Marktmeinung: Union Investment mit neutraler Risiko-Ausrichtung

Aktien neutral gewichtet Union Investment | 03.07.2017 16:11 Uhr
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Positionierung neutral, RoRo-Meter nun auf 3

 

Nach fast acht Monaten steigender Aktiennotierungen fehlen an den Kapitalmärkten aktuell klar identifizierbare Treiber für weitere Kursgewinne. Gleichzeitig sind aber auch keine unmittelbaren Risiken erkennbar. Das Union Investment Committee (UIC) hat auf seiner regulären Sitzung am 26. und 27. Juni deshalb beschlossen, die aktuelle Marktlage zur Realisierung von Gewinnen zu nutzen. Die Risikoausrichtung wurde in den neutralen Bereich zurückgenommen (RoRo-Meter Stufe 3), gleichzeitig hat das Gremium das bestehende Übergewicht in der Anlageklasse Aktien neutralisiert.

Trotz einiger politischer Risiken und der sukzessiven Neuausrichtung der globalen Geldpolitik haben sich die Märkte im ersten Halbjahr 2017 außerordentlich stabil entwickelt. Auf kurze Sicht sind kaum akute Risiken auszumachen – im Gegenteil: Die Weltwirtschaft entwickelt sich bei mäßiger Inflation weiter solide. Allerdings ist dieses Fundamentalbild für die Kapitalmärkte nicht mehr neu – und damit in den Notierungen weitgehend eingepreist. An den Aktienmärkten haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen im bisherigen Jahresverlauf bereits spürbar angehoben. Ohne neue Treiber scheint für den Moment kaum Luft nach oben zu sein. Vieles spricht deshalb dafür, dass die Märkte über die Sommermonate in den Seitwärtsmodus wechseln.

Marktumfeld: US-Konjunktur mit nachlassendem Momentum

Aus konjunktureller Sicht beobachtet das UIC die wirtschaftliche Entwicklung der USA mit zunehmender Skepsis. Nachdem positive Impulse seitens der Regierung Trump ausgeblieben sind, fehlt der US-Wirtschaft aktuell eine klare Richtung. Dass das Momentum nachlässt, sieht man an den entsprechenden Frühindikatoren (zum Beispiel am Union Investment Frühindikator ULI) und zum Teil auch an den realen Wirtschaftsdaten. Gleichzeitig entwickelt sich die Konjunktur in der Eurozone weiter mit zunehmender Dynamik. Auch China bleibt auf Kurs: Die lange anhaltenden, relativ heftigen Kapitalabflüsse konnten gestoppt werden. Das Vertrauen in die Regierung in Peking, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen steuern zu können, ist damit wieder etwas gestiegen. Das weltwirtschaftliche Gesamtbild bleibt im historischen Kontext damit zwar eher unterdurchschnittlich, qualitativ aber gleichwohl moderat positiv.

Stärker diskutiert hat das UIC die Inflationsentwicklung. Zwischenzeitlich ist der „Reflationstrend“ vollkommen zum Erliegen gekommen, die Teuerungsraten gehen zurück oder stagnieren auf niedrigem Niveau. Auch die mittelfristigen Inflationserwartungen sind nach dem starken Anstieg im Herbst 2016 wieder deutlich zurückgegangen. Insbesondere mit Blick auf die USA ist diese Entwicklung angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt erstaunlich. An den Märkten wird dies gelassen gesehen, es sind keine Anzeichen für ein Wiederaufleben von Deflationsängsten zu beobachten. Nach Meinung des UIC wird die Entwicklung der Inflation jedoch ein Schlüsselfaktor für die Kapitalmärkte bleiben – nicht zuletzt aufgrund der Ausrichtung der globalen Geldpolitik. Aktuell scheint die US-Notenbank Fed bei der Steuerung ihrer Geldpolitik stärker auf den Arbeitsmarkt als auf die Inflationsentwicklung zu achten. Dennoch stellt sich die Frage, wie die Fed agieren wird, wenn die Inflationsraten auf dem aktuellen Niveau bleiben oder gar weiter sinken werden. Das UIC erwartet im laufenden Jahr 2017 noch einen weiteren Zinsschritt seitens der US-Währungshüter. Im kommenden Jahr rechnet das Gremium mit drei weiteren Zinsanhebungen und einem Einstieg in den Abbau der Zentralbankbilanz. Eine solch restriktive, „falkenhafte“ Geldpolitik könnte durchaus zu einem Risiko für die Kapitalmärkte werden. Denn abgesehen von der Frage, ob der geldpolitische Kurs der US-Notenbank überhaupt zur realwirtschaftlichen Entwicklung der USA passt, dürfte auch der Druck auf manche Schwellenländer wieder spürbar ansteigen.

