Noch ist nicht abzusehen, welche unterschiedlichen Geschäftsmodelle sich aus der Einführung der 5G-Technologie ergeben. Grundsätzlich geht es dabei um extreme Geschwindigkeiten, geringe Übertragungsverzögerungen und höhere Kapazitäten. Einige Marktteilnehmer glauben, dass der zukünftige Mobilfunkstandard neue Fertigungsprozesse in Bezug auf die Automatisierung schaffen wird. Im Beruf und in der Freizeit wiederum wird 5G die Voraussetzung für die Schaffung von Augmented- und Virtual-Reality-Diensten sein, da diese eine extrem niedrige Verzögerungszeit benötigen. Und schließlich werden alle Arten von automatisierten Fahrzeugen höchstwahrscheinlich auf 5G angewiesen sein.
„Asien und die USA werden die treibende Kraft hinter dieser innovativen Entwicklung sein“, prognostiziert Erling Thune, der beim norwegischen Vermögensverwalter DNB Asset Management den DNB Fund – Technology mitsteuert. Europa hingegen sieht er durch die umfangreiche Regulierung blockiert, die von EU-Kommissarin Margrethe Vestager initiiert wurde. „Sie hat keinerlei Vorstellung davon, wie schnell sich der Rest der Welt bewegt, während sie versucht sicherzustellen, dass ein Mobilfunkvertrag 20 Euro pro Monat kosten soll und nicht 22 Euro“, meint Thune. Europa habe derzeit die am wenigsten effiziente Nutzung des Spektrums und der Netze, was wenig Investitionsanreize für europäische Betreiber schaffe.
Für gut positioniert im Bereich 5G hält Thune die Deutsche Telekom, die in den USA nach der Fusion mit Sprint die Marktführerschaft übernehmen wird. Zugleich ist Europas größtes Telekommunikationsunternehmen entschlossen, in Deutschland seine Netzführerschaft auszubauen. „Dies stellt sicher, dass die Deutsche Telekom ihren Marktanteil halten kann, um Skalenvorteile und gute Margen zu erzielen“, so Branchenexperte Thune. Er geht zudem davon aus, dass die wichtigsten Partner für 5G-Dienste eine Präferenz für die Marktführer mit den besten Netzen haben werden.
Gespaltene Haltung gegenüber chinesischem Tech-Konzern Huawei
Während die EU-Kommission und die deutsche Regierung einen relativ moderaten Kurs verfolgen, haben neben Schweden auch Italien und Großbritannien beschlossen, chinesische Anbieter ganz oder teilweise vom Aufbau der 5G-Infrastruktur auszuschließen. Die EU hat lediglich die Empfehlung ausgesprochen, "Abhängigkeiten von Lieferanten zu vermeiden, die als risikoreich gelten". Europa ist gespalten, wobei Großbritannien fest auf der Seite der USA steht und Teile Osteuropas sich eher auf die Seite Chinas schlagen.
Deutschland versucht unterdessen, einen pragmatischen Ansatz zu wählen, da es seine große Exportindustrie nach China zu schützen versucht. Die meisten westeuropäischen Länder haben unterschiedliche Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass Huawei Teil ihrer Kern-Telekommunikationsnetzwerke wird. Auf Sicht von fünf bis sieben Jahren werden sie ihre Funkmasten gegen diejenigen von Nokia und Ericsson austauschen und Huawei damit schaden. Beide Unternehmen können zudem als Telekomausrüster vom Bann des chinesischen Konkurrenten Huawei profitieren. In Schweden wurde Huawei kürzlich von einer öffentlichen Ausschreibung ausgeschlossen, wogegen die Chinesen rechtliche Schritte eingeleitet haben. Selbst wenn Ericsson aus diesem Grund sein chinesisches Geschäft verlieren würde, wären die Schweden unter dem Strich dennoch einer der großen Nutznießer der eingeschränkten Geschäftsaktivitäten Huaweis. „Viele Hersteller von Technologieprodukten verlagern ihre Produktion weg von China. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird“, glaubt DNB-Fondsmanager Thune. Davon dürften Länder wie Taiwan, Korea, Vietnam und Thailand profitieren.