Kein europäisches Land ist so stark von der Entwicklung der Ölpreise abhängig wie Norwegen. Mit dem Verfall der Erdölpreise im Jahr 2015 zogen über der 524-Milliarden-Dollar-Ökonomie Gewitterwolken auf. Mittlerweile haben sich die Ölpreise ein Stück weit erholt und wie sich zeigt, hat der Sturm weniger Schaden angerichtet, als befürchtet.
Im vierten Quartal 2015 ging die Wirtschaftsleistung zurück (minus 1,3 Prozent), es blieb jedoch bei einem negativen Quartal. Schon im ersten Quartal 2016 erfolgte der Rebound (plus 1 Prozent zum Vorquartal). Im zweiten Quartal gewann die Wirtschaft weiter an Schwung und legte zum Erstquartal stärker als erwartet um 0,4 Prozent zu. Die norwegische Zentralbank sieht offenbar einen Silberstreif am Horizont. Anders als bei ihrer Sitzung am 23. Juni angekündigt, ist in diesem Jahr keine weitere Zinssenkung geplant. Die Zentralbank sagt für die nächsten Jahre ein Zinsniveau von rund 0,5 Prozent voraus.
Hoffnung auf steigende Ölpreise
Die Ölpreise haben sich zwar erholt, liegen aber immer noch um mehr als 50 Prozent unter dem Niveau von 2014. Hoffnung auf steigende Ölpreise machte die OPEC mit einer Kürzung der Fördermenge um 750.000 Fass pro Tag. DNB-Analyst Thorbjorn Kjus warnt allerdings vor zu großen Erwartungen. Einerseits sei die Kürzung angesichts der prall gefüllten Lagerbestände nicht groß genug, andererseits bestehe weiterhin eine große Unsicherheit auf den Märkten.
Die geht vor allem auf die Rivalität zwischen dem Iran und Saudi Arabien zurück. Iran hat die Fördermenge seit dem letzten OPEC-Meeting sogar erhöht. Zudem ist unklar, ob Saudi Arabien wie in der Vergangenheit dazu bereit ist, die Reduktion der Fördermenge selbst zu stemmen. Zudem zog der Wahlsieg Donald Trumps den Ölpreis vorübergehend nach unten. Trump warb im Wahlkampf damit, die Schieferölproduktion zu fördern und die USA komplett von Ölimporten unabhängig zu machen.
Erstmals Staatsfonds angezapft
Die norwegische Regierung versucht den negativen Auswirkungen des Ölpreisverfalls mit stimulierenden Programmen entgegenzutreten. Zur Finanzierung entnimmt sie dem seit 1996 mit Ölgeldern gefüllten norwegischen Staatsfonds (Statens pensjonsfond utland) erstmals in der Geschichte Erträge. 2016 werden 95,7 Milliarden Kronen vom Fondsvermögen abgezogen. 2017 sollen es sogar 121,2 Milliarden Kronen sein.
Fast ein Drittel der Marktkapitalisierung der Oslo Stock Exchange wird von der Ölindustrie bestimmt. Im aggregierten gesamtnordischen Anlageuniversum sind Aktien aus dem Energiesektor jedoch mit weniger als vier Prozent gewichtet. Das ist sogar weniger als der europäische oder globale Durchschnitt.
Beeindruckende Outperformance
Der norwegische Leitindex OBX befindet sich seit März auf Erholungskurs. Insgesamt haben die skandinavischen Märkte in den letzten Jahren überzeugt. Der skandinavische VINX Benchmark Capital Price Index NOK legte in den 100 Monaten zwischen dem 31. März 2008 und dem 29. Juli 2016 knapp 37 Prozent zu. Das entspricht einer jährlichen Rendite von mehr als 3,8 Prozent.
Noch beeindruckender ist die Performance bei Wiederanlage der Dividenden mit einem Plus von knapp 81 Prozent. Die annualisierte Rendite lag bei der Wiederanlage der Dividenden bei knapp 7,4 Prozent. Der Eurostoxx 50 Index rutschte in dieser Zeit um 17,6 Prozent ins Minus (annualisiert -2,14 Prozent). Mit Hilfe der Dividenden kam das europäische Kursbarometer im Betrachtungszeitraum auf ein Plus von 19,3 Prozent. Aufs Jahr gerechnet bleibt ein Plus von 2,14 Prozent. „Insgesamt hat der VINX Anlegern im Vergleich zum Eurostoxx 50 eine jährliche Mehrrendite von 5,2 Prozent gebracht“, sagt Hagen-Holger Apel, Diplom-Volkswirt und Senior Portfolio Manager bei DNB Asset Management in Luxemburg.
Skandinavische Märkte reagieren auf Trump gelassen
Der VINX Benchmark Capital Price Index enthält die größten und am meisten gehandelten Aktien an der Nordic Exchange und der Börse Oslo. Schwedische Titel sind im Index mit 46 Prozent am stärksten vertreten. 24 Prozent der Aktien notieren in Dänemark, 16 Prozent in Finnland und 9 Prozent in Norwegen. 75 Prozent des Index notiert in skandinavischen Währungen. „Wer in dieser Zeit in der Region investierte und Währungsrisiken einging, wurde mit zusätzlicher Rendite belohnt“, sagt Hagen-Holger Apel und verweist auf die aktuell wieder etwas schwächer notierenden skandinavischen Währungen.
Auf das Ergebnis der US-Präsidentenwahl hat der VINX Benchmark Index in den ersten Handelstagen mit einem moderaten Plus reagiert. Nach einem schwachen Monatsauftakt drehten die nordischen Aktienindizes somit leicht in den positiven Bereich.
Reiches Angebot an Qualitätsunternehmen
Auch wenn Skandinavien im Vergleich zu Gesamteuropa klein ist, finden Investoren dort ein reiches Angebot an sehr gut geführten Qualitätsunternehmen. Im VINX Index sind 149 Unternehmen zusammengefasst. Skandinavien profitiert von stabilen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, einem hohen Bildungsniveau und dem Zugang zu neuen Technologien. Für ein Investment in die skandinavischen Volkswirtschaften empfehlen sich spezialisierte Investmentfonds, da diese den gesamten Markt abdecken und vor Ort verwaltet werden. Der DNB Scandinavia, ein vom Osloer Team um Portfoliomanager Kjell-Morten Hjørnevik verwalteter Fonds, legt sein Fondsvermögen in skandinavische Aktien an, verfügt jedoch über in Luxemburg zugelassene und investierbare Anteilsklassen sowohl für institutionelle Investoren als auch für Privatanleger.
Für Anleger, die aufgrund der Unsicherheit am Zinsmarkt ein Interesse an geringen Zinsänderungsrisiken haben und gleichzeitig in einer skandinavischen Währung positioniert sein möchten, könnte der DNB SICAV High Yield interessant sein. „Eine geringe Duration sowie eine Anlage in Norwegischen Kronen ist für viele Investoren in der aktuellen Situation attraktiv“, führt Hagen-Holger Apel weiter aus. Die Unsicherheit in der Eurozone lasse ein Investment in den skandinavischen Volkswirtschaften wieder attraktiv erscheinen.