Union Investment zum Ölpreis | Warum die Vorjahreshöchststände übertroffen werden könnten

Der Sommer wird heiß – jedenfalls am Ölmarkt. Die Vereinigten Staaten hatten im November 2018 ihre bislang härtesten Wirtschaftssanktionen gegen den Iran in Kraft gesetzt. Jedoch gab es für acht Länder wie beispielsweise China, Indien oder die Türkei eine Ausnahmeregelung. Sie durften bislang weiterhin Öl aus dem Land am Persischen Golf beziehen. Diese Regelung ist seit dem 2. Mai hinfällig. Für den Iran bedeutet die Entscheidung der USA einen Rückgang der Ölförderung um etwa 600.000 bis 700.000 Fässer pro Tag. Union Investment | 14.05.2019 06:22 Uhr
Max Holzer, Leiter Relative Return, Union Investment / © Union Investment
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das ist nicht nur für den Iran schmerzhaft, sondern auch für viele andere. Es trifft weltweit Autofahrer, Fluglinien und die Industrie. Allein die Ankündigung des Weißen Hauses Ende April, die Ausnahmeregelungen auslaufen zu lassen, sorgte für einen kräftigen Anstieg des Ölpreises auf knapp 75 US-Dollar je Fass der Marke Brent – 41 Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn 2019. Die Höchststände vom Vorjahr, die bei rund 85 US-Dollar lagen, könnten in diesem Jahr noch übertroffen werden. 

Saudi-Arabien nicht der Lückenfüller

Bei dem durch die Sanktionen verknappten Ölangebot dürfte es erst mal bleiben, denn es gibt derzeit kein Land, das die Angebotsausfälle kompensieren kann und will. Saudi-Arabien, der größte Erdölexporteur der Welt, könnte zwar die Lücke füllen, will aber wohl nicht. 

Tatsächlich fördert Saudi-Arabien aktuell mit 9,8 Millionen Barrel pro Tag 800.000 Barrel weniger als noch Ende des Jahres 2018. Das liegt sogar deutlich unter der mit den anderen OPEC-Staaten bereits im vergangenen Dezember vereinbarten gedrosselten Quote von täglich 10,3 Millionen Barrel pro Tag. Der Grund: Saudi-Arabien will seinen Staatshaushalt ausgleichen, dafür muss der Ölpreis auf knapp über 80 US-Dollar je Fass steigen. Bei aktuell 72 US-Dollar pro Fass ist dieses Ziel noch nicht erreicht. Von einem höheren Ölpreis würde das Land also profitieren. 

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Wie Saudi-Arabien verknappen auch die anderen OPEC-Staaten ihr Ölangebot, um rentabler fördern zu können. Die im Dezember zusammen mit Russland und weiteren Staaten (OPEC+) vereinbarten freiwilligen Produktionskürzungen dürften somit erst einmal bis zur nächsten OPEC-Sitzung Ende Juni Bestand haben. Daneben fehlen täglich 400.000 Barrel venezolanisches Öl auf dem Markt. Denn auch das lateinamerikanische Land wurde mit US-Sanktionen belegt und leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise.

Driving season steigert Nachfrage

Doch nicht nur das zurückgehende Angebot sorgt für höhere Preise, sondern auch die saisonal hohe Nachfrage im dritten Quartal. Beispielhaft steht dafür die so genannte „driving season“ in den USA, die traditionell mit dem „Memorial Day“-Feiertag am 27. Mai beginnt. Die Autobahnen füllen sich und der Umsatz der Tankstellen explodiert. Dies führt zu fallenden Lagerbeständen und einem entsprechend steigenden Preis für Öl. Hinzu kommen erste Anzeichen einer konjunkturellen Erholung in China aufgrund diverser staatlicher Stimuli. Auch weltweit hellt sich Konjunkturumfeld auf. Läuft die Wirtschaft wieder besser, steigt die Ölnachfrage.

Risiko für kurzzeitigen Ölpreisausbruch steigt

Sollte es vor diesem Hintergrund zu weiteren unerwarteten Angebotsausfällen, zum Beispiel in Libyen, kommen, ist ein kurzzeitiger Ölpreisausbruch möglich. Die Höchststände aus dem vergangenen Jahr von rund 85 US-Dollar je Fass der Sorte Brent könnten übertroffen werden. Dieses Szenario wäre sehr schädlich für die sich zaghaft erholende Weltwirtschaft. Die schnell steigenden Preise würden einige Länder und Industrien, die Öl benötigen, stark belasten. Als Folge könnte insbesondere in Schwellenländern die Ölnachfrage zurückgehen. Das ist einer der Gründe, warum der Ölpreisausschlag nicht von langer Dauer sein wird. 

Langanhaltender Ölpreisschock unwahrscheinlich

Dafür sorgt auch die OPEC+ selbst. Wir gehen davon aus, dass mittelfristig vonseiten des Ölkartells wieder mehr Angebot auf den Markt kommen könnte. Nigeria, Kuwait oder Russland möchten ihre Produktion im weiteren Jahresverlauf gerne erhöhen und könnten nach der OPEC-Sitzung Ende Juni aus den Kürzungsvereinbarungen ausscheren. Saudi-Arabien dürfte ebenfalls den Hahn wieder aufdrehen, sobald die Marke von 80 US-Dollar überschritten wird – nicht zuletzt aufgrund politischen Drucks aus den USA. 

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Letztlich dürften im zweiten Halbjahr auch die US-amerikanischen Schieferölproduzenten mehr Öl anbieten. Die US-Förderer sitzen derzeit zwar auf genügend Reserven, haben aber nicht die Kapazitäten, um das Öl zu exportieren. Ende des Jahres dürfte sich das ändern. Dann werden im Permian-Becken, der größten Schieferöl-Förderregion in Nordamerika, wichtige Pipelines fertig. Entsprechend können die Amerikaner dann mehr Öl exportieren. Und wenn die „driving season“ im Spätsommer vorbei ist, wird die Nachfrage saisonal auch wieder zurückgehen. Alle diese Faktoren könnten das Angebotsdefizit für Öl im dritten Quartal bis zum Jahresende auflösen und Druck auf den Rohstoffpreis ausüben.

Kurzum: In den nächsten Monaten kann es durchaus zu einem deutlichen Ölpreisanstieg, sogar einem Überschießen des Preises kommen. Einen Ölpreisschock mit weitreichenden, langfristig negativen Folgen für die Konjunktur, wie beispielsweise im Jahr 2008, erwarten wir nicht. Denn nach einer deutlichen Preisspitze sollte die Ölnotierung im Verlauf des zweiten Halbjahres unter Schwankungen zurückgehen. Bis zum Jahresende dürfte sich die Ölnotierung wieder der Marke von 70 US-Dollar für ein Fass Brent annähern. 

Max Holzer, Leiter Relative Return, Union Investment

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