In der kommenden Woche stehen gleich zwei wichtige Zinsentscheidungen an. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) werden nicht nur ihre Zinsentscheidungen bekannt geben, sondern – was fast noch wichtiger ist – grundsätzliche Aussagen über ihren künftigen geldpolitischen Kurs machen. Vor allem die Fed steht nach den jüngsten Bankenturbulenzen vor einer schwierigen Entscheidung: Wird sie die Zinsen weiter anheben oder ist sie am Ende ihres Zinserhöhungszyklus angekommen?
Die eigentliche Botschaft steht bereits fest: Wir gehen davon aus, dass wir uns sowohl in den USA als auch in der EU im Jahr 2023 den Höchstständen der Zentralbankzinsen nähern. Die Fed könnte ihr Ziel sogar schon erreicht haben, während die EZB noch mehrere Zinserhöhungen auf ihrer Agenda haben dürfte. Die Spitze dürfte bei 3,5 bis 3,75 Prozent liegen.
Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf geht es nicht um die letzten Viertelprozentpunkte. Die werden die Märkte verkraften. Viel wichtiger ist, wie lange es nach Ansicht der Marktteilnehmer dauern wird, bis die Zinsen wieder sinken. Das ist entscheidender als das, was die Notenbanken auf ihren jeweiligen Sitzungen beschließen. Denn dort geht es nur zum Teil darum, was die Hüter des Geldes über Leitzinsen entscheiden. Ebenso elementar ist, wie sie den weiteren Wirtschaftsverlauf einschätzen und wie sie vor diesem Hintergrund zukünftig agieren. Hier ist die EZB sehr transparent. Wir wissen auch, dass sie im Vergleich zu den USA noch etwas hinterherhinkt.
Eine Rezession ist nach wie vor nicht ausgeschlossen
Die Zentralbanken haben die Zinsen angehoben, um das Wirtschaftswachstum zu dämpfen und damit die Inflation einzudämmen. Die Beschäftigungszahlen galten dabei als das Maß der Dinge. Die Crux ist aber – und das wir alle -, dass die: Arbeitsmarktdaten hinken dem Konjunkturzyklus erheblich hinterher. Bildlich gesprochen versuchten die Notenbanken ein zu schnell fahrendes Auto bremsen, indem sie einfach einen Schraubenschlüssel in den Motor warfen. Das Werkzeug klapperte irgendwie darin herum und würde früher oder später auf etwas treffen und sich damit verhaken. Man wusste aber nicht genau, auf was genau. Die Auswirkungen der US-Bankenprobleme auf die Zinsen machten jüngst deutlich, dass es vermutlich nicht der Arbeitsmarkt sein wird, der die Auswirkungen der rigiden Geldpolitik widerspiegelt.
Die große Frage der nächsten Monate wird daher sein, wie sich die Folgen auf die Kreditvergabe und das Bankensystem auswirken werden. Sobald die Zentralbanken der Meinung sind, dass sie die Zinssätze auf ein Niveau gebracht haben, das zu einem Schrumpfen der Wirtschaft führt, werden sie bereit sein, die Zinssätze irgendwann zu senken. Aber sie werden dies nur tun, wenn sie glaubwürdig genug sind, die Inflation zu bekämpfen. Wenn sie diese Glaubwürdigkeit nicht erreichen, werden wir am Ende viel höhere Zinsen haben als heute.
Die Volatilität an den Rentenmärkten dürfte daher weiterhin hoch bleiben: Zum einen besteht nach wie vor noch das Risiko einer Rezession, das durch die restriktivere Kreditvergabe der Banken noch verstärkt wird. Zum anderen könnte sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen – allerdings langsamer als bisher erwartet. Dann dürften die Zinsen noch länger auf einem erhöhten Niveau verharren. Vor diesem Hintergrund werden die Rentenmärkte zwar zunächst zwar weiter schwanken. Unter dem Strich dürfte 2023 aber ein sehr gutes Jahr werden: Die Spreads bieten Potenzial und die Zinsen haben den größten Anstieg hinter sich.
von Svein Aage Aanes, Leiter Fixed Income bei DNB Asset Management