Credit Suisse Research Institute veröffentlicht neusten Bericht über Familienunternehme.
Das CSRI hat anhand seiner eigenen Datenbank «Family 1000», die über 1.000 börsennotierte Familien- und Gründerunternehmen von unterschiedlicher Größe aus verschiedenen Branchen und Regionen umfasst, ermittelt, dass die zugrunde liegende Grundgesamtheit die Grundgesamtheit der Nicht-Familienunternehmen seit 2006 im Schnitt um 370 Basispunkte pro Jahr übertroffen hat. Am deutlichsten zeigt sich diese Outperformance in Europa und Asien mit 470 bzw. mehr als 500 Basispunkten pro Jahr.
In diesem Jahr hat die Corona-Pandemie erhebliche Auswirkungen auf die Aktienmarktrenditen und die Volatilität. Familienunternehmen zeichnen sich in der Regel durch eine überdurchschnittlich defensive Ausrichtung aus, dank der sie besonders in Phasen von Marktstress gute Ergebnisse erzielen. Mit einer Gesamt-Outperformance von rund 300 Basispunkten seit Jahresbeginn gegenüber Nicht-Familienunternehmen stützen die Renditedaten der ersten Halbjahres 2020 diese Einschätzung.
Wichtigste Erkenntnisse:
- Stärkeres Wachstum und höhere Gewinne: Die Untersuchung verdeutlicht, dass das seit 2006 generierte Umsatzwachstum von Familienunternehmen mehr als 200 Basispunkte über demjenigen der Nicht-Familienunternehmen lag, wobei sowohl kleine als auch große Unternehmen berücksichtigt wurden. Darüber hinaus zeigt Analyse auf, dass Familienunternehmen in der Regel rentabler sind. So liegen die durchschnittlichen Cashflow-rund 200 Basispunkte über den Cashflow-Renditen von Nicht-Familienunternehmen Renditen (berechnet unter Verwendung der Credit Suisse HOLT®-Kennzahl der Cashflow-Rendite auf dem investierten Kapital bzw. CFROI®). Diese höheren Renditen wurden in allen Regionen weltweit verzeichnet.
- Bessere Performance bei ESG-Bewertungen: Familienunternehmen weisen im Schnitt etwas bessere ESG-Bewertungen als Nicht-Familienunternehmen auf. Diese insgesamt höhere Performance, die sich während der letzten vier Jahre noch verstärkt hat, ist hauptsächlich in den besseren Bewertungen bei Umwelt- und Sozialkriterien begründet. Im Bereich Governance scheinen Familienunternehmen hingegen hinter Nicht-Familienunternehmen zurückzuliegen. Aus regionaler Sicht konnten europäische Familienunternehmen die höchsten ESG-Bewertungen aufweisen. Familienunternehmen in Asien (ohne Japan) schnitten besser ab als ihre Pendants in den USA und holen gegenüber den europäischen Vergleichsunternehmen rapide auf. So liefern asiatische Familienunternehmen bei Themen der Corporate Governance bessere Bewertungen ab als Familienunternehmen in Europa oder den USA.
- Ältere Familienunternehmen weisen bessere ESG-Bewertungen als jüngere Unternehmen auf: Dies zeigt sich in allen drei Bereichen – Umwelt, Soziales und Governance. Möglicherweise sind ältere Familienunternehmen aufgrund der Tatsache, dass sie über etablierte Geschäftsprozesse verfügen, in der Lage, Bereiche ihres Geschäfts zu integrieren oder sich auf diese zu konzentrieren, die nicht direkt mit ihren Produktionsprozessen in Verbindung stehen, die aber in Bezug auf die Aufrechterhaltung einer allgemeinen Nachhaltigkeit des Geschäfts relevant sind.
- Auswirkungen von COVID-19: Um ein besseres Verständnis der ESG-bezogenen Merkmale von Familienunternehmen zu erhalten, wurde eine Umfrage bei mehr als 200 Unternehmen durchgeführt. Die Unternehmen wurden gefragt, wie viel Sorge ihnen COVID-19 mit Blick auf die Zukunft bereitet. Trotz der Auswirkungen auf das Umsatzwachstum in diesem Jahr scheinen sich die befragten Familienunternehmen etwas weniger um ihre Zukunftsaussichten und die Auswirkungen von COVID-19 zu sorgen als Nicht-Familienunternehmen. Darüber hinaus griffen Familienunternehmen weniger auf das Instrument der Beurlaubung ihrer Mitarbeitenden zurück als Nicht-Familienunternehmen (46 % gegenüber 55 %). Hilfsprogramme für Familienunternehmen wurden in Asien häufiger eingerichtet als in Europa und den USA. Ein Grund könnte die bessere Verfügbarkeit staatlicher Hilfsprogramme in diesen Regionen sein.
- Soziale Auswirkungen: Die Umfrage zeigt, dass sich Familienunternehmen seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stärker auf sozialpolitische Aspekte konzentriert haben. Jedoch liegen sie bei mehreren ESG-bezogenen Faktoren hinter Nicht-Familienunternehmen zurück – insbesondere mit Blick auf Menschenrechte und Richtlinien in Bezug auf Formen moderner Sklaverei (wie bspw. politische Gefangenschaft, Kinderarbeit). Familienunternehmen verfügen im Schnitt über weniger diverse Führungsgremien. Eine geringere Zahl von ihnen bietet Unterstützungsgruppen für lesbische, schwule, bisexuelle und Transgender (LGBT) sowie schwarze oder asiatische Mitarbeitende oder für Mitarbeitende, die anderen ethnischen Minderheiten angehören. Weniger Familienunternehmen haben Erklärungen zur Achtung der Menschenrechte und zu den damit verbundenen UN-Prinzipien veröffentlicht.
Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group und Vorsitzender des Credit Suisse Research Institute, sagt: «Wir verfolgen die Performance von Familienunternehmen gegenüber derjenigen von Nicht-Familienunternehmen bereits seit vielen Jahren und haben zyklusübergreifend ein regelmäßiges Muster einer stabilen und besseren Entwicklung der Profitabilität sowie von Renditen für alle Aktionäre, einschliesslich Minderheiten, festgestellt. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie und aufgrund des erhöhten globalen Bewusstseins für ESG-Belange haben wir eine weitere qualitative Analyse hinzugefügt, um näher zu untersuchen, was Familienunternehmen einzigartig macht.»
Den vollständigen Bericht finden interessierte LeserInnen hier als PDF-Dokument: Credit Suisse Family 1000 Report (PDF)