Ein Kommentar von Jon Sigurdsen, Portfolio-Manager des DNB Fund – Renewable Energy:
Weltweit produzieren wir 0,74 Kilogramm Abfall pro Person und Tag. Etwa 70 % dieses Abfalls werden überhaupt nicht verarbeitet. Ein großer Teil dessen, was verarbeitet wird, erfolgt nicht auf eine effiziente oder ausreichende Weise. Da Abfall jährlich für 1,6 Milliarden Tonnen CO2 verantwortlich ist, was etwa 5 % der weltweiten Emissionen entspricht, verursacht Abfall ein bedeutendes Umweltproblem. Darüber hinaus nehmen feste Abfälle auch wertvoll verfügbaren Raum ein. Die treibenden Kräfte hinter dem Vorstoß zur Kreislaufwirtschaft sind die gleichen, die wir in den letzten Jahren bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gesehen haben - politische Entscheidungen, die zu neuen regulatorischen Richtlinien führen, eine verstärkte Konzentration der Verbraucher auf umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen, die soziale Verantwortung der Unternehmen und nicht zuletzt wirtschaftliche Faktoren.
Die Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil des 750 Milliarden Euro schweren COVID-19-Konjunkturpakets der EU
Wirtschaftliche Faktoren, die die Kreislaufwirtschaft unterstützen, sind von zentraler Bedeutung, da der Wandel tendenziell schneller vonstatten geht, wenn er auch wirtschaftlich rentabel ist. Wir haben den gleichen Sachverhalt bei den erneuerbaren Energien beobachtet - als die erneuerbaren Energien kostendeckend wurden, erlebten die Technologien ein exponentielles Wachstum. Abfall ist ein wichtiger Input für Produktionsprozesse, die eine umweltfreundlichere Produktion ermöglichen, indem sie den Bedarf an Primärinputs verringern.
Es gibt mehrere Ähnlichkeiten zwischen der Kreislaufwirtschaft und dem Anstieg an erneuerbaren Energien:
- Die EU sitzt am Steuer, während andere Regionen kurz danach folgen
- Die Kreislaufwirtschaft unterstützt die lokale Wirtschaft, weil Wertschöpfung und Arbeitsplatzschaffung vor Ort stattfinden
- Lokale Energiesicherheit
Leider ist die Welt für einige Branchen im Begriff, sich, nach einer langen Phase der Globalisierung, weiter abzuschotten. Die Verlangsamung der Globalisierung wird so höchstwahrscheinlich zu veränderten politischen Interessen führen, was wiederum für die Kreislaufwirtschaft von Vorteil sein könnte. Zum Beispiel hat ein größerer Fokus auf lokale Wirtschaft das Potenzial, die Handelsbilanz zu verbessern, was immer wichtiger werden wird, da viele Länder mit einer stark negativen Wirtschaftsentwicklung zu kämpfen haben. Darüber hinaus wird eine große Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze ein relativ niedriges Bildungsniveau erfordern, was ebenfalls von politischem Wert ist. Unserer Meinung nach werden politische Faktoren den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen, was wiederum positive Auswirkungen auf die Anteile im Portfolio des Fonds haben wird.
Im März 2020 wurde der neue Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft angekündigt. Im Mai legte die EU einen 750 Milliarden Euro schweren Plan des COVID-19-Konjunkturpakets zum Wiederaufbau der Wirtschaft vor. Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil davon. Die EU schätzt, dass die Kreislaufwirtschaft das BIP um 0,5 % steigern und schätzungsweise 700.000 neue Arbeitsplätze schaffen kann.
Bessere Verständnis für die Geschäftsfelder
Die Fokussierung der EU auf nachhaltige Volkswirtschaften könnte zudem eine ESG-Prämie zur Folge haben. Darüber hinaus wurden einige Abfallwirtschaftsunternehmen bisher als unattraktiv angesehen, da der Eindruck erweckt wurde, dass sie lediglich Abfall abholen und entsorgen. Ein besseres Verständnis dieser Geschäftsfelder könnte ein zusätzlicher Treiber für eine positive Neubewertung sein.
In Zukunft wird die Branche immer anspruchsvoller werden, da sich der Schwerpunkt von der Abfallreduzierung auf die Nutzung von Abfall verlagert, entweder durch Wiederverwendung, Recycling, Energieerzeugung oder als Deponie. Hohe Markteintrittsbarrieren werden sich positiv sowohl auf die Leistung als auch auf die Preismultiplikatoren auswirken. Darüber hinaus wird es neue Einkommensquellen im Zusammenhang mit den Produkten selbst und durch die Zahlung für Kohlenstoffemissionen (d.h. durch "Kohlenstoffquoten") geben.
Für die Zukunft erwarten wir die Etablierung einer Vielzahl von Recyclingmärkten, wodurch sich für viele unserer Arbeitsfelder neue Chancen ergeben. Zum Beispiel wird das Aufkommen von Elektrofahrzeugen eine Nachfrage nach der Wiederverwendung von Batterien zusammen mit anderen Ressourcen schaffen, wie z.B. seltene Bodenarten.
Jon Sigurdsen, Portfolio-Manager des DNB Fund – Renewable Energy