Ziemlich genau ein Jahr ist es her, da bekam man langsam einen Eindruck der potenziellen Ausmaße von Covid-19 – sowohl mit Blick auf die medizinischen Dimensionen als auch auf Gesellschaft und Wirtschaft. Damals fragten wir uns, ob die globale Corona-Pandemie eine jener schweren Krisen sein wird, bei denen es in der Rückschau ein klar umrissenes „davor“ und ein „danach“ gibt. Und auch wenn Corona noch nicht überwunden ist, kann die Frage schon jetzt mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden. Gesellschaftlich und ökonomisch gab und gibt es tiefe Einschnitte. Viele davon werden bleiben und das künftige Zusammenleben und Wirtschaften nachhaltig verändern, zum Teil auf globaler Ebene.
In unserer damaligen Veröffentlichung hatten wir in zwölf Thesen unsere Erwartungen an die wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Situation „Post Corona“ skizziert. Ein Jahr später wollen wir ein Zwischenfazit ziehen. In welche Richtung hat sich die Welt entwickelt? Wo lagen wir richtig, wo gab es Abweichungen, wo ist es für eine endgültige Bewertung noch zu früh?
Im vorliegenden Papier wiederholen wir kurz die aufgestellten Thesen. In der Folge diskutieren wir die bisher eingetretenen Entwicklungen, angepasste Erwartungen und schreiben zum Teil unsere ursprünglichen Thesen fort.
- Thesen 1 bis 3: Staatsverschuldung und Notenbanken – Fiskalpolitik trifft Niedrigzinsumfeld
Thesen 4 und 5: Europa und die Kosten politischer Ambivalenz – zwischen Wiederaufbaufonds und Brexit
Thesen 6 und 7: Markt und Wettbewerb – Insolvenzen hier, übermächtige „Big Techs“ dort
Thesen 8 bis 10: Entwicklungsschübe durch die Krise – Improvisation und die kreative Kraft der Zerstörung
Thesen 11 und 12: Geopolitik und Globalisierung – neue Blockbildung und (k)eine De-Globalisierung