Die Wirtschaft im Euroraum ist im September etwas weniger gewachsen als zuvor. Die Einkaufsmanagerindizes gaben gegenüber dem Vormonat deutlicher nach als allgemein erwartet – insbesondere in Deutschland. Vor allem das verarbeitende Gewerbe, aber zunehmend auch die Dienstleister leiden unter den Lieferverzögerungen, Angebotsengpässen und deutlich gestiegenen Kosten für Vorleistungsgüter. Teilweise veranlassen die langen Lieferzeiten manche Unternehmen sogar, von Aufträgen abzusehen. Das knappe Angebot bremst also auch etwas die Nachfrage. Verunsichern sollte der Rückgang aber nicht.
Zum einen liegt es in der Natur der Sache: Je weiter sich die Wirtschaft vom Corona-Schock des vergangenen Jahres erholt, desto geringer wird das Potenzial für große Wachstumssprünge. Zum anderen befinden sich die Einkaufsmanagerindizes mit aktuell 56.1 Punkten für Europa und 55.3 Punkten für Deutschland noch deutlich über dem Wert von 50, der weiteres Wachstum signalisiert.
Gleichwohl sollten sich Deutschland und Europa noch besser halten als andere Regionen. Weil die Wirtschaftsleistung noch unter den Vorkrisenniveaus liegt, besteht beispielsweise gegenüber den USA größeres Potenzial für weiteres Wachstum. Zudem fällt es Unternehmen hierzulande leichter, ihre Kapazitäten hochzufahren – die weitere Reduktion der Kurzarbeit macht es möglich. Außerdem kann der Euroraum im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien mit Blick auf die Corona-Pandemie aktuell etwas durchatmen, weshalb sich die Nachfrage nach Dienstleistungen hier kräftiger entwickelt als anderswo.
Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt und Leiter Research & Investment Strategy bei Union Investment