Spezialfonds-Analyse: "Home Bias" auch bei institutionellen Investoren keine Seltenheit

Institutionelle Anleger in Deutschland investieren noch immer überproportional in ihrem Heimatmarkt und im Euroraum. Dadurch lassen sie sich Renditechancen in anderen Regionen entgehen – das gilt umso mehr in der derzeitigen Corona-Pandemie. Welchen Mehrwert ein global ausgerichtetes Portfolio bietet und wie eine Internationalisierungsstrategie umgesetzt werden kann, hat Union Investment in einer Studie mit Schwerpunkt auf den Anlageklassen Aktien und Anleihen untersucht. Union Investment | 16.11.2020 16:06 Uhr
Philipp Brugger, Leiter Investment Strategy bei Union Investment / © Union Investment
Philipp Brugger, Leiter Investment Strategy bei Union Investment / © Union Investment
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Viele institutionelle Investoren in Deutschland legen trotz der Globalisierung von Realwirtschaft und Kapitalmärkten immer noch überproportional im eigenen Land und im Euroraum an. Das zeigt eine Analyse von Spezialfonds mit einem Volumen von mehr als 1,6 Billionen Euro, in die vor allem Großanleger wie Versicherungsunternehmen, Altersvorsorgeeinrichtungen oder Kreditinstitute investieren.

In den untersuchten Spezialfonds ist das Übergewicht deutscher Papiere in den vergangenen drei Jahrzehnten zwar erheblich reduziert worden – der Anteil von Aktien- und Rentenanlagen aus Deutschland ging in diesem Zeitraum von anfänglich über 80 Prozent auf rund 16 Prozent bei Aktien und rund 14 Prozent bei Renten zurück. Dennoch sind Aktien und Anleihen deutscher Unternehmen damit in den Spezialfonds immer noch deutlich höher gewichtet als im jeweiligen Benchmark-Index, wo der Anteil deutscher Aktien 2,4 Prozent (MSCI AC World) und der Anteil deutscher Rentenpapiere 5 Prozent (BofA Global Broad Market Index) beträgt.

Hinzu kommt, dass der Anteil von Wertpapieren aus dem übrigen Euroraum in den Spezialfonds mit fast 17 Prozent der Aktien (Benchmark-Index rund 3,5 Prozent) und rund 30 Prozent der Anleihen (Benchmark-Index rund 12 Prozent) ebenfalls überproportional hoch ist.

„Institutionelle Investoren aus Deutschland legen inzwischen deutlich mehr außerhalb der Landesgrenzen an. Der Fokus auf Deutschland ist aber oft nur auf den Euroraum ausgeweitet und nicht von einem globalen Investmentansatz abgelöst worden“, sagt Philipp Brugger, Leiter Investment Strategy bei Union Investment und einer der Autoren der Studie.

Höhere Renditechancen außerhalb Europas

Dabei spricht einiges für Investments jenseits des Euroraums. Zum einen bietet der europäische Anleihenmarkt weniger Ertragspotenzial als andere Regionen: Das Niedrig- und Negativzinsumfeld scheint auf Jahre zementiert zu sein, etwa durch die schwache Kreditnachfrage aus dem Unternehmenssektor und die demographische Entwicklung des Euroraums mit einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung. Die Corona-Pandemie hat nun auch letzte Hoffnungen auf bald steigende Zinsen zunichtegemacht.

Gleichzeitig weist der europäische Aktienmarkt im internationalen Vergleich Defizite bei digitalen Technologien auf. „Die Corona-Pandemie beschleunigt die Digitalisierung. Dadurch wird der Rückstand Europas im Technologiesektor für Anleger noch stärker ins Gewicht fallen“, sagt Brugger.

Die Vorteile einer stärkeren Internationalisierung des Portfolios lassen sich durch einen Vergleich des Portfolios eines durchschnittlichen institutionellen Investors aus Deutschland mit entsprechend geringer geographischer Diversifikation (Status-quo-Portfolio) und einem globalen Portfolio (Weltportfolio) beziffern. Die beiden Portfolios bestehen jeweils aus gerundet 13,6 Prozent Aktien, 38,4 Prozent Staatsanleihen, 45,7 Prozent Unternehmensanleihen guter Bonität mit Investment-Grade-Rating und 2,4 Prozent High-Yield-Anleihen (Hochzinsanleihen). Die regionale Verteilung der Anlageklassen im Weltportfolio bildet im Gegensatz zum Status-quo-Portfolio in jeder Anlageklasse die Verteilung der Weltfinanzmärkte ab.

Ein Vergleich auf Basis der Fünfjahresprognose von Union Investment belegt die Vorteile des globalen Portfolios: Das Weltportfolio bietet mit einem jährlichen Plus von 2,39 Prozent bessere Renditeaussichten als das Status-quo-Portfolio mit 1,91 Prozent. Zudem beträgt das Rendite-Risiko-Verhältnis, das die Rendite einer Wertanlage in Relation zum eingegangenen Risiko (Volatilität) misst, beim Weltportfolio 0,50 Prozent und beim Status-quo-Portfolio nur 0,43 Prozent.

Währungsabsicherung des Portfolios berücksichtigen

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Portfoliokonstruktion ist die Währungsabsicherung. Positiv für europäische Investoren, die in den USA Aktien oder Anleihen kaufen wollen: Die Währungssicherungskosten sanken bereits in den vergangenen Jahren und sind nun im Zuge der Corona-Krise nochmal attraktiver geworden, weil sich die Zinsniveaus in den USA und dem Euroraum angeglichen haben. Allerdings gilt: „Nicht immer führt eine komplette Absicherung des Währungsrisikos zu den besten Ergebnissen“, sagt Brugger.

In US-Dollar notierte Anleihen aus Schwellenländern sind unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten am attraktivsten, bezieht man in die Analyse ein nicht zu 100 Prozent abgesichertes Währungsrisiko ein. Für Investoren empfiehlt sich hier eine Teilabsicherung. Anders sieht es auf der Aktienseite aus: Hier sind die Internationalisierungsvorteile besonders ausgeprägt, wenn Währungsrisiken nicht abgesichert werden. So kann eine ungesicherte Diversifikation in US-Aktien die Renditeaussichten erhöhen, ohne dass gleichzeitig das Risiko steigt.

„Die Studie belegt den Mehrwert einer differenzierten Internationalisierungsstrategie. Je nach Anlageklasse und Region lohnt sich eine globale Diversifikation unterschiedlich stark. Das spricht für eine schrittweise Internationalisierung des Portfolios“, empfiehlt Brugger.

Interessierte LeserInnen finden hier die Studie "Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen" im PDF Format.

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