopfzerbrechen ausgelöst. Die Renditen im zweiten Quartal sind unserer Meinung nach übertrieben, da die USA wahrscheinlich immer noch auf eine leichte Rezession – beginnend im vierten Quartal – zusteuern. Die Bandbreite der Renditen im S&P 500 ist zunehmend geringer geworden, angetrieben von einigen Mega-Cap-Technologiewerten, die auf KI-Optimismus setzen, was ein klassisches Zeichen für eine auslaufende Hausse ist. Die EPS-Gewinnschätzungen für den breiteren Index sind weiter gesunken.
Daneben gibt es weitere negative Anzeichen. Die 2- bis 10-jährige Renditekurve ist so stark invertiert wie noch nie in diesem Zyklus, der ISM PMI für das verarbeitende Gewerbe ist auf dem niedrigsten Stand seit den Lockdowns, und die Liquidität ist nach der Auseinandersetzung um die Schuldenobergrenze durch den Erwerb der Banken von Staatsanleihen abgeflossen.
Letztendlich scheint der Markt zu vergessen, dass die Straffung der Geldpolitik noch nicht vorbei ist. Die Fed könnte ihre quantitative Straffung fortsetzen, und mit zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr werden Unternehmen und Verbraucher in den kommenden Monaten nur noch mehr unter Druck geraten.
Von Cameron McCrimmon, Investment Specialist bei Aegon Asset Management