Jedoch muss man genauso deutlich konstatieren: An Investmentchancen wird es auch 2019 nicht mangeln. Denn der Großteil der Unternehmen verdient immer noch gut. Auch die Gewinnmargen sind hoch. Bei einem reifen Konjunkturzyklus wie diesem und steigenden Zinsen ist allerdings klar: Die Bewertungen werden sich nicht mehr ausweiten, sondern Kurssteigerungen müssen gewinnseitig unterfüttert sein. Dafür gibt es durchaus Potenzial.
US-Unternehmen sind klar im Vorteil
Aber dabei müssen Anleger klar differenzieren. In Europa können die Unternehmensgewinne zwar gut zulegen, aber die Risikofaktoren fallen hier mit Brexit und Italien besonders schwer ins Gewicht. Zudem könnte die ausgeprägte Exportabhängigkeit vieler europäischer Konzerne die Aktienkurse bremsen. Die US-Unternehmen sind in dieser Hinsicht besser aufgestellt, weil sie einen größeren Teil des Umsatzes auf dem heimischen Markt verdienen und die US-Wirtschaft stärker wächst als die europäische. Auch gegenüber den Schwellenländern sind sie weiterhin im Vorteil, da bei den US-Unternehmen der positive Gewinntrend ungebrochen ist.
Mit Blick auf einzelne Sektoren erscheinen vor allem zinssensitive Branchen anfällig. So spürt die US-Immobilienwirtschaft bereits die ersten Folgen des Renditeanstiegs der letzten zwölf Monate. Zudem leiden zyklische Sektoren besonders unter der weltweiten Wachstumsverlangsamung und der Schwäche im Welthandel. Hier gilt es, besonders wachsam zu sein.
Schwellenländer nicht zu früh abschreiben
Auch in den Schwellenländern ist das derzeitige Bewertungsniveau für langfristige Investoren attraktiv. Zwar haben die Emerging Markets ein schwieriges Jahr hinter sich, und auch die jüngste Quartalsberichtssaison in China ist schlecht ausgefallen.
Aber es mehren sich die Anzeichen, dass in den Emerging Markets das Schlimmste überstanden ist. Ein weniger starker US-Dollar und erste konjunkturelle Hoffnungsschimmer lassen zumindest aufhorchen. Die Schwellenländer sollte man daher nicht zu früh abschreiben.
Konzentriertes Portfolio in Schwächephasen gefragt
Die Titelauswahl ist in so herausfordernden Zeiten ein entscheidendes Erfolgskriterium. Hierbei kann ein konzentriertes Portfolio mit sorgsam ausgesuchten Einzeltiteln für Anleger von großem Wert sein. Denn auch in schwächeren Börsenphasen gibt es immer wieder einzelne Unternehmen, die sich den Markttrends entziehen können. Von zentraler Bedeutung bei der Auswahl der Wertpapiere sollten die Qualität des Geschäftsmodells sowie die Fähigkeiten des Managements und die Bewertung sein. In der Regel suchen versierte Stockpicker Aktien, die günstiger bewertet sind als vergleichbare Unternehmen derselben Branche. Dann analysieren sie die Unternehmen, um einen potenziellen Auslöser für eine Auflösung der Unterbewertung und einen Kursanstieg zu finden. Das kann beispielsweise ein beschleunigter Umsatz aufgrund einer Produktinnovation, ein Managementwechsel oder eine Veränderung im Geschäftsfeld sein.
Unternehmen, die alle drei Investmentkriterien erfüllen, sind naturgemäß selten. Doch ist die Wahrscheinlichkeit überproportional hoch, dass sich diese Unternehmen besser als der Gesamtmarkt entwickeln. Im Übrigen ist sowohl bei der Suche nach den richtigen Aktien höchste Disziplin gefragt als auch dann, wenn es darum geht, sich von den Titeln wieder zu trennen. Denn in dem Moment, in dem die Bewertung einer Aktie einen vorher definierten Schwellenwert überschritten hat, sollte sie bei unveränderten Rahmenbedingungen aus dem Portfolio verbannt werden. Das ist ebenfalls Teil einer erfolgreichen Einzeltitelauswahl, auch wenn es manchmal schwerfällt.
Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien und Mitglied des Union Investment Committee