Studie: Investoren sollten CO2-Emissionen von Unternehmen berücksichtigen

Die Kohlenstoffdioxidemissionen von Unternehmen können erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalanlage haben und sollten künftig von Investoren bei ihren Anlageentscheidungen stärker berücksichtigt werden. Zu diesem Ergebnis gelangt die Studie „Wesentlichkeit von CO2-Emissionen für Investitionsentscheidungen“ von Professor Dr. Alexander Bassen und Professor Dr. Timo Busch und deren Teams von der Universität Hamburg. Union Investment | 09.06.2016 09:55 Uhr
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Hintergrund der Studie: Untersucht wird der Zusammenhang von CO2-Intensität und Kapitalmarktperformance von Unternehmen. Darüber hinaus wurde im Rahmen der von Union Investment beauftragten Studie analysiert, wie sich eine verursachergerechte Verteilung der Klimakosten auf die Gewinne CO2-intensiver Unternehmen auswirken würde. 

Die empirische Analyse der Kapitalmarktperformance basiert auf einem globalen und mehr als 4.000 Unternehmen umfassenden Datensatz über die spezifischen
CO 2-Emissionen von Unternehmen sowie Finanzdaten von Thomson Reuters Datastream. Um die Relevanz der CO 2-Emissionen für die Aktienperformance zu untersuchen, wurden verschiedene Aktienportfolios in Abhängigkeit von der CO 2-Intensität der jeweiligen Unternehmen gebildet. „Die Analyse zeigt die Vorteile einer Anlagestrategie, die auf Aktien von Unternehmen mit niedriger CO 2-Intensität setzt“, stellt Prof. Bassen fest. Während das Portfolio aus Aktien von Unternehmen mit der niedrigsten CO 2-Intensität gegenüber dem Vergleichsindex eine Mehrrendite von 0,39 erzielt, weist das CO 2-intensivste Portfolio eine Minderrendite von 0,38 auf. Durch die Strukturierung von Portfolios nach CO 2-Intensitäten kann daher im Durchschnitt eine signifikante Überrendite von rund 0,8 Prozent erzielt werden. 

Erhebliche Vorteile zeigt auch ein Vergleich der Portfolios auf Grundlage des Markt-Buchwert-Verhältnisses: Das Portfolio mit der geringsten CO 2-Intensität weist demnach deutlich höher bewertete Unternehmen auf als das Portfolio mit der höchsten CO 2-Intensität. Das Markt-Buchwert-Verhältnis ist bei ersterem im Durchschnitt um rund 30 Prozent höher. „Die Finanzmärkte sehen geringe CO 2-Emissionen offenbar als Indikator für künftige Wertschöpfungspotenziale und Wachstumschancen“, erläutert Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft. 

Profitabilität CO2-intensiver Branchen auf dem Prüfstand 

Ein eindeutiger empirischer Zusammenhang zwischen der Höhe der CO2-Emissionen von Unternehmen und ihrer Profitabilität war bislang allerdings noch nicht bestätigt worden. Die Auswertung von 31 entsprechenden Studien erkennt hier annähernd zu gleichen Teilen positive wie negative Korrelationen. Die von den Professoren Bassen und Busch durchgeführte Analyse stellt einen positiven Zusammenhang zwischen
CO2-Intensität und Profitabilität fest. Demnach sind hohe Emissionen offenbar eng mit der Wertschöpfung eines Unternehmens verbunden. „Neben relativ günstigen fossilen Brennstoffen ist der Grund dafür, dass die bisherigen Regulierungsmaßnahmen zur CO2-Reduktion die Unternehmen noch nicht stark belastet haben“, sagt Prof. Busch. „Gewinne gehen daher oft zu Lasten der Gesellschaft.“

Dies muss aber nicht so bleiben. Vielmehr ist zu erwarten, dass es angesichts der internationalen Bemühungen um den Klimaschutz auch zu einer verursachergerechten Verteilung der sogenannten externen Klimakosten kommen kann – von Kosten, die bislang nicht vom Unternehmen, sondern von der Allgemeinheit getragen werden. Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie die möglichen Folgen einer Internalisierung der externen CO 2-Kosten für die Profitabilität von ausgewählten Unternehmen aus den Sektoren Strom, Rohstoffe und Automobilbau. Dazu wurden zwei Szenarien betrachtet, wie die externen Kosten künftig zwischen den Wirtschaftsakteuren aufgeteilt werden könnten: Während im ersten Szenario das Unternehmen 100 Prozent der externen Kosten trägt, beläuft sich der Anteil im zweiten Szenario auf 50 Prozent. Anhand dieser Szenarien wurde dann ermittelt, wie sich die Übernahme der externen Klimakosten auf den durchschnittlichen Gewinn der letzten zehn Jahre ausgewirkt hätte. 

Bewertungsrisiken für CO2-intensive Branchen 

Die Ergebnisse veranschaulichen, dass fünf der acht untersuchten Stromversorger (Eon, EDF, Endesa, Enel und RWE) in Szenario 1 keinen Gewinn mehr erwirtschaften würden. Selbst unter der Annahme, dass 50 Prozent der Kosten über den Strompreis an die Kunden weitergeben werden, würden bei den beiden deutschen Unternehmen RWE und Eon die Klimakosten den Gewinn übersteigen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Rohstoffunternehmen. Bei einer Weitergabe von 100 Prozent der Klimakosten wären die Gewinne von fünf der acht betrachteten Unternehmen stark beeinträchtigt. 

Mit Blick auf die Automobilindustrie wurden ausschließlich die nachgelagerten
CO 2-Emissionen berücksichtigt, die nach der Produktion eines Autos in der Nutzungsphase entstehen. Im Fokus der Studie standen für den europäischen Markt produzierte Autos von acht internationalen Herstellern. Die Resultate zeigen, dass die Klimakosten der Automobil-Nutzungsphase eine beachtliche Auswirkung haben. So hätte die Übernahme der nachgelagerten Klimakosten den Unternehmensgewinn bei Hyundai, Toyota, Fiat und Renault im Jahr 2013 teilweise deutlich überstiegen. „Würden die Automobilhersteller die klimabedingten Kosten auf den Verkaufspreis aufgeschlagen, so würden die Pkws zwischen 1.500 und 2.000 Euro mehr kosten“, so Prof. Busch.

„Die künftigen Erträge vieler Unternehmen hängen davon ab, wie gut sie sich auf den energiepolitischen Wandel einstellen. Für Investoren sind CO2-Emissionen daher notweniger Bestandteil eines professionellen Chancen- und Risikomanagements ihrer Portfolios“, sagt Schindler.

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