Allein die großen Technologieunternehmen werden für das kommende Jahr Dividenden in Höhe von ungefähr 53 Mrd. USD ausschütten. Diese Zahl liegt nahe an den 60 Mrd. USD, die vom FTSE 100-Index insgesamt erwartet werden. Eine bemerkenswerte Zahl, wenn man bedenkt, dass der FTSE in der Vergangenheit für seine Erträge bekannt war.
Die Dividende wird jedoch durch die Höhe der Rückkäufe in den Schatten gestellt. Die Unternehmen können in diesem Jahr Aktien im Wert von 315 Mrd. US-Dollar zurückzukaufen, was fast dem Fünffachen der Dividendenausschüttung entspricht. Die Vorliebe für Aktienrückkäufe ist demnach ungebrochen. Dennoch ist der Trend zur Dividende ein wichtiges Signal für Investoren.
Dividenden als Signal für Unternehmensreife
Die klassische Theorie besagt, dass Dividenden positive Nachrichten über den künftigen Cashflow eines Unternehmens vermitteln. Diese Theorie wird durch die positive langfristige Korrelation zwischen Dividendenwachstum und Aktienkursentwicklung gestützt.
In ähnlicher Weise wird in der Wissenschaft die „Reifehypothese“ vertreten. Diese Theorie geht davon aus, dass Dividenden ein Signal für die Reifung des Finanzprofils eines Unternehmens sind, die sich in einem Rückgang des Risikos und einer zunehmenden Generierung freier Cashflows äußert. Die Wahrnehmung eines geringeren Risikos wirkt sich positiv auf die Kapitalkosten des Unternehmens aus, was wiederum zu einer höheren Bewertung der Aktie führt.
Die Berichterstattung in den Medien über den Technologiesektor deutet auf Letzteres hin. Die Schlagzeilen über Metas „Erwachsenwerden“ kommen nach einer Periode der Rationalisierung des Betriebs, der strengen Kostenkontrolle und der neuen Konzentration auf aktionärsfreundliche Erträge. Die Einführung der Dividende kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass diese Disziplin von Dauer ist und dass Meta, wie auch andere Unternehmen aus der Technologiebranche, in eine neue Phase seines Unternehmens eintritt.
Reifere Finanzprofile bieten Spielraum für die Rückführung von Eigenkapital und die Möglichkeit, die Ausschüttungsquoten deutlich zu erhöhen.
United Rentals
Ein aktuelles Beispiel für diese Dynamik ist das Unternehmen United Rentals, der größte Vermieter von Baumaschinen in den USA. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist einfach: Es kauft Baumaschinen, vermietet sie und verkauft sie später weiter. Bei einem beliebigen Baumaschinenverleih werden Anleger wahrscheinlich nicht begeistert sein, doch diese Unternehmen erzielen beeindruckende Renditen, wenn sie in großem Maßstab betrieben werden. United Rentals ist mit 1.600 Niederlassungen und einem Fuhrpark im Wert von 21 Mrd. USD der größte Akteur in der Branche.
Die Vermietungsbranche ist zyklisch. Während der großen Finanzkrise ging die Bautätigkeit im Nichtwohnungsbau in den USA um etwa 30% zurück und als sich die Nachfrage nach Mietgeräten verlangsamte, kam es zu einem intensiven Preiswettbewerb. Die sinkenden Mietpreise führten zu einer Beeinträchtigung der Gewinne der Branche, was sich in einer starken Reduktion der Gewinnspanne von United Rentals manifestierte.
Seitdem hat sich die Branche gewandelt: Die zehn größten Unternehmen beherrschen 44% des Marktes, was einer Verdoppelung im Vergleich zur Zeit vor der Finanzkrise entspricht. United Rentals hat den Markt durch Fusionen und Übernahmen aggressiv konsolidiert und ist als Komplettanbieter auf der Baustelle in neue Kategorien vorgestoßen. Die jährliche Wachstumsrate der Umsätze beträgt 14%. Im selben Zeitraum konnte eine Verbesserung der Gewinnspannen von 25% im Jahr 2009 auf heute fast 48% beobachtet werden.
Die Branche ist konsolidiert, sodass die größten Anbieter einen strukturellen Vorteil in Bezug auf die Kaufkraft der Flotte und den Umfang des Mietangebots aufweisen. Zudem hat sich die Branche den Drittdatenanbieter Rouse zu eigen gemacht, der Einblicke in die Mietpreise und Auslastungsgrade auf lokaler Ebene bietet. Dies fördert die Preisdisziplin und ermöglicht es den Vermietungsunternehmen, ihre Flottenkäufe besser zu planen und zu verteilen.
Die Jahre des rasanten Wachstums von United Rentals scheinen abgeschlossen zu sein. Strukturelle Veränderungen haben jedoch zu einer Weiterentwicklung des Geschäftsmodells geführt, das höhere durchgängige Margen und Cashflow-Generierung unterstützt. Das Unternehmen hat im Jahr 2023 mit der Zahlung von Dividenden begonnen, was ein wichtiges Signal für das Vertrauen des Managements in die Widerstandsfähigkeit der Erträge und des freien Cashflows ist. Dies wiederum führt zu einem höheren Multiplikator für den gesamten Zyklus, was eine entsprechende Aufwertung der Aktie zur Folge hat.
Von Cameron Shanks, Investmentanalyst bei Aegon Asset Management