Mehr institutionelle Anleger setzen auf Nachhaltigkeit

Institutionelle Investoren berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien bei Anlageentscheidungen wieder stärker. Zu diesem Ergebnis gelangt die aktuelle Nachhaltigkeitsstudie von Union Investment. Diese untersucht jährlich die Einstellung deutscher Großanleger wie Versicherungen, Banken, Unternehmen und Pensionskassen zur nachhaltigen Kapitalanlage und fasst die Ergebnisse in einem Stimmungsindex zusammen. Union Investment | 04.07.2014 00:25 Uhr
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Der von Professor Henry Schäfer von der Universität Stuttgart berechnete Stimmungsindex für nachhaltige Kapitalanlagen ist in diesem Jahr auf 13,4 Punkte gestiegen, ein Anstieg um acht Punkte gegenüber dem Vorjahr. In den vergangenen zwei Jahren lagen die Werte des Stimmungsindex auf einer Skala von -100 bis +100 bei 5,4 (2013) und 4,2 (2012). „Die Steigerung zeigt, dass institutionelle Investoren in Deutschland der nachhaltigen Kapitalanlage eine wachsende Bedeutung beimessen. Vorbehalte gegenüber nachhaltigen Investments gehen merklich zurück“, sagte Schäfer.

56 Prozent der Befragten gaben an, nachhaltige Investmentkriterien in der Kapitalanlage zu berücksichtigen, gegenüber 48 Prozent im Vorjahr. Damit ist aktuell eine Mehrheit der institutionellen Anleger nachhaltig investiert, bei kirchlichen Anlegern und Stiftungen sind es sogar 90 Prozent.

Der Anstieg des Nachhaltigkeitsindex lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass mehr Investoren Nachhaltigkeitskriterien anwenden. „Eine steigende Zahl von Anlegern erwartet einen Ausbau der Nachhaltigkeitsberichtspflichten und ist überzeugt, nicht mehr am Thema Nachhaltigkeit vorbeizukommen“, so Schäfer.

Nachhaltigkeit verbessert Risikomanagement

Aus der Studie geht hervor, dass für Investoren die Werte des eigenen Hauses und die Anlagerichtlinien die wichtigsten Beweggründe für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien darstellen. So sind diese Motive für 81 Prozent bzw. 67 Prozent der Befragten besonders wichtig. Auch die Verbesserung des Risikomanagements spielt für 54 Prozent eine zentrale Rolle. Weitere Motive wie zum Beispiel größere Marketingchancen oder die Nachfrage von Kunden haben demgegenüber mit 43 Prozent bzw. 42 Prozent eine geringere Bedeutung. Diese Einschätzung spiegelt sich exemplarisch im Statement eines Pensionskassen-Verantwortlichen wider: „Nachhaltigkeit ist für uns ein Risikomanagementaspekt und wird nicht als Marketingmaßnahme verstanden. Es geht nicht um die Gewinnung von Kunden, sondern um das Management langfristiger Risiken.“

Bei der Umsetzung nachhaltiger Investmentstrategien setzen die deutschen Großanleger mit 84 Prozent nach wie vor in erster Linie auf Ausschlusskriterien. In der Rangfolge der wichtigsten Verfahren folgen das negative Screening (78 Prozent), das positive Screening (75 Prozent) sowie der Best-in-Class-Ansatz (58 Prozent). Das aktive Aktionärstum zählt mit 36 Prozent der Nennungen inzwischen ebenfalls zu den gängigen Verfahren. Als aktive Aktionäre werden Investoren bezeichnet, die durch einen gezielten Dialog Einfluss auf Unternehmen in Hinblick auf ökologische und soziale Kriterien sowie die Grundsätze guter Unternehmensführung (so genannte ESG-Aspekte) auszuüben versuchen.

Nachhaltigkeit schrittweise umsetzen

Für Alexander Schindler, der im Vorstand von Union Investment für das Geschäft mit institutionellen Kunden verantwortlich ist, weisen die Ergebnisse der Studie in eine klare Richtung. „Wir sehen im Markt, dass sich nachhaltige Investmentstrategien zum Standard in der institutionellen Kapitalanlage entwickeln. Deshalb haben wir den klassischen Orientierungsrahmen von Risiko, Rendite und Liquidität im Portfoliomanagement schon früh um den Aspekt der Nachhaltigkeit erweitert“, sagte Schindler.

Angesichts zahlreicher Herausforderungen bei der Umsetzung von Regulierungsvorgaben zeigt Schindler Verständnis für die Sorge vor zusätzlichen Belastungen durch die Einführung eines nachhaltig ausgerichteten Vermögensmanagements. Diese müsse jedoch nicht in einem einmaligen großen Wurf erfolgen, sondern könne sich schrittweise vollziehen. Im Sinne eines Top-Down-Verfahrens sollten die Gremien zunächst ihr individuelles Nachhaltigkeitsverständnis definieren und dies in die Anlagerichtlinien einfließen lassen. „Die Implementierung nachhaltiger Investmentstrategien ist ein individueller Lernprozess“, erläuterte Schindler. „Flexibilität ist dabei sinnvoller als Perfektionismus.“

Weiterführende Hinweise:

Für die diesjährige Untersuchung sind 215 institutionelle Investoren befragt worden, die zusammen ein Vermögen von rund 1,5 Billionen Euro verwalten. Die Befragung erfolgte im ersten Quartal 2014. Zusätzlich wurden vertiefende Einzelgespräche mit den Kapitalanlageverantwortlichen von Pensionskassen geführt. 



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