Credit Suisse Fondsmanager Frey: Neuartige Batterien und Recycling bestimmen die Zukunft des grünen Automobils

Credit Suisse | 24.02.2022 09:00 Uhr
Holger Frey, Fondsmanager bei der Credit Suisse / © Credit Suisse
Holger Frey, Fondsmanager bei der Credit Suisse / © Credit Suisse
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Obwohl die Anfänge des Elektrofahrzeugs bereits ins frühe 20. Jahrhundert zurückgehen, hat sich das grüne Automobil erst dank Tesla vor etwa 10 Jahren begonnen zu etablieren. Um im PKW-Markt eine dominante Stellung einzunehmen und damit zur Erreichung des Netto-Null-Ziels beizutragen, müssen Elektrofahrzeuge günstiger werden und ihren ökologischen Fußabdruck weiter verkleinern, so Holger Frey, Fondsmanager bei der Credit Suisse. Neuartige Batterietechnologien und ein effizientes Batterierecycling könnten der fehlende Baustein sein, um Herstellungskosten zu senken und einen schonenderen Umgang mit Rohstoffen zu erreichen.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels bemühen sich Politik und Wirtschaft überall auf der Welt, Elektrofahrzeugen zum Durchbruch zu verhelfen. Denn zur Erreichung des Netto-Null-Ziels ist die Dekarbonisierung des Transportsektors essenziell – und Elektrofahrzeuge sind dabei ein entscheidendes Puzzleteil. Allerdings sind Elektrofahrzeuge in der Bevölkerung noch nicht weit verbreitet, mit Ausnahme von Pionierländern wie Norwegen, wo deren Anteil rund 75 % beträgt. Allerdings ist ihr Anteil an den Neuzulassungen im letzten Jahr schnell gestiegen. In Deutschland lag der Anteil per Ende 2021 schon bei etwa 24 %, in Österreich bei 17 %. Der niedrige Verbreitungsgrad könnte sich schnell ändern, wenn das Batterierecycling Fahrt aufnimmt und eine günstigere und umweltfreundlichere Produktion ermöglicht.

Ökologische Bilanz von Elektrofahrzeugen

Die ökologischen Vorteile von Elektrofahrzeugen werden gegenüber Verbrennern regelmäßig infrage gestellt. Betrachtet man lediglich die direkte Produktion, weisen sie aufgrund der ökologischen Auswirkungen der Batterieproduktion tatsächlich höhere Emissionen auf. Bezieht man jedoch den gesamten Lebenszyklus von Autos mit ein, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Die geschätzten Treibhausgas-Emissionen eines neuen Mittelklasse-Elektrofahrzeugs über den gesamten Lebenszyklus hinweg waren 2021 in Europa 66 Prozent tiefer als bei einem Benziner. Laut Prognosen werden sie 2030 durch den höheren Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix sogar um 74 Prozent niedriger ausfallen. Künftige Innovationen in der Batterietechnologie sind ein weiterer Faktor, der den ökologischen Fußabdruck von Elektrofahrzeugen stark verbessern könnte.

Die heutigen Elektrofahrzeuge basieren primär auf verschiedenen Versionen traditioneller Lithium-Ionen-Zellen, wie sie bereits seit Jahrzehnten geläufig sind. Die neue Generation von Elektrofahrzeugen wird jedoch mit einem neuen Typus dieser Batterie aufwarten, der unter anderem als umweltfreundlicher gilt. Die neuen Batterien werden mit dem Ziel entwickelt, die Menge benötigter Rohstoffe zu senken, wodurch auch der Preis reduziert werden sollte. Außerdem kursieren mehrere Projekte von großen Autoherstellern und Batterietechnologie-Start-ups, die an Alternativen zur Lithium-Ionen-Chemie arbeiten. Ein Beispiel sind Festkörperbatterien auf Basis von sulfidischem Festkörperelektrolyt, die eine deutlich höhere Energiedichte bieten und weitere Mängel von Lithium-Ionen-Zellen überwinden.