Charts des Monats: Aktienmärkte bereits mit deutlichen Kursgewinnen, Konjunkturindikatoren verfehlen immer öfter Analystenerwartungen

Performance verschiedener Anlageklassen und Entwicklung der regionalen Economic Surprise Indizes

Quelle: Union Investment, Stand: 24. Juni 2017
Quelle: Union Investment, Stand: 24. Juni 2017

Asset-Klassen: Credits attraktiv

An den Rentenmärkten rechnet das UIC in den kommenden Wochen – auch angesichts des ausbleibenden Inflationsdrucks – mit wenig Bewegung. Spannender sollte es aber im Herbst werden, wenn sich die geldpolitische Ausrichtung der Zentralbanken stärker abzeichnet. Während die Fed den Leitzins 2017 noch einmal erhöhen dürfte, rechnet das UIC mit Blick auf die Europäische Zentralbank (EZB) damit, dass die Ankündigung der Drosselung der Anleihekäufe ab 2018 („Tapering“) einen zinssteigernden Einfluss haben wird. Für zehnjährige Bundesanleihen erwartet das Gremium zum Jahresende daher ein Renditeniveau von 0,6 Prozent, zehnjährige US-Treasuries sollten Ende 2017 bei 2,4 Prozent rentieren. Ausgebaut wurde die Positionierung in Unternehmensanleihen. Sowohl Investmentgrade- als auch High Yield-Papiere sollten vom soliden Wachstumsumfeld bei gleichzeitig geringem Preisdruck profitieren.

Die Kurse an den Aktienmärkten sind seit Jahresbeginn 2017 in der Breite bereits deutlich gestiegen. Dieser Entwicklung liegt ein ebenso kräftiges globales Gewinnwachstum von 14 Prozent zu Grunde. Dennoch sind die Bewertungen rund um den Globus merklich angestiegen. Skepsis gibt es am ehesten mit Blick auf die USA: Zum einen fußte der Großteil der jüngsten Rally auf der Entwicklung weniger Technologiewerte, zum anderen trübt der mäßige Konjunkturausblick die Perspektiven für US-Konzerne. In anderen Aktienmarktregionen (Europa, Japan, Schwellenländer) ist der Ausblick zwar grundsätzlich positiver – dennoch rechnet das UIC nach den kräftigen Kurssteigerungen der vergangenen Monate vorerst mit einer Seitwärtsbewegung.

Die Entwicklung des Ölpreises gibt Rätsel auf: Trotz der guten fundamentalen Rahmenbedingungen verzeichnete das schwarze Gold zuletzt einen scharfen Preiseinbruch. Die Rohstoffexperten von Union Investment beobachten die aktuelle Marktentwicklung eng, halten die jüngste Preisaktion jedoch für übertrieben. Der strategische Ausblick wurde daher bestätigt. Auf Sicht der kommenden zwölf Monate sollte sich der Preis für ein Fass Rohöl der Nordseesorte Brent in einer Bandbreite von 55 bis 60 US-Dollar bewegen. Das UIC behält seine Übergewichtung in Energierohstoffen deshalb bei.

Die Wechselkurs-Relation von Euro zu US-Dollar schwankte seit der letzten regulären Sitzung des UIC um ein Niveau von 1,12 EUR/USD. Einige Faktoren sprechen für eine weitere Euro-Stärke im Herbst, zum Beispiel das positive Wachstumsbild und das erwartete Tapering der EZB. Für die bevorstehenden Sommerwochen gibt es jedoch keine wirklich klaren Treiber für eine Entwicklung in die eine oder andere Richtung. Das gilt in ähnlicher Weise auch für die Währungsrelationen zum Britischen Pfund und zum Japanischen Yen.

Globale Wandelanleihen bleiben aufgrund der Kombination aus fairer Bewertung und attraktivem Chance-Risiko-Verhältnis hinsichtlich der Aktienpartizipation aussichtsreich. Während eine deutlich erhöhte Neuemissionstätigkeit in den zurückliegenden Wochen für ein rückläufiges Bewertungsniveau in Europa sorgte, blieb die Bewertung in den übrigen Regionen eher stabil und auf einem fairen Niveau. Die durchschnittlich erwartete Aktiensensitivität des Marktes liegt mit rund 50 Prozent weiterhin im ausgewogenen Bereich und lässt somit einen signifikanten Grad an Konvexität erwarten. In den zurückliegenden vier Wochen tendierten Wandelanleihen im Schnitt eher seitwärts. Unternehmen aus dem US-Technologie-Sektor trugen am stärksten zur Indexvolatilität bei.

Am Geldmarkt bleibt das Bild unverändert. Die Zinssätze sind weiterhin nahe Null verankert und machen die Haltung von Kasse aus Renditesicht weiter unattraktiv.

Unsere Positionierung

Stand: 27. Juni 2017
Stand: 27. Juni 2017

Stand aller Informationen, Darstellungen und Erläuterungen:
27. Juni 2017, soweit nicht anders angegeben.

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