Ein Kommentar von Dr. Malte Kirchner, Senior Institutional Sales-Spezialist, DNB Asset Management:
In Italien herrscht Krise. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone weist „exzessive makroökonomische Ungleichgewichte“ auf, befindet die EU-Kommission angesichts einer Staatsverschuldung von 130 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Nach Prognosen der Behörde wächst die Wirtschaft im Stiefelstaat voraussichtlich nur um 0,2 Prozent – und damit deutlich weniger als die von Rom erwarteten 1,0 Prozent. Deshalb sieht Brüssel auch den mit der Kommission im Dezember ausgehandelten Budgetplan für 2019 in Gefahr: „Das Land leidet unter einer konstant niedrigen Produktivität, und die Wirtschaft wird in diesem Jahr fast gar nicht mehr wachsen.“ Das spiegelt nicht nur der Einkaufsmanagerindiz in der Industrie, sondern auch im Dienstleistungssektor wider, welche bei unterhalb von 50 Punkten liegen. Damit signalisieren sie ein andauerndes Schrumpfen der Wirtschaftsleistung.
Ratingherabstufungen drohen in nächster Zeit. Entsprechend nervös schauen Anleger auf das Land. Die höheren Risikoaufschläge, die sie für italienische Staatsanleihen verlangen, spiegeln die Zweifel an der Solidität des Landes wider. Die Ausweitung des Renditeabstands liegt zugleich darin begründet, dass sichere Häfen wegen der zunehmenden Investoren-Sorgen stärker gefragt sind. So kommen vermehrt die nordischen Volkswirtschaften ins Blickfeld. Neben ihrer fundamentalen Stärke und der sehr geringen Verschuldung (Norwegen weist eine Staatsverschuldung von 36,6 Prozent des BIP auf, Schweden 38,03 Prozent, Deutschland 61 Prozent und Italien 133 Prozent) punkten Norwegen, Schweden & Co. mit ihrem hohen Ausbildungsniveau, der weit fortgeschrittenen Digitalisierung und einer stabilen politischen Lage. Dazu kommt ein gut funktionierendes Sozialsystem. Skandinavien gewinnt nicht zuletzt dank seines hohen Diversifikationsgrad an Bedeutung. Experten sprechen mit Blick auf die kleinen, aber sehr offenen Volkswirtschaften bereits von einer „Weltwirtschaft im Mini-Format.“
Niedriges Kreditrisiko in Norwegen
Dank seiner langen Historie in kapitalintensiven Industrien wie der Schifffahrt und der Ölindustrie hat sich Oslo im Laufe der Zeit zu einem Hub für internationale Investoren entwickelt. Im Mittelpunkt stehen neben Aktien vor allem Hochzinsanleihen. Da Floating Rate Notes an den nordischen Märkten einen großen Anteil ausmachen, ist dieser Markt besonders interessant für Anleger die einem Zinsänderungsrisiko entgehen möchten. Aber neben dem Nordischen High Yield-Markt existiert auch im Investment Grade-Bereich mit Norwegischen Covered Bonds ein attraktives und größtenteils variabel verzinstes Bond-Segment. 2018 war demnach für norwegische Covered Bonds ein weiteres Jahr mit historisch hohem Emissionsvolumen – ein untrügliches Zeichen für das Erwachsenwerden dieses Marktes.
Die offiziellen AAA-Bewertungen der wichtigsten Ratingagenturen bestätigen diese positive Einschätzung. Zu den guten Schuldnern zählen Unternehmen, die schon sehr lange am Markt aktiv sind und immer wieder Anleihen emittieren. Dies sind in der Regel Emittenten aus Sektoren wie Seefahrt, Energiedienstleister oder Holding-Gesellschaften. Attraktiv erscheinen neben währungsgesicherten EUR-Anteilsklassen auch Papiere in norwegischen Kronen, mit denen Anleger das Aufwertungspotential der schwachen norwegischen Währung nutzen können.