Recycling der Batterien

Angesichts der wachsenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen und der zunehmenden Alterung der installierten Batterien wird der Ruf nach einer funktionsfähigen Recyclingindustrie lauter. Nachdem Batterien das Ende ihrer Nutzungsdauer in Autos erreicht haben («First Life»), können sie zwar immer noch zur Energiespeicherung in Projekten im Bereich erneuerbare Energien genutzt werden («Second Life»). Trotzdem müssen die Recyclingkapazitäten ausgebaut werden, um das große Volumen an Batterien zu bewältigen, die in den kommenden Jahren aus dem Verkehr gezogen werden. Denn im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen können in Elektrofahrzeugbatterien eingesetzte Rohstoffe zurückgewonnen werden, um neue Batteriegenerationen zu produzieren und die Kreiswirtschaft zu unterstützen. So fordert auch die EU, die Rückgewinnungsquote der zentralen Batteriematerialien zu steigern und Rohstoffe zunehmend aus Altbatterien zu gewinnen, statt neue Rohstoffe anzuzapfen.

Verschiedene Start-ups gehen derzeit mit Pilotanlagen für ein groß angelegtes Batterierecycling an den Start. Für die Materialien einer Batterie am Ende ihres Lebenszyklus streben sie eine Wiederverwendungsquote von bis zu 95 Prozent an, fast doppelt so viel wie bei traditionellen thermischen Verfahren. Diese Unternehmen des «Urban Mining»-Sektors erleben eine wachsende Nachfrage seitens der großen Autohersteller, die sich auf eine zunehmend strengere Regulierung einstellen. Der Erfolg dieser Recyclinganstrengungen wird wegweisend sein für die Zukunft des Elektrofahrzeugs. Die Automobilindustrie erlebt derzeit den größten Umbruch seit Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich der Verbrennungsmotor durchsetzte. Verschiedene Teile der Automobillieferketten werden durch Innovationen transformiert und bieten dadurch nicht zuletzt auch Anlegern völlig neue Investmentopportunitäten.

Holger Frey, Fondsmanager bei der Credit Suisse

Hintergrund: Anfänge des Elektrofahrzeugs im frühen 20. Jahrhundert

Die Grundbausteine für Elektrofahrzeuge wurden in einer Zeit gelegt, als der Kampf gegen den Klimawandel noch in ferner Zukunft lag. Bereits im frühen 20. Jahrhundert entwickelten sich Elektrofahrzeuge zu einer attraktiven Alternative zu Pferdekutschen und anderen Motorfahrzeugen. Sie waren günstiger, leiser und rochen nicht wie Benziner. Trotz der wachsenden Beliebtheit erreichte die Elektrofahrzeugproduktion Anfang der 1920er-Jahre ihren Hohepunkt. Als Henry Ford mit der Massenproduktion von Verbrennungsmotoren begann, sank der Preis von Benzinern deutlich unter jenen von Elektrofahrzeugen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden erneut zahlreiche Versuche unternommen, Elektrofahrzeuge zu etablieren, doch diese kamen meist nicht über die Prototypenphase hinaus. Die Autohersteller glaubten nicht an eine ausreichende Verbrauchernachfrage. Mit der Gründung von Tesla Anfang der 2000er-Jahre hat sich vieles begonnen zu verändern. Mittlerweile hat sich das Unternehmen vom Neuling zum ernstzunehmenden Wettbewerber in der Automobilbranche entwickelt und eine beachtliche Börsenkapitalisierung erreicht. Außerdem sind zahlreiche Autohersteller dem Beispiel von Tesla gefolgt und haben zuletzt mit großem Tempo ihr Produktsortiment um Elektrofahrzeuge erweitert.

Quellen:
Cohen and Company(2022).Global EV Sales for 2021.Abgerufen unter: https://www.ev-volumes.com/
Statista, 2021: Electric Cars Found to Cut Emissions Drastically. Abgerufen unter: https://www.statista.com/chart/25412/life-cycle-emissions-savings-of-electric-cars/
Lim, X. (2021). Millions of electric car batteries will retire in the next decade. What happens to them? Abgerufen unter: https://www.theguardian.com/environment/2021/aug/20/electric-car-batteries-what-happens-to-them
Kardiris, A. (2020). How Li-Cycle Technology Retrieves 95% of Lithium Battery Content.Abgerufen unter: https://www.waste360.com/recycling/how-li-cycle-technology-retrieves-95-lithium-battery-content
Idaho National Library (n.d.). History of Electric Cars. Abgerufen unter: https://avt.inl.gov/sites/default/files/pdf/fsev/HistoryOfElectricCars.pdf
IDA (2006). And Then There Were None: Pulling the Plug on the Electric Car. Abgerufen unter: https://www.documentary.org/feature/and-then-there-were-none-pulling-plug-electric-car

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.