Die nordischen Anleihemärkte sind derzeit einen näheren Blick wert, insbesondere für High Yields präsentiert sich das Marktumfeld vielversprechend. Wir befinden uns im Übergang von Zinserhöhungen zu Zinssenkungen – und in solchen Phasen tendieren Anleihen zu einer starken Performance. Da sich die Zentralbanken mit der Stabilisierung der Inflation anfreunden können, dürften sie den Fuß ein wenig von der geldpolitischen Bremse nehmen, ohne aber zu einer expansiven Geldpolitik überzugehen. Sowohl von der schwedischen als auch von der norwegischen Zentralbank sind in diesem Jahr Zinssenkungen zu erwarten. Es ist recht wahrscheinlich, dass die Riksbank vor der Norges Bank handeln wird und im zweiten Quartal erstmals ihre Zinsen nach unten nimmt. In Norwegen wird dies voraussichtlich bis zum Ende des zweiten Quartals oder sogar noch etwas länger dauern.
Mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung wäre es eine beachtliche geldpolitische Leistung, wenn die Zentralbanken in der Lage wären, den ersten echten Test eines Inflationsschocks seit Einführung des modernen geldpolitischen Paradigmas zu überstehen, ohne die Wirtschaften in eine Rezession zu führen. Aktuell spricht viel dafür. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass die gesamten Auswirkungen der Zinserhöhungen der vergangenen zwei Jahre zu einem stärkeren Abschwung führen könnten, als die Märkte derzeit prognostizieren.
Credit Spreads für nordische Hochzinsanleihen bei etwa 550 Basispunkten
In puncto Anleihemarkt hat das noch junge Jahr auf der Emissionsseite stark begonnen – und es ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Angesichts des Finanzierungsbedarfs der Banken dürfte 2024 zwar kein Rekordjahr, aber im Großen und Ganzen ein tendenziell starkes Emissionsjahr werden. Die Credit Spreads für nordische High Yield-Anleihen sind mit gut 550 Basispunkten in Relation zu den historischen Niveaus immer noch ordentlich und könnten sich in diesem Jahr weiter einengen. Die Rendite in diesem Segment liegt derzeit bei etwa 9,5%.
Dabei ist zu beachten, dass sowohl die Zinsduration mit rund einem Jahr als auch die Kreditduration mit circa zwei Jahren recht kurz sind. Die vergleichsweise niedrige Kapitalbindungsdauer war bereits in den vergangenen vier bzw. fünf Jahren ein Grund, warum sich nordische High-Yield-Anleihen besser entwickelten als ihre europäischen Pendants. Aktuell sind vor allem die Bereiche Immobilien und diversifizierte Finanztitel aussichtsreich. Hingegen sind Öldienstleister und einige Teilsektoren der Schifffahrt nach zwei Jahren starker Performance teuer geworden und bieten hinsichtlich ihrer Credit Spreads keinen großen Puffer für Überraschungen. Die Aussichten für diese Sektoren sind jedoch nach wie vor recht gut.
Gute Chancen für ein starkes Anleihejahr
Bei Investment-Grade-Anleihen liegt die Rendite bei knapp über 5% und die Kreditspanne je nach Produkttyp zwischen 115 und 130 Basispunkten. Verglichen mit den historischen Spread-Niveaus sehen hier die meisten Sektoren gut aus. Besonders interessant ist auch hier der Immobiliensektor, da sich die Credit Spreads in diesem Sektor im Jahr 2022 deutlich ausgeweitet haben und noch immer hoch sind.
Trotz des positiven Umfeldes gibt es Risiken für kurzfristige Rückschläge aufgrund der sehr starken Performance im vierten Quartal des vergangenen Jahres. Gerade bei den längeren Laufzeiten hatten die Märkte bereits Ende 2023 die relativ aggressiven Zinssenkungen der meisten Zentralbanken eingepreist. Da die Zinssätze zu Beginn des Jahres 2024 gestiegen sind, entspricht die Preisgestaltung nun eher den Botschaften der Zentralbanken. Die nordische Region wäre nicht immun gegen eine harte Landung der Weltwirtschaft - auch wenn die nordischen Länder während der globalen Finanzkrise 2007/2008 und der Pandemie zu den Ländern mit der relativ besten Wirtschaftsleistung gehörten. Grundsätzlich halten wir jedoch ein starkes Anleihejahr für recht wahrscheinlich.
Von Svein Aage Aanes, Head of Fixed Income bei DNB Asset Management