Es kam nicht überraschend, dennoch lässt die schiere Zahl aufhorchen: Im Dezember 2021 stiegen die US-Verbraucherpreise um 7,0 Prozent im Jahresvergleich. Es war der höchste gemessene Wert in den Vereinigten Staaten seit Juni 1982. Größte Inflationstreiber waren die Bereiche Energie und Nahrung. Die entsprechenden Unterindizes lagen Ende Dezember um 29,3 bzw. 6,3 Prozent höher als noch vor Jahresfrist. Im Ergebnis kletterte zwar auch die Kernrate, bei der die besonders schwankungsanfälligen Bereiche Energie und Nahrungsmittel unberücksichtigt bleiben. Allerdings fiel der Anstieg hier geringer als in der Headline aus. Konkret ermittelte das U.S. Bureau of Labor and Statistics einen Anstieg der Kernrate um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es handelt sich damit um den höchsten Wert seit Februar 1991. Im November hatte die Kernrate noch um 4,9 Prozent im Jahresvergleich zugelegt.
Vor allem Energie und Nahrung verteuern sich
Veränderung gegenüber Vorjahr
Verlangsamung der Teuerung im Monatsvergleich
In der Monatsbetrachtung verlangsamte sich der Preisanstieg in der Headline etwas. Hatte der Consumer Price Index for All Urban Consumers im November 2021 noch um 0,8 Prozent zugelegt, so war im Dezember nur noch ein Monatsanstieg um 0,5 Prozent zu verzeichnen. Besonders stark kletterten im Schlussmonat 2021 erneut die Preise für Wohnung (+0,4 Prozent) sowie Neu- (+1,0 Prozent) und vor allem Gebrauchtwagen (+ 3,5 Prozent). Auch Nahrungsmittel verteuerten sich, wenn auch weniger stark als noch in den Vormonaten. Im Dezember wurde noch ein Zuwachs der entsprechenden Unterkomponente von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat (nach +0,8 Prozent im November) ermittelt. Etwas Entspannung verzeichneten die Energiepreise. Nach einer langen Phase stetiger Anstiege verzeichneten die US-Statistiker nun einen Rückgang des entsprechenden Subindex um 0,4 Prozent gegenüber November, bedingt durch Entspannungen bei Benzin- und Erdgaspreisen. In der Kernrate war die Verlangsamung auf Monatsbasis nicht sichtbar. Für Dezember wurde ein Plus von 0,5 Prozent im Monatsvergleich angegeben, nach 0,4 Prozent im November.
Inflation sollte sich 2022 wieder zurückbilden
Verlangsamung der Teuerung im Monatsvergleich
Inflationszahlen dürften nahe dem Hochpunkt sein
Die Jahresveränderung in der Gesamtinflation war von der Mehrheit der Analysten in dieser Höhe erwartet worden, während die Monatsrate leicht über den Konsensus-Schätzungen lag. Die Daten sprechen insgesamt dafür, dass sich die Inflationsrate aktuell nahe dem Hochpunkt befindet und in den kommenden Monaten niedriger ausfallen dürfte. Dafür sprechen mehrere Gründe.
So dürften saisonale Effekte (wie zum Beispiel das abgelaufene Weihnachtsgeschäft) zu einer Nachfragedämpfung führen. Auch die sich zaghaft abzeichnende Entspannung bei den Lieferengpässen vieler Unternehmen sollte eine Beruhigung der Preisdynamik bewirken. Gleiches gilt für die sich bessernde Versorgung mit Mikrochips, die zu einem Anspringen der Autoproduktion und in der Folge zu einer Normalisierung der PKW-Preise führen sollte.
Im weiteren Jahresverlauf ist außerdem mit einer Verschiebung des US-Konsums zu rechnen. Zwar hat die hochansteckende Omikron-Variante auch in den USA zu einem sprunghaften Anstieg der Corona-Neuinfektionen geführt. Diese Verschärfung führt häufig dazu, dass Dienstleistungen wie Restaurant- oder Kinobesuche weniger als üblich nachgefragt werden. Die eingesparten Gelder werden meist in Güter investiert und treiben dort die Preise. Je mehr sich die Corona-Lage entspannt, umso mehr ist hier mit einer Gegenbewegung zu rechnen. Die Ökonomen von Union Investment sehen gute Chancen, dass es im weiteren Jahresverlauf aufgrund höherer Grundimmunisierung und besserer Witterung genau dazu kommt. Im Ergebnis dürfte der Preisdruck bei Gütern nachlassen.
Schließlich sprechen statistische Gründe für einen Rückgang. Kommt es beispielsweise zu keinem weiteren deutlichen Anstieg der Energiepreise – wovon die Ökonomen ausgehen – so sollten die starken 2021er Anstiege bei Gas und vor allem Öl sich mehr und mehr aus der Statistik „waschen“. Grund ist hier die erhöhte Bezugsbasis, die mit den aktuell hohen Raten „verarbeitet“ ist.
Inflationsprognose für USA angehoben
Vor diesem Hintergrund haben die Volkswirte von Union Investment ihre Inflationsprognose für 2022 zwar angehoben, bleiben aber bei ihrem grundsätzlichen Bild einer sich im Jahresverlauf abschwächenden Inflation. Konkret rechnet Union Investment nun mit einem Anstieg der US-Verbraucherpreise im laufenden Jahr um 4,7 Prozent. Zuvor waren die Volkswirte von 4,0 Prozent ausgegangen. Für 2023 wird unverändert ein Zuwachs um 2,5 Prozent prognostiziert.
Vier Zinsschritte 2022 erwartet
Die Kommunikation der US-Notenbank seit Jahresbeginn spricht für einen früher als bislang erwarteten Start des Zinserhöhungszyklus. Bei der Anhörung vor dem US-Senat angesichts der anstehenden Verlängerung seiner Amtszeit sagte Chairman Jerome Powell, dass ein anhaltender Aufschwung die Basis für die Erreichung des Ziels der Maximalbeschäftigung (insbesondere mit Blick auf die Erwerbsbeteiligung) sei. Eine Bedingung dafür sieht Powell in hinreichender Preisstabilität. Außerdem dürfte eine Senkung der Inflation im Vorfeld der im Herbst anstehenden Midterm Elections auch politisch opportun sein.
Die Volkswirte von Union Investment rechnen daher nun mit vier Zinsanhebungen im Jahr 2022. Der erste Schritt dürfte dabei bereits im März erfolgen, gefolgt von weiteren Anhebungen im Juni, September und Dezember. Der Beginn des Bilanzabbaus (aktuell rund 8.700 Milliarden US-Dollar) wird in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres erwartet.