Neue Studie beweist: Zu hohe Garantien sind eine Belastung für die Altersvorsorge

Union Investment | 17.03.2021 09:58 Uhr
Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment & Prof. Dr. Jochen Ruß, Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften / © vom Unternehmen zur Verfügung gestellt
Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment & Prof. Dr. Jochen Ruß, Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften / © vom Unternehmen zur Verfügung gestellt
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Soll man bei der Altersvorsorge an der bestehenden Garantieregelung festhalten oder sie reduzieren? Dies wird derzeit heiß diskutiert. Eine Studie des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa), die erstmals auch die Auswirkungen der Inflation berücksichtigt, zeigt nun: Eine Absenkung der Garantie bei Altersvorsorgeprodukten verbessert die Renditechancen deutlich, ohne das Risiko signifikant zu erhöhen. 

„Garantien kosten besonders viel Geld, wenn die Zinsen niedrig sind. Die aktuellen Vorschriften zu Garantien bei der Riesterrente sind deshalb eine stärkere Renditebremse als jemals zuvor“, betont Prof. Dr. Jochen Ruß, einer der Autoren der im Auftrag von Union Investment angefertigten Studie. Er warnt: „Eine Garantieerfordernis von 100 Prozent der eingezahlten Beiträge ist im aktuellen Zinsumfeld extrem kritisch. Sie verhindert einen effektiven Vermögensaufbau.“ Die Studie zeigt aber auch: Eine Absenkung der Garantie sollte nicht beliebig erfolgen. Denn die zusätzlichen Renditechancen werden immer geringer, während im Gegenzug das Risiko steigt. 

„Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig. Eine Garantie von beispielsweise 70 Prozent der eingezahlten Beiträge bei der Riester-Rente kann spürbare Verbesserungen für die Bürger bringen. Hier ist eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen dringend geboten“, fordert auch Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.

Garantieprodukte spielen in der Altersvorsorge in Deutschland eine wichtige Rolle. Sie suggerieren Sicherheit, indem sie den Wunsch vieler Verbraucher erfüllen, zum Ende der Laufzeit mindestens die eingezahlten Beiträge zurückzubekommen. Dies ist jedoch trügerisch. Denn im aktuellen Zinsumfeld haben Produkte mit einer Garantie von 100 Prozent der Beiträge so gut wie kein Renditepotenzial mehr. Das ist jedoch für ein langfristiges Sparziel vor allem mit Blick auf die Absicherung im Alter unbedingt notwendig.

Das ifa untersuchte deshalb aus Verbrauchersicht, welche Auswirkungen eine Absenkung der Garantie auf die Chancen und Risiken der häufigsten Altersvorsorgeprodukte hat. Erstmals wurde dabei die Inflation als entscheidender Faktor berücksichtigt. Im Fokus standen dabei zwei fondsgebundene Lebensversicherungen (statisches und dynamisches Hybridprodukt) sowie ein Fondsprodukt (i-CPPI). Die aktuell maximal darstellbare Garantiehöhe wurde vom ifa bei 90 Prozent der Beiträge berechnet und als Basiswert gesetzt.

Absenkung der Garantie erhöht die Sicherheit

Üblicherweise wird angenommen, dass hohe Garantien mehr Sicherheit bieten als niedrige Garantien. Bezogen auf die Euro-Werte der Leistungen ist dies auch richtig. Dies lässt aber den entscheidenden Punkt außer Acht, dass für die Verbraucher die inflationsbereinigte Kaufkraft relevant ist. „Vermeintlich sicher ist es, sein Geld unters Kopfkissen zu legen. Nur kann man sich dann davon in 30 Jahren lediglich einen Bruchteil leisten“, erläutert Reinke die negativen Folgen der Inflation. Ein Finanzprodukt ist also nur dann sicher, wenn es das Risiko des Kaufkraftverlusts so gering wie möglich hält.

Wird die Garantie der eingezahlten Beiträge abgesenkt, kann der Anbieter stärker in renditeträchtige Aktien investieren. Dies erzeugt zwei gegenläufige Effekte. Einerseits erhöht sich das Risiko von Wertschwankungen. Andererseits reduziert die Wertentwicklung der Aktien die negativen Folgen der Inflation auf das Vermögen. Denn über lange Zeiträume gibt es eine positive Korrelation zwischen Aktienrendite und Inflation. „Hohe Garantien verringern das Risiko von Schwankungen der Aktienmärkte, erhöhen aber im Gegenzug das Risiko, das aus der Inflation resultiert“, fasst Ruß zusammen. 

Werden die Garantien im aktuellen Zinsumfeld gesenkt, führt dies in Bezug auf die Kaufkraft zu einer starken Erhöhung von Chancen bei relativ geringer Zunahme des Risikos. In manchen Fällen steigt das Risiko sogar gar nicht an. Bei niedrigen Zinsen ist der Effekt besonders stark ausgeprägt. Eine hohe Garantie kann unter Umständen also sogar zu einer Erhöhung des realen Risikos führen. „Sicherheit und Garantie ist daher nicht dasselbe“, betont Reinke. Dies unterstreicht auch Ruß: „Im aktuellen Zinsumfeld sind Produkte mit abgesenkter Garantie auch für sicherheitsorientierte Verbraucher bedarfsgerecht.“

Garantieniveau sollte nicht beliebig gesenkt werden

Bemerkenswert ist folgender Effekt: Ausgehend vom höchsten betrachteten Garantieniveau (90 Prozent) erzeugt ein Absenken der Garantie zunächst sehr viel und dann immer weniger zusätzliche Renditechancen. Das Risiko nimmt hingegen immer stärker zu. Bei eher hohen Kursschwankungen bedeutet das konkret: Bis zu einem Garantieniveau von ca. 70 Prozent steigt die reale Chance deutlich stärker an als das reale Risiko. Bei einer weiteren Absenkung des Garantieniveaus erhöht sich dann aber das Risiko ähnlich stark oder sogar stärker als die Chance.

Somit ist der Nutzen von wohldosierten Garantien bei hohen Kursschwankungen relativ hoch. „Garantien sollten für sicherheitsorientierte Verbraucher nicht zu weit abgesenkt werden“, empfiehlt Prof. Ruß und ergänzt: „Eine Garantie von 100 Prozent war in Zeiten höherer Zinsen durchaus sinnvoll. Heute muss jedoch die Diskussion über niedrigere Garantieniveaus dringend geführt werden.“ Aktuell sei eine 100-prozentige Garantie selbst dann nicht sinnvoll darstellbar, wenn die Anbieter alle Kosten halbieren würden. So wichtig eine Diskussion über kostengünstige Produkte auch sei: Das Problem, dass hohe Garantien nicht mehr darstellbar sind, werde primär durch das Zinsniveau ausgelöst. „Insbesondere die hohe Garantieerfordernis bei Riester-Produkten und in der bAV ist aktuell extrem kritisch zu sehen“, warnt der Experte.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.