Der positive Trend am Markt spiegelt sich auch im Stimmungsindex für nachhaltige Kapitalanlagen wider. Dieser von Prof. Schäfer auf Grundlage von Befragungen institutioneller Investoren berechnete Indikator misst die Einstellung deutscher Großanleger zum Thema Nachhaltigkeit auf einer Skala von -100 bis +100. Gegenüber dem Vorjahr stieg der Index um 2,2 Punkte auf einen Wert von +15,6. Noch vor drei Jahren wies der Stimmungsindex einen Wert von +4,2 Punkten auf (2013: +5,4 Punkte).
„Diese Entwicklung zeigt, dass trotz mancher Vorbehalte die Akzeptanz für nachhaltige Investmentstrategien wächst. Nachhaltigkeit hat inzwischen einen festen Platz in den Portfolios vieler institutioneller Investoren“, sagte Alexander Schindler, der im Vorstand von Union Investment für das Geschäft mit institutionellen Kunden zuständig ist.
Hohe Zufriedenheit mit Nachhaltigkeitsinvestments
Der Aufwärtstrend bei nachhaltigen Kapitalanlagen düfte sich fortsetzen. Denn 56 Prozent der nachhaltig investierenden Großanleger sind mit ihrem Ansatz zufrieden. Bei der Rendite sehen die meisten von ihnen keinen Unterschied im Vergleich zu konventionellen Investments, 18 Prozent schätzen das Renditepotenzial sogar höher ein.
Ein wichtiges Motiv für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ist das Risikomanagement. Mehr als die Hälfte der Anleger (53 Prozent) nutzt entsprechende Investmentansätze zur Optimierung ihres Risikomanagements. Vor allem Stiftungen, Pensionskassen und Kreditinstitute nennen diesen Beweggrund häufig.
Ein weiterer Beleg für den hohen Stellenwert der nachhaltigen Kapitalanlage ist, dass 93 Prozent der Investoren darin die mit Abstand wirkungsvollste Maßnahme sehen, um als Unternehmen bzw. Organisation einen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit zu leisten. An zweiter Stelle wird Corporate Governance, d.h. gute Unternehmensführung (81 Prozent) genannt, gefolgt von sozialem Engagement (74 Prozent) und Maßnahmen zum Umweltschutz (67 Prozent).
Skepsis ist rückläufig
Obwohl die Zahl der Anleger, die keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen ist, macht ihr Anteil noch 42 Prozent aus. Ihre Zurückhaltung begründen sie vor allem mit fehlenden Vorgaben in den Anlagerichtlinien (57 Prozent), mangelnder Nachfrage seitens der Gremien (47 Prozent) und mit einer geringen Kundennachfrage (39 Prozent). Als Hemmnisse werden darüber hinaus ein befürchteter hoher administrativer Aufwand, niedrigere Renditeerwartungen sowie eine mögliche Einschränkung des Risikomanagements genannt.
„Wissenschaft und Praxis können viele dieser Vorbehalte entkräften“, zog Prof. Schäfer mit Blick auf die Zufriedenheit der nachhaltig anlegenden institutionellen Investoren Bilanz. „Schon wegen steigender Anforderungen durch die EU-Regulierung sollten Skeptiker ihre Position überdenken.“ Die befragten Investoren selbst sehen als entscheidenden Impulsgeber für die nachhaltige Kapitalanlage sich verändernde regulatorische Anforderungen (47 Prozent).
Die Großanleger wünschen sich mehr Unterstützung bei der Umsetzung von Konzepten der nachhaltigen Kapitalanlage. Alexander Schindler sieht die Fondsbranche hier durchaus in der Pflicht: „Die Studienergebnisse zeigen einen hohen Beratungsbedarf bei Investoren in Sachen Nachhaltigkeit, der auch auf steigende Regulierungsanforderungen zurückzuführen ist.“ Aufgabe der Vermögensverwalter sei es, Investoren durch eine individuelle Beratung auf Grundlage konkreter Herausforderungen zu unterstützen. „Dabei geht es nicht um Produkte von der Stange, sondern um passgenaue Lösungen“, betonte Schindler.