Die Ampeln am Kapitalmarkt stehen auf grün! Wer hätte das vor wenigen Wochen noch gedacht? Zur Erinnerung: Anfang Oktober stand der DAX weit unter der 10.000er Marke und hatte gegenüber seinem Jahreshöchststand fast ein Viertel eingebüßt. Und jetzt? Spricht alles für eine Jahresendrallye.
Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens haben sich die Konjunkturdaten zuletzt wieder verbessert – und zwar weltweit. Gerade die China-Wachstumsskepsis ist damit etwas aus dem Markt gewichen. Viel wichtiger ist aber der zweite Grund, nämlich die Geldpolitik. In den USA ist unserer Einschätzung nach in diesem Jahr eher nicht mehr mit einer Leitzinserhöhung zu rechnen, der jüngsten Kommunikationsvolte der Fed zum Trotz. In der Eurozone dürfte Mario Draghi sogar noch etwas an Lockerung draufpacken.
Mit Blick auf die Börsen heißt das:
- Für Aktien ist der Weg nach oben frei. Die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten haben ins Positive gedreht, die Gewinnberichtssaison verläuft zufriedenstellend. In Kombination mit der unterstützenden Geldpolitik haben Aktien fürs Erste Auftrieb.
- Industriestaaten sind die Aktienregion der Wahl. Für die Emerging Markets ist die aufgeschobene US-Leitzinswende zwar eine gute Nachricht, vor allem auf der Währungsseite. An der schwachen Profitabilität der dortigen Unternehmen ändert das aber nichts – und die ist eine Hauptursache für die Kursschwäche. In den Industrienationen sind die Konzerne wesentlich besser in Form und die unterstützenden Trends deutlich stärker.
- Aktienrückkäufe und M&A bleiben eine Marktstütze. Im Oktober sah es vorübergehend so aus, als würde der Stress am Markt für Unternehmensanleihen Fusionen und Übernahmen erschweren: Keine Finanzierung, keine Deals – so die Sorge. Heute hat sich die Lage entspannt, die kurstreibende Transaktionswelle sollte daher anhalten.
Zahlen & Fakten: 2,6 Billionen US-Dollar
So hoch ist das Volumen der Aktienrückkäufe im US-amerikanischen S&P 500 seit 2010. Das Motiv dahinter: Fremdkapital ist billig, Eigenkapital hingegen teuer. Daher haben viele Konzerne Geld aufgenommen, in Aktienrückkäufe gesteckt und damit ihre Finanzierungsstruktur optimiert.
Nachdem also die Stopp-Schilder „globale Wachstumssorgen“ und „US-Notenbankpolitik“ für den Moment keine große Rolle an den Börsen spielen, stehen die Zeichen für Risikoanlagen gut. Das Union Investment Committee (UIC), unser Gremium zur Festlegung der Anlagepolitik, ist sich daher einig: Wir sind im Risk-on-Modus! Gute Aussichten also für einen erfolgreichen Schlussspurt im turbulenten Kapitalmarktjahr 2015.
Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei Union Investment und Mitglied des Union Investment Committee