Vom Teil-Lockdown zum harten Lockdown – die Konjunkturerholung steckt fest. Trotzdem hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Dezember von 90,9 Punkte auf 92,1 Punkte.
Insbesondere das verarbeitende Gewerbe blickt deutlich optimistischer in die Zukunft. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Industrie im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr viel weniger hart getroffen wird. Da sich die Hygienemaßnahmen hier viel leichter umsetzen lassen als im kontaktintensiven Dienstleistungsbereich, ist sie bislang von einer Schließung ausgenommen. Auch kommt es anders als im Frühjahr nicht zu Störungen in internationalen Lieferketten.
Unter dem Strich erwarten wir für das erste Quartal 2021 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,7 Prozent gegenüber dem vierten Quartal. Dies unter der Annahme, dass der harte Lockdown Mitte Januar ausläuft und durch mildere Beschränkungen abgelöst wird. Sonst droht ein weiterer Rückgang des BIP um rund 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte pro jeder weiteren Woche harten Lockdowns.
Trotzdem ist es verständlich, dass die Kapitalmärkte die schlechten Aussichten für die Wintermonate derzeit völlig ignorieren. Die Aussicht auf eine Beruhigung des Infektionsgeschehens in der wärmeren Jahreszeit sowie die baldige Verbreitung von Corona-Impfstoffen stimmen viele Investoren optimistisch. Auch fundamental spricht einiges für eine dynamische Wirtschaftserholung ab dem zweiten Quartal. Dann dürften auch durch den Lockdown aufgestaute Anschaffungen und Investitionen zumindest zum Teil nachgeholt werden.
Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment