Die Verfügung war unserer Ansicht nach vage, was Trump will und wie er es zu erreichen gedenkt. Sie signalisiert zwar den starken Wunsch, die Diskrepanz zwischen den amerikanischen und internationalen Arzneimittelpreisen zu beseitigen, lässt aber konkrete Angaben darüber vermissen, wie ein Preismodell nach dem Meistbegünstigungsprinzip in der Praxis umgesetzt werden soll, und es bestehen Zweifel, ob eine solche Politik den Kongress passieren könnte. Daher wurde die Ankündigung im Großen und Ganzen als weniger schwerwiegend als befürchtet angesehen, auch wenn weiterhin erhebliche Unsicherheiten bestehen.
Sollte jedoch ein Preisgestaltungsplan nach dem Meistbegünstigungsprinzip für Medicare und Medicaid ohne Ausgleichszahlungen eingeführt werden, wäre dies sehr negativ für die Pharmaindustrie.
Am stärksten gefährdet wären in der Regel Unternehmen mit einem hohen Anteil an US-Umsätzen, Portfolios mit hochpreisigen Biopharmaka und Unternehmen, bei denen Medicare einen großen Teil des Umsatzes ausmacht. Dazu gehören unserer Ansicht nach AbbVie, Amgen, Eli Lilly, Gilead, Johnson & Johnson, Novo Nordisk, Regeneron, Roche und Vertex, die alle über 50% ihres Umsatzes in den USA erzielen.
Allerdings könnten einige dieser Unternehmen teilweise abgefedert werden. Johnson & Johnson und Roche profitieren von ihrer Diversifizierung, Eli Lilly und Novo Nordisk könnten bei Medikamenten zur Behandlung von Fettleibigkeit noch immer von einem anhaltenden Mengenwachstum profitieren, und Gilead bietet bereits hohe Rabatte, was den zusätzlichen Preisdruck begrenzt.
Beispiele für Unternehmen mit geringerem Risiko sind AstraZeneca, Bristol-Myers, GSK, Merck, Novartis, Pfizer und Sanofi, die alle eine breitere geografische Streuung aufweisen und daher weniger stark von der MFN-Preisgestaltung abhängig sind.
Von Rune Sand-Holm, Portfoliomanager Healthcare Fonds bei DNB Asset Management