"Grundsätzlich sind auch die nordischen Märkte nicht immun gegen eine Disruption globaler Lieferketten. Während Schweden und Finnland industriell geprägt sind und damit als Exportnationen auch betroffen sein werden, ist Norwegen in erster Linie vom sinkenden Ölpreis getroffen. Die aktuellen Ölpreise bedeuten noch keine größere Gefahr für Norwegen, doch auch hier wird es in einigen Bereichen, insbesondere im Ölservice-Sektor, schwierig werden. Norwegen kann auf Ressourcen des staatlichen Pensionsfonds zurückgreifen und somit leichter fiskalpolitische Maßnahmen umsetzen. Generell, und das wird ein großer Vorteil der nordischen Volkswirtschaften im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sein, sind die nordischen Länder sehr gering verschuldet. Die Staaten haben also genügend Spielraum, die Nachfrage durch eine keynesianische Politik zu erhöhen. Die norwegische Zentralbank hat in der Virus-Krise der Wirtschaft mit einer Zinssenkung bereits unter die Arme gegriffen. Am 20. März senkten die Währungshüter in Oslo den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 0,25 Prozent. Das ist ein Rekordtief. Es war die zweite deutliche Zinssenkung innerhalb einer Woche.
Doch auch hier ist grundsätzlich Vorsicht angebracht: Wir haben es global mit einem Angebotsschock zu tun, Lieferketten sind teilweise unterbrochen, hinzu kommen Nachfrageschocks bedingt durch die Shutdowns. Trifft eine keynesianische Nachfragepolitik auf ein stark reduziertes Angebot, ist der Raum für eine stark ansteigende Inflation gegeben. Geldpolitische und fiskalische Maßnahmen sollten deshalb mit Bedacht eingesetzt werden, denn ausufernde Defizite durch erhöhte Staatsausgaben bergen ein hohes Inflationspotential."
Hagen-Holger Apel, Senior Client Portfolio Manager, DNB Asset Management