Anleger schätzen das Gefühl von Sicherheit. Daher reagieren die Aktienmärkte meist negativ auf unsichere Marktbedingungen, wie der Krieg in der Ukraine, Zinserhöhungen, Inflation und Engpässe in der Lieferkette die sie uns aktuell bescheren. Das Abstoßen von Aktien ist in diesen Zeiten eine verbreitete, menschlich nachvollziehbare Reaktion. Dennoch sind solche Panikreaktionen meist nicht ratsam. Laut Angus Muirhead, Leiter Equities bei Credit Suisse Asset Management, kommt die Reaktion oft zu spät, nachdem der Markt bereits gefallen ist und die negativen Nachrichten eingepreist wurden. Er erklärt, warum Anleger in dieser Phase einen kühlen Kopf bewahren und, anstatt den Verlust zu realisieren, nach vorne schauen und in die Zukunft investieren sollten.
Langfristig in Aktien investieren
Eine auch nur einigermaßen zuverlässige Vorhersage kurzfristiger Marktbewegungen und Stimmungsschwankungen ist äußerst schwierig. Viele versuchen es, doch nur die wenigsten mit Erfolg. Grundsätzlich ist es etwas einfacher, langfristig zu investieren. Die Aktienmärkte haben langfristig einen Aufwärtstrend verzeichnet, durchzogen von einer Reihe drastischer Abwärtskorrekturen und einigen länger andauernden Phasen mit fallenden Kursen. Vor diesem Hintergrund erscheint es logisch, langfristig in Aktien zu investieren, die eigenen Positionen nach Kurseinbrüchen aufzustocken und Gewinne mitzunehmen, wenn der Markt eine gute Performance erreicht hat. Wenn wir langfristig Aktien halten wollen, dann ist es auch sinnvoll, Anlagethemen zu identifizieren, die von starken langfristigen Wachstumstreibern, welche in den kommenden Jahren von Bedeutung sein dürften, unterstützt werden.
Die Erfolgstitel der nächsten zehn Jahre ermitteln
Passiv verwaltete Fonds, welche die Performance eines Index nachverfolgen, investieren in die derzeit erfolgreichsten Unternehmen der Welt. In gewisser Hinsicht sind dies aber die Gewinner von gestern. Aktiv verwaltete Fonds sollten einen anderen Weg wählen. Statt in Unternehmen zu investieren, die bereits erfolgreich waren – die großen Benchmark-Index-Aktien – können Fondsmanager ihr Wissen nutzen, um die Erfolgstitel der nächsten zehn Jahre zu identifizieren. Oft handelt es sich dabei um noch recht kleine Unternehmen, die keinem großen Index angehören und vielen Menschen noch kein Begriff sind. Angesichts der derzeitigen Marktunsicherheit waren die meisten Aktienkurse jedoch rückläufig. Überteuerte Aktien sind gefallen, aber auch die Titel einiger äußerst vielversprechender und hochwertiger kleinerer Unternehmen. Viele dieser Unternehmen notieren derzeit zu attraktiven Bewertungen und bieten versierten Anlegern mit einem langfristigen Anlagehorizont interessante Chancen.
Den Herausforderungen zum Trotz wird das Thema ESG an Bedeutung gewinnen
Unserer Ansicht nach zählen Technologie, Innovation und ESG zu den wichtigsten Trends, welche die Wirtschaft von morgen prägen werden. Die COVID-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Bedeutung des «E» in ESG in den Hintergrund gedrängt. Wenn die Konjunktur sich verlangsamt und unsere Sicherheit bedroht ist, können sich die Prioritäten ändern. Nachhaltigkeit könnte in den Ohren einiger Menschen wie ein Luxusgut klingen. Die meisten sind jedoch davon überzeugt, dass die Art und Weise, wie wir in den letzten 50 Jahren gelebt und gearbeitet haben, nicht nachhaltig ist. Da Verbraucher und Anleger einen anderen Ansatz fordern und Regulierungsorgane neue Vorschriften durchsetzen, werden ESG-Themen zunehmend an Relevanz gewinnen. Das extreme Wetter der letzten Jahre ist ein klares Signal an alle, dass wir unsere Lebensweise ändern und in Unternehmen investieren müssen, die Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Bewältigung anderer ESG-Fragen anbieten. Bis 2030 werden sich die geschätzten Investitionen in Klimalösungen, die zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels nötig sind, laut Climate Policy Initiative versiebenfachen (siehe Abbildung).
Angus Muirhead, Leiter Equities bei Credit Suisse Asset Management